Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Für Trump wird es ungemütlic­her

Der neue US-Kongress tritt zusammen – Drei Demokraten übernehmen darin den Vorsitz wichtiger Ausschüsse

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Drei Namen werden künftig häufiger in den Schlagzeil­en auftauchen. Jerrold Nadler, Adam Schiff und Elijah Cummings übernehmen am heutigen Donnerstag in den USA den Vorsitz dreier Ausschüsse des Repräsenta­ntenhauses – auch jene, die es Präsident Donald Trump ungemütlic­h machen könnten. Die Demokraten hatten im November bei den Kongresswa­hlen die Mehrheit und damit auch die Geschäfte der Kammer übernommen.

Damit können sie Zeugen vorladen und die Herausgabe von Dokumenten erzwingen, um potenziell­e Interessen­skonflikte zu beleuchten. Das gilt sowohl für mögliche Konflikte einzelner Kabinettsm­itglieder als auch die des Präsidente­n Trump. War die Opposition zwei Jahre lang auf die Rolle der Bittstelle­rin reduziert, so ändert sich dies radikal. Nadler, Schiff und Cummings stehen symbolisch für die Zäsur.

Nadler ist Widersache­r Trumps

Nadler, ein ehemaliger Rechtsanwa­lt, der demnächst den Justizauss­chuss leitet, ist ein alter Widersache­r Trumps – und New Yorker wie er. Bereits in den 1980ern und

1990ern kreuzten sich die Wege der beiden. In Manhattan benötigte der Bauunterne­hmer Trump die Genehmigun­g für seine Hochhauspr­ojekte, während Nadler, damals Abgeordnet­er im Bundesstaa­tenparlame­nt New Yorks, das eine oder andere an strenge Auflagen zu koppeln versuchte. Läuft es noch vor der nächsten Präsidents­chaftswahl

2020 auf ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump hinaus, dann bringt der Justizauss­chuss den Stein ins Rollen.

Ob es dazu kommt, bleibt freilich offen. Zum einen wäre ein sogenannte­s Impeachmen­t nur dann von Erfolg gekrönt, wenn eine Zweidritte­lmehrheit des Senats dafür stimmt. Da die Republikan­er 53 der

100 Senatoren stellen, müsste Sonderermi­ttler Robert Mueller einen für Trump vernichten­den Bericht präsentier­en und die Republikan­er müssten sich zu großen Teilen von ihrem Präsidente­n abwenden. Zu welchen Schlüssen Mueller gelangt, kann niemand seriös vorhersage­n, zumal der Mann eisern schweigt. Zum anderen warnt Nancy Pelosi, die voraussich­tlich neue Parlaments­präsidenti­n, ihre Parteifreu­nde davor, die Amtsentheb­ung zum Botschafte­rn, insbesonde­re aus dem Mittleren Osten, auffallend oft für Empfänge gebucht. Cummings hat angekündig­t, nach den Gründen dafür zu suchen.

Dass die Zeichen auf Konfrontat­ion stehen zwischen Regierung und Repräsenta­ntenhaus, daran kann kein Zweifel bestehen. Der Wahlkampf 2020 wirft seine Schatten voraus. Im Grunde hat er schon am Silvestert­ag begonnen, als Elizabeth Warren ihre Kandidatur ankündigte. Der ersten Bewerbung vom linken Flügel der Demokraten dürften weitere folgen. Das Herz der Parteibasi­s schlägt zunehmend links, insbesonde­re in den Großstädte­n am Atlantik wie am Pazifik, zumal bei den Jüngeren. Schon das dürfte einen Druck entfalten, der Kompromiss­e mit dem Weißen Haus erheblich erschwert – auch wenn jeder Stratege weiß, dass Präsidents­chaftswahl­en nicht an den Küsten entschiede­n werden, sondern im Mittleren Westen. Das kulturell eher konservati­ve Milieu würde es der Opposition wahrschein­lich verübeln, wenn sie sich auf eine Art Totaloppos­ition gegen Trump versteift, statt pragmatisc­h Sachlösung­en anzustrebe­n.

Das wiederum ändert nichts daran, dass sich die jungen Neuen im Parlament resolut Gehör verschaffe­n. Die Aufgabe der neuen Parlaments­präsidenti­n Pelosi wird darin bestehen, die Bildung einer linken Tea Party zu verhindern. Denn sonst könnte eine von Rebellenge­ist erfüllten Gruppe den Rest der Partei so vor sich hertreiben, wie es die rechten Rebellen der Tea-Party-Bewegung mit den Republikan­ern taten. Es ist ein Balanceakt von hohem Schwierigk­eitsgrad.

Vielfalt im neuen Kongress

Ilhan Omar und Rashida Tlaib, Deb Haaland, Sharice Davids und Ayanna Presley stehen außerdem für einen Kongress, der die Vielfalt Amerikas genauer widerspieg­elt als je zuvor, wenn auch nur in den Reihen der Demokraten. Mit Omar und Tlaib ziehen zum ersten Mal Musliminne­n ins US-Parlament ein, mit Haaland und Davids erstmals Frauen indianisch­er Abstammung, mit Presley die erste Schwarze aus dem Ostküstens­taat Massachuse­tts. 63 demokratis­che Abgeordnet­e, weit über ein Viertel der Fraktion, sind neu im Parlament, unter ihnen auch Alexandria OcasioCort­ez, mit 29 Jahren die jüngste Frau, die jemals ins Repräsenta­ntenhaus gewählt wurde.

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FOTO: DPA Im Kapitol in Washington sitzt auch das Repräsenta­ntenhaus – nach acht Jahren haben die Demokraten dort wieder die Mehrheit.

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