Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In weniger Sekunden muss das Plakat überzeugen
Ausstellung von Wahlplakaten im Stadtmuseum geht bis zum 10. Februar – Eröffnung im Rathaus
MENGEN - In wenigen Sekunden sollen sie den Betrachter fesseln und überzeugen: Die Ausstellung „Wer die Wahl hat… Plakate als Spiegel der politischen Auseinandersetzung“im Stadtmuseum Alte Posthalterei ist nun an den Wochenenden geöffnet. Am Freitagabend fand im Rathaus die Eröffnung mit zahlreichen Rednern statt.
Unmittelbare Verständlichkeit, ein starker Blickfang und ein hoher Erinnerungswert – diese Kriterien machen laut Wolfgang Berger den Erfolg eines Plakates aus. Bei der Eröffnung der Ausstellung hielt der ehemalige Leiter der Außenstelle Heidelberg der Landeszentrale für politische Bildung die Laudatio. Bei Fußgängern müsse ein Plakat seine Botschaft innerhalb von sechs bis acht Sekunden verdeutlichen können. „Bei Autofahrern sind es sogar nur vier Sekunden“, ergänzte er.
Präsentiert wird die Ausstellung vom Verein für Heimatgeschichte und Museen in Mengen, dem evangelischen Bildungswerk Oberschwaben, der Volkshochschule Mengen und dem Kulturforum des Landkreises Sigmaringen. „Ein großer Teil der Ausstellung kommt von der Landeszentrale politische Bildung, Außenstelle Heidelberg“, sagte Ottokar Linder, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Einen bedeutenden Teil nimmt das Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht und die Darstellung der „Mütter des Grundgesetzes“ein. Das sei auch nicht verwunderlich wenn so zwei starke Frauen wie Brunhilde Raiser (Bildungswerk) und Monika Hapke (Volkshochschule) beteiligt seien, sagte Linder mit Humor. „Alles unterzubringen und zu kuratieren war keine leichte Aufgabe“, sagte er über die Ausstellung.
Bürgermeister Stefan Bubeck sprach über seine ganz persönlichen Wahlkampferfahrungen: Er kann bereits auf vier Bürgermeisterwahlkämpfe zurückblicken. „Ich habe damals bewusst auf Hausbesuche und Wahlplakate verzichtet“, erinnerte er sich an seinen ersten Wahlkampf in Hettingen. Wie er freimütig einräumte, habe das damals auch an finanziellen Gründen gelegen, denn ein Bürgermeisterwahlkampf kostet Geld. „Man redet von einem Euro pro Einwohner“, erläuterte er. Mit Plakaten machte er schon früh Erfahrungen: Sein Vater sei Gewerkschaftsund SPD-Mitglied gewesen und habe ihn dann bei Wahlkämpfen dazu „verdonnert“, Plakate aufzuhängen, erinnerte sich Bubeck, selber CDU-Mitglied, lächelnd.
Dem Thema Frauenquote steht Bubeck kritisch gegenüber. Es gebe für eine Frau doch nichts Beschämenderes, wenn sie eine Führungsposition nur deshalb bekomme, weil sie eine Frau sei, meinte er. „Gegenüber männlichen Mitbewerbern ist es auch diskriminierend“, sagte er.
Brunhilde Raiser nahm das in ihrem Grußwort auf. Sie verteidigte die Frauenquote und führte als Beispiel die Nazizeit an: Die Nationalsozialisten hätten entgegen anderslautender Gerüchte das Frauenwahlrecht, aktiv und passiv, nicht abgeschafft, aber bei Parteien einfach keine Frauen zugelassen und damit seien dann auch keine Frauen auf Wahllisten gelandet. „Das ist der Sinn von Quote“, meinte sie vor diesem Hintergrund. Sie und auch Monika Hapke verdeutlichten weiter, dass der Sinn der Ausstellung sei, dass die Betrachter die Plakate „lesen“, sprich die unterschwelligen Botschaften verstehen. „Versuchen Sie sich heute Abend mal am Lesen von Plakaten“, rief Monika Hapke die Besucher der Ausstellungseröffnung auf. Kreisarchivar Edwin Ernst Weber, auch Geschäftsführer des Kulturforums, erinnerte daran, dass Demokratie „keine Errungenschaft ist, die selbstverständlich ist“. Es gehe auch um Zumutungen, Kompromiss, Dialog und die Akzeptanz einer einmal getroffenen Entscheidung. Wenn Besucher der Ausstellung sehen würden, dass Demokratie auch Engagement voraussetzte, „dann wäre sehr viel gewonnen“, so Weber.
Musikalisch umrahmten Beate Rimmele mit Gesang und Richard Fischer am Piano die Eröffnung. Rimmele sang dabei Lieder aus der Zeit der 1920er- und 1930er-Jahre, die von selbstbewussten Frauen handelten. „Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will“, hieß es beispielsweise in einem der Lieder.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 10. Februar, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.