Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Landmarkt Schilling muss schließen
Jahresbilanz zeigt: Betrieb ist langfristig nicht mehr wirtschaftlich.
BINGEN - Nach zwei Monaten vorläufiger Insolvenz ist nun die Entscheidung gefallen: Der Landmarkt Schilling schließt, der Abverkauf hat begonnen. Das teilt Inhaber Patrick Schilling, der den Laden als eingetragener Kaufmann führt, mit. Bis zum letzten Tag habe er auf die Zahlen der Buchhaltung gewartet, sagt der Inhaber, wegen krankheitsbedingter Ausfälle hätten diese jedoch erst zum Jahreswechsel vorgelegen. Das Ergebnis: Der Landmarkt trägt sich finanziell nicht, ist nicht mehr zukunftsfähig.
Der Landmarkt Schilling, einziger Nahversorger mit Komplettsortiment in Bingen, befand sich schon seit Anfang November 2018 in vorläufiger Insolvenz. Hohe Umsatzverluste, vor allem hervorgerufen durch den Wegfall langjähriger Stammkunden im oberen Alterssegment, so lautete die Analyse des Inhabers. Ältere Kunden, die ihre Mobilität einbüßten und fortan von ihrer Familie mitversorgt würden, fielen demnach am meisten ins Gewicht. Denn die im Berufsleben stehenden Kinder gingen tendenziell eher zum Discounter nahe der auswärtigen Arbeitsstelle, so die Problemanalyse. Der Rest der Kundschaft, auch junge Leute, käme eher für kurzfristige, kleine Einkäufe nach dem Motto „noch was vergessen“in den Laden.
Diese Einschätzung bestätigte sich im Wesentlichen bei Gesprächen unserer Zeitung mit Kunden vor Ort. Allerdings äußerten die Binger auch den Wunsch, den Laden in ihrer Gemeinde „auf alle Fälle“erhalten zu wollen. Für manche war der Laden gar „ein zweites Zuhause“. Ihre Gewohnheit, den Großeinkauf woanders zu erledigen, konnten die Passanten jedoch nicht so recht erklären. Am Preis liege es aber nicht, verriet ein junger Mann unserer Zeitung. Gewohnheiten sind bekanntlich schwer zu ändern; im Fall des Landmarktes Schilling haben sich zu wenige dazu entschieden, sie zu ändern.
„Es gab für uns nicht den notwendigen Rückhalt in der Gemeinde Bingen“, erklärt Schilling, der den Laden als eingetragener Kaufmann führt. Gleichwohl möchte er mit seiner Familie in Bingen bleiben. „Wir sind hier gut integriert“, sagt der Familienvater, „unsere Kinder gehen hier zur Schule“. Ob die Familie die Wohnung oberhalb des Ladens behalten kann, stehe jedoch noch nicht fest.
Schilling will nach vorne schauen
Um seine Mitarbeiter macht sich der Geschäftsmann dagegen keine großen Sorgen. „Wir haben unseren Mitarbeitern fristgerecht gekündigt, einige haben schon jetzt eine neue Stelle im Auge, andere wollen einfach eine Auszeit. Schließlich war ja schon seit November nicht sicher, wie es mit uns weitergeht“, sagt der Inhaber. „Es hat eben nicht sollen sein“, sagt Schilling resigniert, die bittere Enttäuschung ist in seiner Stimme nicht zu überhören, „wir müssen jetzt in die Zukunft blicken“. Er selbst arbeitet schon seit knapp einem Jahr wieder als leitender Angestellter bei einem Elektromarkt, ursprünglich um die Umsatzverluste des Landmarkts auszugleichen. Der Landmarkt jedoch war ein Traum für ihn und seine Familie – ein Traum, der jetzt geplatzt ist.