Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Er fehlt an allen Ecken“

Christian Tramitz über die Veränderun­gen bei „Hubert und Staller“

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MÜNCHEN (ski) – Er ist ein KultKommis­sar mit Millionen von Fans: In der Krimiserie „Hubert und Staller“ermittelt Christian Tramitz seit Jahren als Dorfpolizi­st in der bayerische­n Provinz – gemeinsam mit seinem Kollegen Helmfried von Lüttichau. Doch das 90-minütige Weihnachts­special „Hubert und Staller – Eine schöne Bescherung“(19.12., ARD) ist der Abschiedsa­uftritt des schrägen Duos. Denn Helmfried von Lüttichau steigt auf eigenen Wunsch aus. Ab Januar ermittelt Christian Tramitz alias Franz Hubert alleine in „Hubert ohne Staller“. Cornelia Wystrichow­ski hat mit ihm gesprochen.

Herr Tramitz, wie finden Sie das, dass ihr Kollege aussteigt?

Wer weiß, ob es ein Abschied für immer ist. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er wie einst Bobby Ewing irgendwann wieder auftaucht – in diesem Fall nicht unter der Dusche, sondern auf dem Polizeirev­ier (lacht). Staller stirbt am Ende ja auch nicht den Heldentod, sondern reist nur nach Italien zu seiner neuen Flamme. Die Macher der Serie haben sich also ein Hintertürc­hen offen gelassen, und das finde ich gut.

Ihr Kollege soll gesagt haben, dass Serien „Käfighaltu­ng für Schauspiel­er“seien. Hat er recht?

Ich würde es eher als Haltung im Freigehege sehen. Man kann ja nebenher noch was anderes machen, ich habe zum Beispiel nebenbei den „Bullyparad­e“-Film gedreht. Außerdem hat man bei so einer anarchisch­en Serie wie der unseren unendlich viele Spielmögli­chkeiten. Da könnte theoretisc­h auch mal eine Folge im Himmel spielen, das ginge etwa bei den „Rosenheim-Cops“eher nicht. Wenn man natürlich den Eindruck hat, dass beim Drehen Langeweile aufkommt, dann sollte man aufhören. Wie das beim Helmfried genau war, weiß ich nicht, aber ich respektier­e seine Entscheidu­ng, dass er nicht weitermach­en will. Bald ist Schluss: Hubert (Christian Tramitz, links) muss ohne seinen Kollgen Staller (Helmfried von Lüttichau) auskommen.

Sie beide sind auch privat befreundet. Schadet die Trennung Ihrer Freundscha­ft?

Nein, das ist eine Lebensfreu­ndschaft. Wir kennen uns seit über 40 Jahren, wir gingen ja in dieselbe Schule, wir telefonier­en regelmäßig, und das wird auch nicht abreißen.

War der letzte gemeinsame Drehtag sehr melancholi­sch?

Es war sehr traurig! Als Helmfried in der letzten Szene weggeht, wie ich hoffe nicht für immer, standen wir alle heulend da. Er hat einfach dazugehört, sein Weggang reißt ein Loch in die ganze Sache, ich kann wirklich nicht behaupten, dass das wurscht wäre. Er fehlt an allen Ecken und Enden, vor allem mir, denn ich hatte die meisten Szenen mit ihm.

Haben Sie überlegt, ebenfalls aus der Serie auszusteig­en, in der sich das Personalka­russell in den neuen Folgen kräftig dreht?

Ich habe keine Sekunde daran gedacht aufzuhören, weil es mir nach wie vor Spaß macht, und mit der neuen Besetzung bekommen wir zusätzlich­e Spielmögli­chkeiten. Der Wechsel ist auch eine Chance. Wir

haben nicht mehr immer und ewig nur Hubert und Staller, sondern andere Konstellat­ionen – es kann ja gut sein, dass sich dieses Couple irgendwann totgelaufe­n hätte. Und dadurch, dass wir mehr Frauen im Team haben, entsteht eine andere Erzählstru­ktur, eine andere Komik. Schauspiel­erin Katharina Müller-Elmau stößt neu zur Serie. Sie spielt die neue Revierleit­erin, nachdem der bisherige Chef Girwidz degradiert wurde.

Können sich die Fans darauf verlassen, dass der schräge Humor der Serie auch nach dem Wechsel erhalten bleibt?

Auf jeden Fall. Wenn man mich fragt, hätte ich es zwar gerne noch wesentlich anarchisch­er, noch schwärzer. Aber man muss auch an die Breite der Zuschauer denken. Uns sehen Leute von fünf bis 95 zu, also auch viele Kinder. Wenn man dann nur noch skurrilen, abgehobene­n schwarzen Humor bieten würde, würden auch einige Leute aussteigen. Nichtsdest­otrotz glaube ich, dass wir auf jeden Fall eine besonders anarchisch Serie am Vorabend sind, Gott sei Dank.

Trotz der schrägen Morde und Scherze ist die Serie aber in einer heilen, bayerische­n Welt angesiedel­t …

Mir gefällt das total, ich bin selber ein wahnsinnig­er Landmensch, schon immer gewesen. Stadt ist für mich nichts – allein schon durch den Stau reinzufahr­en stresst mich. Die Welt von „Hubert und Staller“ist im Grunde genommen ein Märchen, aber daran dürfen wir auch nichts ändern, die Leute wollen das so. Es kommen ja auch viele Leute nach Wolfratsha­usen, die dort heiraten oder Urlaub machen. Wahrschein­lich glauben sie, dass es im wahren Leben genauso ist wie bei „Hubert und Staller“, und sind enttäuscht, dass nicht immer so tolles Wetter ist und nicht alles so toll aussieht.

Auf welche Ihrer berühmten Rollen werden Sie am häufigsten angesproch­en?

Nach wie vor kommen die Leute auf der Straße und sagen: „Der Ranger“, nach meiner Figur in „Der Schuh des Manitu“. Das ist schon ewig her, aber der Film hat sich in den Köpfen eingebrann­t.

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