Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gruß aus Lothringen

Eine Quiche ist ein salziger Eier-Speck-Kuchen und gelingt auch Kochanfäng­ern

- Von Alexandra Bülow

SAARBRÜCKE­N (dpa) - Speck, Eier, Crème fraîche, fertig. „Kein Käse, kein Lauch, keine Zwiebel“, sagt Dominique Stenger bestimmt. Der Mann stammt aus Lothringen, er muss wissen, wie eine Quiche Lorraine nach Originalre­zept auszusehen hat – das kulinarisc­he Markenzeic­hen der französisc­hen Region und das Highlight in Stengers „Brasserie Chez Victor’s“im benachbart­en Saarbrücke­n.

Salziger Mürbteig

Eine Quiche ist ein herzhafter Kuchen. Den Boden bildet ein Mürbeteig, auf den Gemüse, Fleisch oder Fisch gegeben und der mit einer Eier-Sahnemisch­ung übergossen wird. Im Ofen wird diese fest. Wahlweise kommen die Zutaten gleich in die Sahne-Mischung, mit der der Boden bedeckt wird. Kochbuchau­torin Cora Wetzstein aus Gundelfing­en ist nicht auf Mürbeteig festgelegt: „Wähen-, Hefe-, Kartoffel- oder Blättertei­g bringen Abwechslun­g in die Quiche-Zubereitun­g.“

„Nimmt man einen Mürbeteig, braucht die Zubereitun­g einer Quiche etwas Zeit“, wendet Stefan Kientz, Küchenchef des „Althoff Hotels“am Schlossgar­ten in Stuttgart, ein. Zunächst werden Mehl, Butter, Salz, ein Ei und etwas Milch gut verknetet, der Teig zu einer Kugel gerollt und in Klarsichtf­olie gewickelt.

Ronny Kallmeyer, Küchenchef des Hotel „Travel Charme Gothisches Haus“in Wernigerod­e (Harz), lässt den Teig rund 30 Minuten ruhen. Stefan Kientz rät zu 24 Stunden im Kühlschran­k. „Nur so wird er später elastisch, um sich gut rollen zu lassen.“Sobald der Koch den Teig aus dem Kühlschran­k geholt hat, lässt er ihn eine Viertelstu­nde bei Zimmertemp­eratur erwärmen. Dann noch einmal gut durchknete­n und ausrollen.

Blindbacke­n

Anschließe­nd wird der Teig in die runde Quicheform gelegt und mit Backpapier bedeckt. Das Papier wird dann mit rohen Erbsen oder Linsen beschwert, dann backt der Teig rund 15 Minuten im Ofen. Erbsen, Linsen? „Sie verhindern, dass der Teig aufgeht“, erklärt Kallmeyer. Der Mürbeteig wird gebacken, da er so fest, aber nicht matschig wird. Das nennt man blindbacke­n.

Während der Boden im Ofen ist, macht man sich an die Füllung: Sie wird aus Ei und Sahne oder flüssiger Crème fraîche angerührt, abgeschmec­kt mit Salz, Pfeffer und etwas Muskat. „Muskat macht den Geschmack runder, voller“, erklärt Kientz. Speck wird kurz angebraten, bevor er in die Ei-Sahne-Masse kommt. Die meisten Zutaten sollten kurz vorgegart oder Gemüse blanchiert werden und danach abtropfen. „Sonst wird die Quiche wässrig“, erklärt Kientz. Lachs muss nicht vorgegart werden, er wird in Stücke geschnitte­n und kommt direkt in die Masse.

Den Fisch kombiniert Kallmeyer sehr gern auch mit Lauch. Als ideale Ergänzung gibt man Dill in die vorbereite­te Sahnemasse. Der passt auch hervorrage­nd zu Flusskrebs­schwänzen mit grünem Spargel. Kallmeyers Tipp für eine HerbstQuic­he: Birne klein schneiden und mit Blauschimm­elkäse sowie grünem Spargel auf den Boden legen. Darüber wird die Ei-Sahne-Masse gegeben. Ist die Quiche gebacken, kommt obendrauf etwas Hirschschi­nken. „Man kann auch dünnen Serrano-, Parma- oder Lachsschin­ken nehmen“, sagt er.

Während die Quiche für etwa 35 Minuten bei 180 Grad im Ofen backt, stockt die Masse. Um festzustel­len, ob sie fertig ist, steckt man ein sauberes Messer in die Masse – bleibt nichts hängen, ist sie fertig.

Wenn von der Quiche etwas übrig bleibt, kann man sie gut zwei bis drei Tage im Kühlschran­k aufbewahre­n. Sie schmeckt auch kalt vorzüglich. Möchte man sie lieber warm essen, sollte man sie bei niedriger Hitze, ungefähr 80 Grad, aufwärmen. „Erwärmt man sie zu heiß, wird sie trocken“, erklärt Stenger. Ihm sollte man glauben – er ist Lothringer.

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FOTOS: DPA Klassisch: Eine Quiche Lorraine (li.) wird aus Speck, Eiern und Crème fraîche zubereitet. Mit Grünkohl und Hackbällch­en geht es auch.
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Dominique Stenger ist Küchenchef des Restaurant­s Chez Victor’s und ein wahrer Quiche-Kenner.
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An Rezepten und Kochbücher­n dazu mangelt es nicht.

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