Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hans Heppenheimer geht in den Ruhestand
Ein Pfarrer mit besonderen Fähigkeiten: „Mariaberg hat viel mit mir gemacht“
MARIABERG - Pfarrer Hans Heppenheimer wird Ende Februar in den Ruhestand verabschiedet. Seit 2001 ist der evangelische Pfarrer für den Gammertinger Ortsteil Mariaberg zuständig. Auf der Pfarrstelle, die heute zur Verbundkirchengemeinde Gammertingen-Trochtelfingen gehört, konnte er viel bewegen. Sein Credo: „Die Frage ist, was können die Menschen, und nicht, was können sie nicht.“
Heppenheimer studierte in Tübingen und in Mainz Theologie – und zur Sicherheit, „sozusagen als zweites Standbein“, zusätzlich Pädagogik. Das Vikariat machte er in Reutlingen und trat seine erste Stelle in Stuttgart-Rot an. Von dort wechselte er, inzwischen schon mit Familie, nach Knittlingen-Freudenstein.
Nach zehn Jahren war „wieder ein Wechsel angezeigt“, so Heppenheimer. Die Mariaberger Heime hatten die Pfarrstelle ausgeschrieben: „Mein Pädagogikstudium und meine Arbeit in der Gehörlosenseelsorge waren dort sicher ein zusätzliches Plus.“Leider gab es keine Dienstwohnung. In Gammertingen konnte die Familie jedoch ein passendes Haus kaufen und fühlt sich bis heute dort wohl. Die barocke Kirche gefiel dem Pfarrer von Anfang an: „So einen Raum habe ich mir immer gewünscht.“
Mariaberg hat ihn geprägt und er hat Mariaberg geprägt. Sein erstes Erfolgserlebnis war die Einführung der Osternacht. Weil bei ihm „die Form zum Inhalt passen soll“, setzte er sie vor „Dienstbeginn“um 5.30 Uhr an. 40 Heimbewohner waren gekommen und Heppenheimer fühlte sich durch den Erfolg „gerettet“: „Danach hatte ich gute Karten.“Wichtig war ihm zu erfahren, was die Bewohner brauchen und was sie schon machen.
Er fing an, besondere Jubiläumsgottesdienste zu gestalten, hierfür hat er alle Jubilare fotografiert: „Es ist mir wichtig, die positiven Eigenschaften
sagt Pfarrer Hans Heppenheimer.
herauszustreichen und den Menschen mit Achtung zu begegnen.“Heppenheimer spricht gerne von Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder höchstens mit „sogenannter Behinderung“. Als er die erste Gruppe Jugendlicher konfirmierte, arbeitete er intensiv mit Symbolik, weil diese Jugendlichen „auf diesem Gebiet richtig stark sind“.
Auch über Krankenhaus- und Geburtstagsbesuche kam er den Menschen näher. Singen und Tanzen kristallisierten sich als gemeinschaftsfördernd und Wohlbefinden herstellend heraus. Er initiierte einen „Männerkreis“und einen „Frauenkreis“, hier konnten die Bewohner diskutieren und künstlerisch arbeiten.
2004 führte Heppenheimer das Projekt „Tiere der Bibel“ein: Jedes Jahr wurde über ein anderes Tier in jede Richtung geforscht: Rabe, Schlange oder Kamel. Aus seinen privaten wie beruflichen Erfahrungen heraus entstanden mehrere Bücher, das neueste: „Menschen mit Behinderungen verändern die Welt“. Heppenheimer ist überzeugt: „Gerade bei Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung ist die heute immer noch zu wenig beachtete emotionale Kompetenz stark ausgeprägt.“
Auch ihre Fähigkeit wie Notwendigkeit des Trauerns werde oft nicht genug beachtet. Von 2008 initiierte und leitete er das von der Boschstiftung geförderte Projekt „Entwicklung einer Trauerkultur in einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung am Beispiel Mariaberg“.
Dieses Projekt fand bundesweit Beachtung. Daraus gingen folgende wissenschaftlichen Bücher hervor: „Emotionale Kompetenz und Trauer bei Menschen mit geistiger Behinderung“, „Anders trauern“oder „Würde ist spürbar“.
Für Heppenheimer war es eine gute Zeit in Mariaberg. „Kein anderer Beruf hätte mich so gefordert und gefördert“, so Heppenheimer.
„So einen Raum habe ich mir immer gewünscht“,
„Kein anderer Beruf hätte mich so gefordert und gefördert“, sagt Pfarrer Hans Heppenheimer.