Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Theatergruppe Kettenacker in voller Aktion
Heißer Streit um den Spätzlesdrücker aus chinesischer Produktion
KETTENACKER - Traditionell wird in Kettenacker in der Zeit nach Weihnachten Theater gespielt: Zwei Männer und fünf junge Frauen bilden die Theatergruppe der Ledigengesellschaft Kettenacker und spielen mit Begeisterung das Lustspiel „Dr chinesische Spätzlesdricker“. In dem lustigen Schwank geht es hoch her, es wird gestritten und es geht drunter und drüber – und doch gibt es ein gutes Ende.
Die Ledigengesellschaft Kettenacker ist einer der wenigen Vereine, die nur ledige männliche Mitglieder haben. Erster Vorsitzender ist aktuell Daniel Heitzler. Gegründet 1904, zählt der Verein aktuell 25 Mitglieder, die über 18 Jahre alt sind, laut Satzung dürfen nur bis zu drei Auswärtige dem Verein angehören. Mitglieder ab 40 Jahren werden zu „Ehrenledigen“ernannt und scheiden damit aus dem aktiven Vereinsleben aus. Das Jahr über gibt es verschiedene Aktivitäten, den Höhepunkt des Jahres bildet die Theaterspielzeit, dabei dürfen auch Frauen mitmachen.
Die Spielleitung im Theater hat Sabine Knupfer, das Bühnenbild wurde wieder – wie so oft bisher – von Edi Biener selbst erstellt. Als Souffleuse fungiert Gina Geiselhart und für die Maske ist Sarah Maier zuständig. Gespielt wird im Bürgerhaus Kettenacker, eine große Gruppe junger Helfer – männlich und weiblich – ist eifrig für die Verköstigung der Besucher zuständig, es werden sogar warme Speisen angeboten.
Ein Großauftrag aus China
Während Daniel Heitzler die herzliche Begrüßung an die Gäste richtet, schwören sich die Laiendarsteller mit lauten gemeinsamen Rufen auf ein gutes Gelingen des Theaterspiels ein. Und darum geht’s im Stück: Ein Großauftrag für 20 000 Spätzlesdrücker bringt die Gebrüder Päckle von der „Päckle GmbH & Co. KG“dazu, die Produktion kostengünstig nach China zu vergeben. Was dann aber geliefert wird, ist so unverkäuflich, dass man beschließt, einen Versicherungsunfall zu inszenieren. Als das schief geht, ist guter Rat teuer.
Das Publikum hat seine wahre Freude an dem rustikalen Vorgehen im Büro der Firma Päckle. In breitem Schwäbisch und mit deftigen Spitzen bekriegen sich die Firmeninhaber und ihre Frauen. In einigen Passagen wird richtig zugepackt und der Spätzlesdrücker auch als handfestes Schlagwerkzeug eingesetzt.
Mit den aus chinesischer Produktion gelieferten „Spätzlesdrickern“lassen sich leider keine Spätzle herstellen. Mitten in dieser Blamage und knapp vor dem finanziellen Ruin der Firma gibt es doch eine Verwendung für die Fehlproduktion und der ganze Streit löst sich wundersam auf.
Thomas Deisser, der Autor des Lustspiels, hat es erfolgreich verstanden, bis zum Schluss eine sagenhafte Spannung aufzubauen. Und die Theaterspieler haben alles daran gesetzt, diese besondere Stimmung „schlagfertig“zu entwickeln. Anhaltender Beifall dankte den Darstellern für ihren packenden Einsatz und die perfekte Verteilung der Rollen.