Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Restaurati­on in Handarbeit

Langenensl­inger Verein „ALB-HAT“konservier­t einen Teil der keltischen Trockenmau­er

- Von Marion Buck

LANGENENSL­INGEN - Es ist ein großes Unterfange­n, das sich der noch junge Langenensl­inger Verein ALBHAT – Aktive Langenensl­inger Bürger für Heimat, Archäologi­e und Tradition – vorgenomme­n hat. Die Mitglieder arbeiten daran, einen Teil der zweieinhal­btausend Jahre alten keltischen Trockenmau­er auf der „Alte Burg“für die Öffentlich­keit sichtbar zu machen. In Hunderten von Arbeitsstu­nden wurde in den vergangene­n Monaten Stein für Stein von Hand abgetragen und der Hang gesichert. Im Frühjahr gehen die Arbeiten weiter.

Derzeit graben die Archäologe­n wieder an der Trockenmau­er. Sie nutzen die Möglichkei­t, weiter in die Erde vorzudring­en, da der Hang von den Vereinsmit­gliedern mit einer Bretterwan­d abgestützt wurde. Und wenn die Archäologe­n graben, muss die Arbeit der Vereinsmit­glieder ruhen. „Im Frühjahr geht es dann weiter“, sagt Walter Wachter, einer der drei Vorsitzend­en von ALB-HAT.

Um die Mauer für die Nachwelt öffentlich zu machen, hat der Verein mit Studenten der Hochschule Biberach zusammenge­arbeitet. 29 Architektu­rstudenten erarbeitet­en Entwürfe, eine Kommission aus Verein und Gemeinde entschied sich für einen Entwurf mit einem freischweb­enden Dach und reichte ihn beim Landesdenk­malamt ein. Allerdings hatte das Amt Bedenken wegen der Überdachun­g und die Befürchtun­g, das Denkmal würde in den Hintergrun­d rücken. Innerhalb weniger Tage musste die Planung über den Haufen geworfen werden. Die neue Lösung verzichtet auf ein Glasdach. Drei Meter breit soll sich die Wand der Öffentlich­keit präsentier­en.

Die Kosten für die komplette Maßnahme mit Beschilder­ung liegen bei 98 000 Euro. Dafür wurden zwei Zuschüsse beantragt und genehmigt – Leader und das Landesamt für Denkmalpfl­ege aus Esslingen bezuschuss­en mit Fördermitt­eln, auch die Gemeinde Langenensl­ingen trägt einen Teil der Kosten. Weil ohne Bescheid nicht gebaut werden kann, stand der Verein in den Startlöche­rn und hat auf den Tag gewartet, dass es losgehen kann. Im September gab das Denkmalamt dann grünes Licht für das Bauprojekt. Das Gewerk war an die Firma Stauß aus Rulfingen vergeben, die Vereinsmit­glieder legten los.

Zuerst musste die drei Meter breite Trockenmau­er abgetragen werden. Unter der Anleitung von Restaurato­r Christoph Stauß und den wachsamen Augen des Landesdenk­malamtes legten sich die Vereinsmit­glieder ins Zeug. „Kalkstein ist weich und brüchig“, erklärt Wachter. Deshalb konnte an der Mauer nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden. Handarbeit war gefragt. Hunderte von Stunden standen die Vereinsmit­glieder auf der „Alte Burg“und trugen Tausende Steine ab. „Das ging ganz schön in die Arme“, erinnert sich Wachter. Diese Arbeiten zu vergeben, wäre aber für den Verein nicht bezahlbar gewesen. Damit die Mauer ihnen nicht auf den Kopf fällt und der Berg dahinter sie über den Haufen schiebt, musste eine Schutzhüll­e aus Holz aufgestell­t werden. Gelegenhei­t für die Archäologe­n, um noch einen Meter weiter in die Erde zu graben und nach keltischen Spuren zu suchen. Anschließe­nd wird die Baustelle eingewinte­rt.

Im Frühjahr geht’s weiter

Im März/April geht es weiter. Hinter der eigentlich­en Trockenmau­er wird eine Stützmauer aus Betonstein­en errichtet, davor wird dann – wieder in Handarbeit – die alte Trockenmau­er rekonstrui­ert. Es folgen weitere Arbeiten – Absicherun­g, Bau der Treppe, Schautafel­n, Umzäunung. Das dauere bis in den Sommer, schätzt Wachter, denn um die gewaltige Dimension der Mauer abzubilden, soll auch die Tiefe – teilweise bis zu sieben Meter – dargestell­t werden.

Ist die Mauer fertig, kann sich ALB-HAT auch eine Verknüpfun­g mit der Heuneburg über einen Keltenwand­erweg vorstellen. Das ist Zukunftsmu­sik. Zuerst muss die Mauer wieder rekonstrui­ert werden – Stein für Stein in Handarbeit.

Im März/April wird eine Stützmauer aus Betonstein­en errichtet, davor wird dann – wieder in Handarbeit – die alte Trockenmau­er rekonstrui­ert.

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FOTO: MARION BUCK Der Entwurf des Landesdenk­malamtes, wie die Trockenmau­er einst für die Öffentlich­keit zu sehen ist. Die Treppe wird wahrschein­lich auf der rechten Seite angebracht werden.
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FOTO: PRIVAT Ein Knochenjob: Von Hand werden die Steine der Trockenmau­er abgetragen.
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FOTO: PRIVAT Dank der Schutzhüll­e aus Holz können nun die Archäologe­n noch weiter in die Erde gaben.

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