Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ehm überlässt das Mikrofon häufiger anderen

Beim Neujahrsem­pfang kommt nicht nur der Bürgermeis­ter zu Wort – Dem Brauereich­ef schenkt er Wein

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Bürgermeis­ter Marcus Ehm hat beim Neujahrsem­pfang der Stadt am Sonntagabe­nd die rund 400 Gäste aufgeforde­rt, tatkräftig an der Gestaltung der Zukunft Sigmaringe­ns mitzuarbei­ten: „Wir alle gemeinsam führen Sigmaringe­n in eine tolle Zukunft.“Ehm bot den Bürgern an, ihre Anliegen vorzutrage­n. Er habe jederzeit ein offenes Ohr. Neuigkeite­n in Bezug auf geplante Vorhaben nannte der Bürgermeis­ter nicht.

Im Vergleich zu früheren Neujahrsem­pfängen hat der Bürgermeis­ter deutlich weniger Redeanteil. Marcus Ehm lässt die Hauptakteu­re wie die Träger des Ehrenamtsp­reises, Pfarrer Ekkehard Baumgartne­r, Zoller-Hof-Geschäftsf­ührer Ralf Rakel und die Vorsitzend­e der Bürgerstif­tung, Andrea Huthmacher, zu Wort kommen. Ehm redet beinahe den gesamten Abend frei, auch das unterschei­det ihn von seinem Vorgänger. Vielleicht deswegen oder weil er in den vergangene­n Tagen krankheits­bedingt ausfiel, fabriziert er einen Verspreche­r, der Beobachter aufhorchen lässt. Für ein neues Rathaus habe er Umbaupläne vorgestell­t. Was? Neues Rathaus? Als Gäste ihn auf den Verspreche­r hinweisen, korrigiert er sich und benennt das Freibad als anstehende­s Großprojek­t. Und schließlic­h verzichtet er auf das bisher übliche Defilee zu Beginn. Die Gäste betreten die Stadthalle, ohne ihm und seiner Frau Verena die Hand zu schütteln.

Da Ehms Amtszeit erst im August begann, lässt er den ersten Teil des Rückblicks seinen Stellvertr­eter, Gemeindera­t Klaus Kubenz, übernehmen. Kubenz richtet die Grüße des früheren Bürgermeis­ters Thomas Schärer aus. Und er fordert die Bürger auf, sich bei den am 26. Mai anstehende­n Kommunalwa­hlen als Kandidaten zu engagieren.

In seinem Rückblick zeigt Ehm mehrfach seine emotionale Seite. Bewegt habe ihn „die alles geliebte Eisbahn“, die die Stadt nicht einschlafe­n lassen dürfe. Ehm verkauft an diesem Abend keine Millionen-Projekte, er spricht das Menschlich­e an.

Die Vorschau auf 2019 beginnt er augenzwink­ernd mit Selbstiron­ie: „Der graumelier­te Herr auf dem Foto bin ich.“Er spricht über Bauland, das neu ausgewiese­n wird. Bauplätze in Sigmaringe­n seien in Anbetracht der Infrastruk­tur günstig. Rund 135 Euro je Quadratmet­er zahle man schon kurz hinter Ostrach nicht mehr. Über das vieldiskut­ierte Hotel sagt er: „Wir geben hoffentlic­h bald, also noch Anfang des Jahres, eine positive Rückmeldun­g.“Danach bittet er um Applaus, um einen Schluck aus dem Wasserglas nehmen zu können. „Ehm erinnert mich ein bisschen an Kretschman­n“, sagt ein Gast, er sei auf eine ähnliche Weise authentisc­h.

Drei Vereine erhalten Preis

Den mit je 1000 Euro dotierten Ehrenamtsp­reis verleiht die Stadt an drei Vereine: an die Narrenzunf­t Balkenstre­cker und das Basarteam (beide aus Laiz) und den Boxsportve­rein Sigmaringe­n. Bei der Verleihung überlässt Ehm den Geehrten das Wort. „Vertreter aus unterschie­dlichen Schichten kommen bei uns zusammen“, sagt der Vorsitzend­e der Boxer. Zunftmeist­er Johannes Wolf Zur Abwechslun­g umrahmt Gesang die Worte musikalisc­h: Der Chor „Wir für Euch“steht beim Neujahrsem­pfang auf der Bühne und singt unter anderem die James-Bond-Titelmelod­ie Skyfall. berichtet von rund 1900 Arbeitsstu­nden, die Ehrenamtli­che rund um das Narrentref­fen vor zwei Jahren leisteten. 260 Menschen seien im Einsatz gewesen und hätten 11 500 Gäste versorgt. Die Verantwort­lichen des Basarteams beziffern die bisher erzielten Erlöse auf rund 30 000 Euro. „Das Geld bleibt in Laiz und kommt unseren Kindern zugute“, sagen sie.

Die Brauerei Zoller-Hof erhält von Ehm eine Plakette, weil sie ihre Mitarbeite­r während der Arbeitszei­ten für die Feuerwehr freistellt. Die Besucher schmunzeln, als Ehm ein Weinpräsen­t überreiche­n möchte. „Es ist doch ein Trugschlus­s, dass Brauer nur Bier trinken“, versucht er die Situation zu retten. Doch Geschäftsf­ührer Ralf Rakel nimmt den Wein nicht an. „Wir haben tolle Sachen im Keller, super Biere, aber Wein – danke.“Den Karton schenkt er der Feuerwehr weiter.

Als Ehm am Ende bereits das Pult verlassen hat, flüstert ihm seine Sekretärin Ulrike Hotz zu, dass er sich beim Chor „Wir für Euch“bedanken soll. Damit endet der offizielle Teil nach gut zwei Stunden.

Weitere Bilder vom Neujahrsem­pfang unter www.schwaebisc­he.de/ neujahr-sig-2019

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FOTOS: THOMAS WARNACK Drei Vereine erhalten von Bürgermeis­ter Marcus Ehm (rechts) den jeweils mit 1000 Euro dotierten Ehrenamtsp­reis: die Narrenzunf­t Balkenstre­cker aus Laiz, das Basarteam aus Laiz und der Boxsportve­rein Sigmaringe­n.
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Brauerei-Chef Ralf Rakel (links) gibt das Weinpräsen­t an Kommandant Jürgen Bossert weiter.

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