Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Standort Gammertingen braucht Personal
Viele Interessenten besichtigen die Werkstatt der hohenzollerischen Landesbahn
GAMMERTINGEN - Beim Bewerberund Informationstag bei der Eisenbahnbetriebswerkstatt der hohenzollerischen Landesbahn in Gammertingen konnte man sich am Samstag mit fachkundiger Begleitung ein Bild von der Werkstatt und vom Berufsbild des Triebfahrzeugführers, des Elektronikers oder auch des Mechanikers machen. Ab Juni 2019 wird der Gammertinger Standort um zwölf Arbeitsplätze aufgestockt, da die SWEG (Südwestdeutsche Landes Verkehrs-AG) 850 000 Euro in die Modernisierung der Werkstatt investiert, da die neuen Züge des Fahrnetzes zwölf, dem „Ulmer Stern“in Gammertingen gewartet werden. Außerdem werden für das neue Netz 30 zusätzliche Triebfahrzeugführer benötigt.
Daniel Kühn, Auszubildender zum Eisenbahner im Betriebsdienst im dritten Lehrjahr, schwärmt sehr von seinem Beruf. „Es ist viel umfangreicher, als man sich das als Außenstehender vorstellt. Und man hat extrem viel Verantwortung“, erklärt der junge Mann aus Bodelshausen. Anja Hausbrandt aus Lichtenstein und Frank Mayerhofer aus Laupheim haben sich bereits für die Umschulung zum Triebfahrzeugführer entschieden und die Ausbildung im September begonnen. In zehn Monaten werden die beiden zum Triebfahrzeugführer ausgebildet, am Ende steht eine Prüfung in Theorie und Praxis an.
Theoriestunden in Heidenheim
Die theoretische Schulung findet im Ausbildungszentrum in Heidenheim statt und am Gammertinger Standort findet der nächste Ausbildungsblock Anfang des kommenden Jahres mit 40 Fahrtagen statt. „Darauf sind wir schon sehr gespannt, wenn wir bei künftigen Kollegen mitfahren dürfen“, erklärt Anja Hausbrandt. Sie habe sich für die Umschulung entschieden, da sie im Paketzustelldienst tätig war und dieser Job körperlich sehr anstrengend sei. „Ich wollte umschulen, bevor ich meine Gesundheit mit der Paketschlepperei ruiniere. Es macht unheimlich viel Freude, ich habe meine Entscheidung noch keine Minute bereut“, sagte die junge Frau.
Frank Mayerhofer reizte an der Umschulung, dass er viel Verantwortung trägt, was er von seiner bisherigen Tätigkeit gewöhnt sei, und aber trotzdem sein eigener Chef sei. Die Umschulung ist auch aus finanzieller Sicht interessant, da ab dem ersten Tag das volle Gehalt gezahlt wird, erklärte Betriebsratsvorsitzender Thomas Hummel. Personalprokurist Ulrich Basler aus Lahr fügte zudem an, dass die Bezahlung überdurchschnittlich und tariflich geregelt sei.
Im Hinblick auf die zwölf Arbeitsplätze in der Werkstatt, die ab sofort zu besetzen sind, erklärte der Personalprokurist, dass die Stellen mit unbefristeten Arbeitsverträgen ausgestattet werden und dass es zu keinen konjunkturellen Schwankungen kommt, wie diese bei der Metallindustrie auftreten können.
Bei Katrin Kramer waren zahlreiche Voranmeldungen für den Bewerbertag eingegangen. Viele Interessierte, vom Schüler über den Busfahrer, Koch oder auch Mechaniker kamen aber spontan vorbei und ließen sich von den anwesenden Fachleuten durch die Gammertinger Werkstatt führen oder durften im Zug am Steuer Platz nehmen und sich aufklären lassen. Ein junger Mann, der nicht namentlich genannt werden will, da er aktuell noch in einem anderen Beschäftigungsverhältnis ist, zeigte sich nach den Ausführungen von Daniel Kühn und von Lehrlokführer Andreas Frenzl sehr begeistert von der Umschulung zum Triebfahrzeugführer.
Schön sei auch, sagte Thomas Hummel, dass sich inzwischen viele Frauen für die Umschulung interessieren würden. „Durch den hohen digitalisierten technischen Einsatz ist das Ankuppeln von Fahrzeugen heute keine schwere körperliche Arbeit mehr, sondern nur noch ein Knopfdruck nach dem Rangieren. Frauen können das dann also genauso gut wie Männer“, erklärte Thomas Hummel.