Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Aus Freundschaft soll Partnerschaft werden
Bürgermeister Marcus Ehm will die Beziehung zur elsässischen Stadt Thann intensivieren und offiziell besiegeln
SIGMARINGEN - Bürgermeister Marcus Ehm würde gerne die bestehende Freundschaft mit der Stadt Thann im Elsass ausbauen und strebt eine Städtepartnerschaft an. Ob das Interesse daran von gegenseitiger Natur ist, weiß er noch nicht. Doch die Signale seien positiv. Seit dem Jahr 1969 verbindet die beiden Städte eine Freundschaft, deren Wurzeln im Vereinsleben liegen.
Der damalige Feuerwehrkommandant Christian Bantle verbrachte seinen Urlaub in Thann. Wegen eines Regentags fiel seine geplante Wanderung aus und er fand den Weg ins örtliche Feuerwehrhaus. Dort knüpfte er Kontakte mit dem damaligen Kommandanten Jules Huck der Thanner Wehr. Die Familien und die Feuerwehren sind bis heute eng miteinander verbunden, die Freundschaft hat sich über weitere Vereine auch auf die Verwaltung ausgeweitet. Regelmäßig reisen Gemeinderäte in die elsässische Stadt, auch zwischen Schulen bestehen Kontakte, die evangelischen Kirchen sind ebenso miteinander verbunden wie die Fasnetsvereine. Auch Bürgermeister Ehm war schon in Thann, 2017, vor seiner Zeit als Bürgermeister, trat er mit dem Fanfarenzug des Vetter Guser auf dem dortigen Kulturund Jugendfest auf und suchte das Gespräch zu Vertretern der Stadt, darunter zum gewählten Bürgermeister Romain Luttringer. Bald will sich Ehm dort als neuer Bürgermeister Sigmaringens vorstellen. Auch gebe es regelmäßige Besuche von Elsässern in Sigmaringen. Ehm liege es am Herzen, dass Sigmaringen eine französische Partnerstadt erhäl. Derzeit bestehen mit Partnerschaften in Boxmeer und Feldkirch lediglich Verbindungen in die Niederlande und nach Österreich. Zum einen sei der Wunsch historisch bedingt – „Sigmaringen hat einen engen Bezug zu Frankreich,“, sagt er und spielt auf das Vichy-Regime an, als Sigmaringen kurzzeitig zur Hauptstadt Frankreichs erklärt wurde. Er findet, die Initiative zur Partnerschaft sollte von der größeren Stadt ausgehen. Die ist zweifelsohne Sigmaringen, denn Thann hat nur 7900 Einwohner. Außerdem sei es angesichts der Historie zwischen Deutschland und Frankreich der vergangenen 180 Jahre angebracht und moralisch verpflichtend, dass die deutsche Seite den ersten Schritt mache.
Gespräche beim Neujahrsempfang
Das Thema Partnerschaft will Ehm beim Neujahrsempfang der Stadt am Sonntag, 13. Januar, anregen – denn eine kleine Abordnung aus Thann, darunter Luttringers Stellvertreter und die Gemeindeoberhäupter Gilbert Stoeckel und Charles Vetter, wird dort erstmalig vertreten sein. Bei seinem offiziellen Besuch in Thann, der bald darauf ansteht, könnte man dann weitere Schritte gehen, wenn dies erwünscht sei. „Es gibt keine Vorgaben für den Akt der Städtepartnerschaft“, sagt Ehm. Ihm schwebe aber ein Eintrag ins goldene Buch der Stadt Sigmaringen sowie die Erstellung zweier Urkunden vor. Auch ein Fest wäre schön.
Die bestehenden Partnerschaften mit Boxmeer und Feldkirch sollen natürlich dadurch keineswegs vernachlässigt werden. „Für eine Stadt wie Sigmaringen sind drei Städtepartnerschaften durchaus machbar“, sagt Ehm. Thann pflegt übrigens auch zwei bestehende Partnerschaften: Zu Gubbio in Umbrien, Italien, und Tonneins in Frankreich.
Ihm sei wichtig, dass die Partnerschaften nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch gepflegt werden – durch gegenseitige Besuche etwa. Im Haushalt für 2019 hat Ehm bereits 7000 Euro mehr als im Vorjahr für die Pflege von Städtepartnerschaften einplanen lassen.
Eine Chance in der Partnerschaft sieht Ehm vor allem für Vereine und Schulen, aber auch die Wirtschaft könnte profitieren. „Angenommen ein Betrieb aus Thann entscheidet sich für eine deutsche Niederlassung, stünden diesem in Sigmaringen die Türen offen.“