Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ich bin nur wegen der Rabatte hier“
Räumungsverkauf im Landmarkt Schilling: So reagieren die Kunden
BINGEN - Der Abverkauf beim Landmarkt Schilling läuft. Ein trauriger Anblick: Während die Regale rasch immer leerer werden, ist der Parkplatz vor dem Landmarkt voll besetzt – so voll wie seit Monaten nicht. Das ist eigentlich kein Wunder, denn im Abverkauf sind alle Artikel mit Ausnahme von Backwaren und Zigaretten um die Hälfte reduziert. An der Kasse hängt ein Schild:„Vielen Dank für Ihre Treue“steht darauf. Davor stehen sowohl alte Stammkunden mit wehmütigem Blick als auch die Opportunisten, die die Angebote locken, an.
„Dass der Laden schließt, finde ich sehr schade“, sagt Friedrich Kepeler, der soeben seinen Einkaufswagen auf den Parkplatz in Richtung Auto schiebt, „das ist ein großer Verlust für Bingen.“Noch ist der Rentner mobil, er kann also künftig auch in Sigmaringen einkaufen gehen.
Schlechte Infrastruktur zunehmend Problem für Bingen
„Is’ halt so“, antwortet Werner Lais, der ebenfalls mit vollem Einkaufswagen aus dem Laden kommt. Vorher habe er nicht im Landmarkt Schilling eingekauft, sagt er, „weil es da viel zu teuer war“. „Ich bin nur wegen der Rabatte hier“, gibt er unumwunden zu.
Für ihn selbst sei der Ladenschluss daher kein großer Verlust, „aber mir tun die älteren Menschen leid, die kein Auto haben und darauf angewiesen sind“, sagt er. „Die werden es jetzt wahrscheinlich richtig schwer haben“, sagt er. Auch die schlechte öffentliche Verkehrsanbindung in Bingen sieht er als Problem. „Hier in Bingen fährt ja kaum noch ein Bus, das ist grausig“, sagt Lais. Klaus Peter Schlüssler dagegen, der gerade seine Einkäufe auf den Motorroller lädt, findet es „richtig scheiße“, dass der Laden schließt. Wo er künftig einkaufen wird, kann er noch nicht sagen. „Das muss ich noch sehen“, meint er. Er ist überzeugt: „Nicht nur mir wird der Landmarkt fehlen“.
Auch die Stammkundin
Karin Krügel, die mit der „Schwäbischen Zeitung“schon einmal während der vorläufigen Insolvenz gesprochen hat, kommt gerade wieder zu Fuß mit ihrem Korb zum Einkaufen in den Landmarkt Schilling – vielleicht zum letzten Mal. Für sie bricht mit dem Ladenschluss eine Welt zusammen. „Ich könnte heulen“, sagt sie, „unser Dorf ist doch nicht so klein, dass hier kein Laden bestehen kann – wo soll ich denn jetzt hin?“
Für Krügel ist das Aus für den Landmarkt „eine mittlere Katastrophe“. Zwar zweifelt sie nicht daran, dass die meisten Binger den Laden erhalten wollten, „aber am Ende waren die Leute einfach zu bequem, um ihre Gewohnheiten zu ändern“, sagt sie. Dabei sei es dort immer sauber gewesen und das Sortiment gut. „Wenn das so weitergeht, stirbt unser Dorf“, sagt sie.