Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Restauration in Handarbeit
Langenenslinger Verein „ALB-HAT“konserviert einen Teil der keltischen Trockenmauer
LANGENENSLINGEN - Es ist ein großes Unterfangen, das sich der noch junge Langenenslinger Verein ALBHAT – Aktive Langenenslinger Bürger für Heimat, Archäologie und Tradition – vorgenommen hat. Die Mitglieder arbeiten daran, einen Teil der zweieinhalbtausend Jahre alten keltischen Trockenmauer auf der „Alte Burg“für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. In Hunderten von Arbeitsstunden wurde in den vergangenen Monaten Stein für Stein von Hand abgetragen und der Hang gesichert. Im Frühjahr gehen die Arbeiten weiter.
Derzeit graben die Archäologen wieder an der Trockenmauer. Sie nutzen die Möglichkeit, weiter in die Erde vorzudringen, da der Hang von den Vereinsmitgliedern mit einer Bretterwand abgestützt wurde. Und wenn die Archäologen graben, muss die Arbeit der Vereinsmitglieder ruhen. „Im Frühjahr geht es dann weiter“, sagt Walter Wachter, einer der drei Vorsitzenden von ALB-HAT.
Um die Mauer für die Nachwelt öffentlich zu machen, hat der Verein mit Studenten der Hochschule Biberach zusammengearbeitet. 29 Architekturstudenten erarbeiteten Entwürfe, eine Kommission aus Verein und Gemeinde entschied sich für einen Entwurf mit einem freischwebenden Dach und reichte ihn beim Landesdenkmalamt ein. Allerdings hatte das Amt Bedenken wegen der Überdachung und die Befürchtung, das Denkmal würde in den Hintergrund rücken. Innerhalb weniger Tage musste die Planung über den Haufen geworfen werden. Die neue Lösung verzichtet auf ein Glasdach. Drei Meter breit soll sich die Wand der Öffentlichkeit präsentieren.
Die Kosten für die komplette Maßnahme mit Beschilderung liegen bei 98 000 Euro. Dafür wurden zwei Zuschüsse beantragt und genehmigt – Leader und das Landesamt für Denkmalpflege aus Esslingen bezuschussen mit Fördermitteln, auch die Gemeinde Langenenslingen trägt einen Teil der Kosten. Weil ohne Bescheid nicht gebaut werden kann, stand der Verein in den Startlöchern und hat auf den Tag gewartet, dass es losgehen kann. Im September gab das Denkmalamt dann grünes Licht für das Bauprojekt. Das Gewerk war an die Firma Stauß aus Rulfingen vergeben, die Vereinsmitglieder legten los.
Zuerst musste die drei Meter breite Trockenmauer abgetragen werden. Unter der Anleitung von Restaurator Christoph Stauß und den wachsamen Augen des Landesdenkmalamtes legten sich die Vereinsmitglieder ins Zeug. „Kalkstein ist weich und brüchig“, erklärt Wachter. Deshalb konnte an der Mauer nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden. Handarbeit war gefragt. Hunderte von Stunden standen die Vereinsmitglieder auf der „Alte Burg“und trugen Tausende Steine ab. „Das ging ganz schön in die Arme“, erinnert sich Wachter. Diese Arbeiten zu vergeben, wäre aber für den Verein nicht bezahlbar gewesen. Damit die Mauer ihnen nicht auf den Kopf fällt und der Berg dahinter sie über den Haufen schiebt, musste eine Schutzhülle aus Holz aufgestellt werden. Gelegenheit für die Archäologen, um noch einen Meter weiter in die Erde zu graben und nach keltischen Spuren zu suchen. Anschließend wird die Baustelle eingewintert.
Im Frühjahr geht’s weiter
Im März/April geht es weiter. Hinter der eigentlichen Trockenmauer wird eine Stützmauer aus Betonsteinen errichtet, davor wird dann – wieder in Handarbeit – die alte Trockenmauer rekonstruiert. Es folgen weitere Arbeiten – Absicherung, Bau der Treppe, Schautafeln, Umzäunung. Das dauere bis in den Sommer, schätzt Wachter, denn um die gewaltige Dimension der Mauer abzubilden, soll auch die Tiefe – teilweise bis zu sieben Meter – dargestellt werden.
Ist die Mauer fertig, kann sich ALB-HAT auch eine Verknüpfung mit der Heuneburg über einen Keltenwanderweg vorstellen. Das ist Zukunftsmusik. Zuerst muss die Mauer wieder rekonstruiert werden – Stein für Stein in Handarbeit.
Im März/April wird eine Stützmauer aus Betonsteinen errichtet, davor wird dann – wieder in Handarbeit – die alte Trockenmauer rekonstruiert.