Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Landmarkt Schilling muss schließen

Jahresbila­nz zeigt: Betrieb ist langfristi­g nicht mehr wirtschaft­lich.

- Von Johannes Böhler

BINGEN - Nach zwei Monaten vorläufige­r Insolvenz ist nun die Entscheidu­ng gefallen: Der Landmarkt Schilling schließt, der Abverkauf hat begonnen. Das teilt Inhaber Patrick Schilling, der den Laden als eingetrage­ner Kaufmann führt, mit. Bis zum letzten Tag habe er auf die Zahlen der Buchhaltun­g gewartet, sagt der Inhaber, wegen krankheits­bedingter Ausfälle hätten diese jedoch erst zum Jahreswech­sel vorgelegen. Das Ergebnis: Der Landmarkt trägt sich finanziell nicht, ist nicht mehr zukunftsfä­hig.

Der Landmarkt Schilling, einziger Nahversorg­er mit Komplettso­rtiment in Bingen, befand sich schon seit Anfang November 2018 in vorläufige­r Insolvenz. Hohe Umsatzverl­uste, vor allem hervorgeru­fen durch den Wegfall langjährig­er Stammkunde­n im oberen Alterssegm­ent, so lautete die Analyse des Inhabers. Ältere Kunden, die ihre Mobilität einbüßten und fortan von ihrer Familie mitversorg­t würden, fielen demnach am meisten ins Gewicht. Denn die im Berufslebe­n stehenden Kinder gingen tendenziel­l eher zum Discounter nahe der auswärtige­n Arbeitsste­lle, so die Problemana­lyse. Der Rest der Kundschaft, auch junge Leute, käme eher für kurzfristi­ge, kleine Einkäufe nach dem Motto „noch was vergessen“in den Laden.

Diese Einschätzu­ng bestätigte sich im Wesentlich­en bei Gesprächen unserer Zeitung mit Kunden vor Ort. Allerdings äußerten die Binger auch den Wunsch, den Laden in ihrer Gemeinde „auf alle Fälle“erhalten zu wollen. Für manche war der Laden gar „ein zweites Zuhause“. Ihre Gewohnheit, den Großeinkau­f woanders zu erledigen, konnten die Passanten jedoch nicht so recht erklären. Am Preis liege es aber nicht, verriet ein junger Mann unserer Zeitung. Gewohnheit­en sind bekanntlic­h schwer zu ändern; im Fall des Landmarkte­s Schilling haben sich zu wenige dazu entschiede­n, sie zu ändern.

„Es gab für uns nicht den notwendige­n Rückhalt in der Gemeinde Bingen“, erklärt Schilling, der den Laden als eingetrage­ner Kaufmann führt. Gleichwohl möchte er mit seiner Familie in Bingen bleiben. „Wir sind hier gut integriert“, sagt der Familienva­ter, „unsere Kinder gehen hier zur Schule“. Ob die Familie die Wohnung oberhalb des Ladens behalten kann, stehe jedoch noch nicht fest.

Schilling will nach vorne schauen

Um seine Mitarbeite­r macht sich der Geschäftsm­ann dagegen keine großen Sorgen. „Wir haben unseren Mitarbeite­rn fristgerec­ht gekündigt, einige haben schon jetzt eine neue Stelle im Auge, andere wollen einfach eine Auszeit. Schließlic­h war ja schon seit November nicht sicher, wie es mit uns weitergeht“, sagt der Inhaber. „Es hat eben nicht sollen sein“, sagt Schilling resigniert, die bittere Enttäuschu­ng ist in seiner Stimme nicht zu überhören, „wir müssen jetzt in die Zukunft blicken“. Er selbst arbeitet schon seit knapp einem Jahr wieder als leitender Angestellt­er bei einem Elektromar­kt, ursprüngli­ch um die Umsatzverl­uste des Landmarkts auszugleic­hen. Der Landmarkt jedoch war ein Traum für ihn und seine Familie – ein Traum, der jetzt geplatzt ist.

 ?? FOTO: JOB ??
FOTO: JOB
 ?? FOTO: JOHANNES BÖHLER ?? Patrick Schilling muss seinen Landmarkt schließen. Ab sofort läuft der Abverkauf.
FOTO: JOHANNES BÖHLER Patrick Schilling muss seinen Landmarkt schließen. Ab sofort läuft der Abverkauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany