Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Es geht nur mit aller Kraft
Wollen die Ravensburg Towerstars erfolgreich sein, brauchen sie den vollen Kader
RAVENSBURG - 1:4 bei den Eispiraten Crimmitschau, 2:3 gegen die Bayreuth Tigers, 4:3 nach Verlängerung gegen den Deggendorfer SC – auch die jüngsten drei Spiele haben reichlich Aufschluss darüber gegeben, wohin der Weg der Ravensburg Towerstars in dieser DEL2-Saison noch gehen könnte. Denn die zwei Punkte aus drei Partien gegen vermeintlich deutlich schwächere Gegner zeigten, dass der Tabellenführer mit seinem Power-Eishockey stark davon abhängt, wie viele Spieler er aufs Eis bringen kann. Heißt: Nur mit aller Kraft, mit einem vollen und gesunden Kader ist die Chance groß, aus dieser Saison eine wirklich große zu machen. Schon am Freitag um 19.30 Uhr geht es beim EC Bad Nauheim weiter.
Dass Trainer Jiri Ehrenberger jede Chance nutzt, auf vier Reihen aufzustocken, zeigte die Partie am Mittwochabend gegen Deggendorf. Nach den Spielen zuvor war eigentlich davon auszugehen, dass er wieder mit Kapitän Vincenz Mayer in der Defensive beginnt, um dort mit drei Blöcken arbeiten zu können. Doch ihm war die Offensive wichtiger. Mayer spielte vorn, damit Ehrenberger fast vier Reihen auffüllen konnte. Allein neben Tim Brunnhuber und Julian Kornelli musste eine Position wechselnd besetzt werden. Hinten rotierten dafür fünf Spieler auf den zwei Defensivpositionen. Das klappte ordentlich, wenn auch gegen einen der schwächsten Gegner der Liga.
Langmann nicht glücklich
„60 Minuten auf einem Level durchspielen“– das ist eine von Ehrenbergers zentralen Devisen. Das sei gegen Deggendorf zwar besser als gegen Bayreuth gelungen, gegen die es drei Tage zuvor im letzten Spiel des Jahres 2018 eine 2:3-Niederlage gegeben hatte. Aber die Leistung gegen den Tabellenletzten Deggendorf war eben auch nicht gut genug, um drei Punkte zu holen. „Wir haben sehr viel investiert“, sagte Ehrenberger. „Aber wir haben nach der 3:2-Führung sehr gute Chancen vergeben.“Das lag sicher auch am ganz starken Goalie Cody Brenner, der viele Schüsse abwehrte. Das lag aber dieses Mal auch an Goalie Jonas Langmann, der im Ravensburger Tor einen seiner schwächeren Abende hatte. Beim 0:1 war er bei einem Bandenabpraller nicht schnell genug zurück zwischen den Pfosten, vor dem 1:2 spielte er einen harmlosen Rückpass lasch nach außen weg und ermöglichte so Deggendorf den entscheidenden Zugriff tief in der Ravensburger Zone. „Kuriose Gegentore“, nannte es Ehrenberger.
Auch an Langmann und seiner Leistung lässt sich festmachen, worauf es im weiteren Verlauf der Saison ankommen wird. Erstens muss sich der Kader wieder füllen. Ehrenberger hatte am Donnerstag Hoffnung, dass Pawel Dronia und Andreas Driendl bis spätestens zum Heimspiel am Sonntag um 18.30 Uhr gegen die Heilbronner Falken zurückkehren. Driendl machte am Donnerstag das Training mit und hatte danach keinerlei Beschwerden. Ob es schon für das Spiel am Freitagabend in Bad Nauheim reicht, wird sich zeigen, „wenn wir in den Bus steigen“, meinte der Towerstars-Trainer. Kilian Keller machte am Donnerstag einen kleinen Belastungstest auf dem Fahrrad, er wird am Wochenende ganz sicher noch nicht mit dabei sein. Julian Kornelli wird den Ravensburgern weiter zur Verfügung stehen, da sich die Personallage bei den Schwenninger Wild Wings deutlich verbessert hat. „Für ihn ist es bei uns gut“, sagte Ehrenberger. „Er braucht Spielpraxis.“
Ankommen wird es auch – zweitens – darauf, dass alle Spieler ihre Topleistung abliefern – wie es in der ersten Saisonhälfte reihenweise gelang. Dann ist viel möglich. Mehr als vergangene Saison mit Sicherheit. Denn auf Platz sieben haben die seit Wochen an der Tabellenspitze stehenden Towerstars bereits 19 Punkte Vorsprung. Die direkte Play-off-Qualifikation (mindestens Platz sechs) ist auch sehr wahrscheinlich. Ravensburg kann sogar schon damit liebäugeln, mit Heimrecht in die Play-offs zu starten.
„Es ist nur ein kleiner Sieg“, sagte Ehrenberger am Mittwochabend. „Es ist ein neues Jahr. Immerhin sind wir mit einem Sieg gestartet.“Dem viele folgen sollen. Am besten in Bad Nauheim. „Schlechte Phasen wie gegen Bayreuth“, weiß der Trainer, „dürfen wir uns in Bad Nauheim ganz sicher nicht leisten.“