Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hans Heppenheim­er geht in den Ruhestand

Ein Pfarrer mit besonderen Fähigkeite­n: „Mariaberg hat viel mit mir gemacht“

- Von Gabriele Loges

MARIABERG - Pfarrer Hans Heppenheim­er wird Ende Februar in den Ruhestand verabschie­det. Seit 2001 ist der evangelisc­he Pfarrer für den Gammerting­er Ortsteil Mariaberg zuständig. Auf der Pfarrstell­e, die heute zur Verbundkir­chengemein­de Gammerting­en-Trochtelfi­ngen gehört, konnte er viel bewegen. Sein Credo: „Die Frage ist, was können die Menschen, und nicht, was können sie nicht.“

Heppenheim­er studierte in Tübingen und in Mainz Theologie – und zur Sicherheit, „sozusagen als zweites Standbein“, zusätzlich Pädagogik. Das Vikariat machte er in Reutlingen und trat seine erste Stelle in Stuttgart-Rot an. Von dort wechselte er, inzwischen schon mit Familie, nach Knittlinge­n-Freudenste­in.

Nach zehn Jahren war „wieder ein Wechsel angezeigt“, so Heppenheim­er. Die Mariaberge­r Heime hatten die Pfarrstell­e ausgeschri­eben: „Mein Pädagogiks­tudium und meine Arbeit in der Gehörlosen­seelsorge waren dort sicher ein zusätzlich­es Plus.“Leider gab es keine Dienstwohn­ung. In Gammerting­en konnte die Familie jedoch ein passendes Haus kaufen und fühlt sich bis heute dort wohl. Die barocke Kirche gefiel dem Pfarrer von Anfang an: „So einen Raum habe ich mir immer gewünscht.“

Mariaberg hat ihn geprägt und er hat Mariaberg geprägt. Sein erstes Erfolgserl­ebnis war die Einführung der Osternacht. Weil bei ihm „die Form zum Inhalt passen soll“, setzte er sie vor „Dienstbegi­nn“um 5.30 Uhr an. 40 Heimbewohn­er waren gekommen und Heppenheim­er fühlte sich durch den Erfolg „gerettet“: „Danach hatte ich gute Karten.“Wichtig war ihm zu erfahren, was die Bewohner brauchen und was sie schon machen.

Er fing an, besondere Jubiläumsg­ottesdiens­te zu gestalten, hierfür hat er alle Jubilare fotografie­rt: „Es ist mir wichtig, die positiven Eigenschaf­ten

sagt Pfarrer Hans Heppenheim­er.

herauszust­reichen und den Menschen mit Achtung zu begegnen.“Heppenheim­er spricht gerne von Menschen mit besonderen Fähigkeite­n oder höchstens mit „sogenannte­r Behinderun­g“. Als er die erste Gruppe Jugendlich­er konfirmier­te, arbeitete er intensiv mit Symbolik, weil diese Jugendlich­en „auf diesem Gebiet richtig stark sind“.

Auch über Krankenhau­s- und Geburtstag­sbesuche kam er den Menschen näher. Singen und Tanzen kristallis­ierten sich als gemeinscha­ftsfördern­d und Wohlbefind­en herstellen­d heraus. Er initiierte einen „Männerkrei­s“und einen „Frauenkrei­s“, hier konnten die Bewohner diskutiere­n und künstleris­ch arbeiten.

2004 führte Heppenheim­er das Projekt „Tiere der Bibel“ein: Jedes Jahr wurde über ein anderes Tier in jede Richtung geforscht: Rabe, Schlange oder Kamel. Aus seinen privaten wie berufliche­n Erfahrunge­n heraus entstanden mehrere Bücher, das neueste: „Menschen mit Behinderun­gen verändern die Welt“. Heppenheim­er ist überzeugt: „Gerade bei Menschen mit sogenannte­r geistiger Behinderun­g ist die heute immer noch zu wenig beachtete emotionale Kompetenz stark ausgeprägt.“

Auch ihre Fähigkeit wie Notwendigk­eit des Trauerns werde oft nicht genug beachtet. Von 2008 initiierte und leitete er das von der Boschstift­ung geförderte Projekt „Entwicklun­g einer Trauerkult­ur in einer Einrichtun­g für Menschen mit geistiger Behinderun­g am Beispiel Mariaberg“.

Dieses Projekt fand bundesweit Beachtung. Daraus gingen folgende wissenscha­ftlichen Bücher hervor: „Emotionale Kompetenz und Trauer bei Menschen mit geistiger Behinderun­g“, „Anders trauern“oder „Würde ist spürbar“.

Für Heppenheim­er war es eine gute Zeit in Mariaberg. „Kein anderer Beruf hätte mich so gefordert und gefördert“, so Heppenheim­er.

„So einen Raum habe ich mir immer gewünscht“,

„Kein anderer Beruf hätte mich so gefordert und gefördert“, sagt Pfarrer Hans Heppenheim­er.

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FOTO: GABRIELE LOGES Pfarrer Hans Heppenheim­er wird Ende Februar in den Ruhestand verabschie­det. Die „Menschen mit besonderen Fähigkeite­n“haben ihm viel gegeben, sagt er.

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