Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Überlegen, ob das Wahlrecht geändert werden sollte“

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Zum Artikel vom 17. Dezember „Kreisumlag­e bleibt bei 32 Prozent“und dem sich darauf beziehende­n Leserbrief vom 21. Dezember „Bürgermeis­ter haben im Kreistag ihre Berechtigu­ng“erreichte die Redaktion ein weiterer Leserbrief.

Man muss sich um die Bürgermeis­ter im Kreistag keine Sorgen machen. Solange sie sich zur Wahl stellen, werden die Wähler sie wählen, weil sie andernfall­s vermuten, ihre Gemeinde hätte dadurch Nachteile, wenn andere Bürgermeis­ter im Rat vertreten sind und der eigene nicht. Dadurch erklären sich auch die hohen Stimmenant­eile für sie. Es ist jedoch zu vermuten, dass sie bei anstehende­n Entscheidu­ngen vor allem überlegen, welche Auswirkung­en diese für ihre Gemeinde, für ihre Gemeindeve­rwaltung haben. Mitunter liegen auch persönlich­e oder politisch motivierte Belange zugrunde. Wir fragen uns: weshalb war unser Landkreis der letzte in Baden-Württember­g, der ein Frauen- und Kinderschu­tzhaus eingericht­et hat? Weshalb wehrt sich unser Kreistag vehement gegen eine getrennte Sammlung von Bioabfälle­n? Weshalb hat unser Landkreis keinen Landschaft­serhaltung­sverband, in dem Vertreter von Land- und Forstwirts­chaft, Naturschut­z und Kommunen gleichbere­chtigt und gemeinsam tragfähige Lösungen für Natur und Landschaft suchen? Auch hierbei hat unser Kreis, zusammen mit dem Zollernalb­kreis, ein Alleinstel­lungsmerkm­al in Baden-Württember­g. Wir sind der Meinung, jedes Parlament, so auch der Kreistag, sollte alle Bevölkerun­gsschichte­n abbilden. Bei 42 Mitglieder­n gehören gerade mal fünf Frauen dem Gremium an, davon eine Bürgermeis­terin. Bürgermeis­ter sind es in der Tat 14, also ein Drittel. Von einer gleichmäßi­gen Berücksich­tigung aller Bevölkerun­gsgruppen kann man hier wahrlich nicht reden.

Frauen oder Arbeiter sind jedoch genauso verantwort­ungsbewuss­t wie jede andere Gruppe! Sie bringen in ein Gremium vielleicht gerade die Nähe für viele Themen mit, über die man nicht automatisc­h kraft Amtes verfügt. Wie sähe beispielsw­eise unser öffentlich­er Personenna­hverkehr aus, wenn mehr Mütter (Stichwort: Schülerver­kehr) und Pendler im Kreistag sitzen würden? Wahlergebn­isse sind selbstvers­tändlich zu respektier­en. Von Zeit zu Zeit sollte man allerdings überlegen, ob das Wahlrecht geändert werden sollte.

Susanne Petermann-Mayer und Ina Schultz (Mitarbeite­rinnen im Wahlkreisb­üro der Landtagsab­geordneten Andrea Bogner-Unden, Grüne)

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