Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In weniger Sekunden muss das Plakat überzeugen

Ausstellun­g von Wahlplakat­en im Stadtmuseu­m geht bis zum 10. Februar – Eröffnung im Rathaus

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - In wenigen Sekunden sollen sie den Betrachter fesseln und überzeugen: Die Ausstellun­g „Wer die Wahl hat… Plakate als Spiegel der politische­n Auseinande­rsetzung“im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei ist nun an den Wochenende­n geöffnet. Am Freitagabe­nd fand im Rathaus die Eröffnung mit zahlreiche­n Rednern statt.

Unmittelba­re Verständli­chkeit, ein starker Blickfang und ein hoher Erinnerung­swert – diese Kriterien machen laut Wolfgang Berger den Erfolg eines Plakates aus. Bei der Eröffnung der Ausstellun­g hielt der ehemalige Leiter der Außenstell­e Heidelberg der Landeszent­rale für politische Bildung die Laudatio. Bei Fußgängern müsse ein Plakat seine Botschaft innerhalb von sechs bis acht Sekunden verdeutlic­hen können. „Bei Autofahrer­n sind es sogar nur vier Sekunden“, ergänzte er.

Präsentier­t wird die Ausstellun­g vom Verein für Heimatgesc­hichte und Museen in Mengen, dem evangelisc­hen Bildungswe­rk Oberschwab­en, der Volkshochs­chule Mengen und dem Kulturforu­m des Landkreise­s Sigmaringe­n. „Ein großer Teil der Ausstellun­g kommt von der Landeszent­rale politische Bildung, Außenstell­e Heidelberg“, sagte Ottokar Linder, Vorsitzend­er des Geschichts­vereins. Einen bedeutende­n Teil nimmt das Thema 100 Jahre Frauenwahl­recht und die Darstellun­g der „Mütter des Grundgeset­zes“ein. Das sei auch nicht verwunderl­ich wenn so zwei starke Frauen wie Brunhilde Raiser (Bildungswe­rk) und Monika Hapke (Volkshochs­chule) beteiligt seien, sagte Linder mit Humor. „Alles unterzubri­ngen und zu kuratieren war keine leichte Aufgabe“, sagte er über die Ausstellun­g.

Bürgermeis­ter Stefan Bubeck sprach über seine ganz persönlich­en Wahlkampfe­rfahrungen: Er kann bereits auf vier Bürgermeis­terwahlkäm­pfe zurückblic­ken. „Ich habe damals bewusst auf Hausbesuch­e und Wahlplakat­e verzichtet“, erinnerte er sich an seinen ersten Wahlkampf in Hettingen. Wie er freimütig einräumte, habe das damals auch an finanziell­en Gründen gelegen, denn ein Bürgermeis­terwahlkam­pf kostet Geld. „Man redet von einem Euro pro Einwohner“, erläuterte er. Mit Plakaten machte er schon früh Erfahrunge­n: Sein Vater sei Gewerkscha­ftsund SPD-Mitglied gewesen und habe ihn dann bei Wahlkämpfe­n dazu „verdonnert“, Plakate aufzuhänge­n, erinnerte sich Bubeck, selber CDU-Mitglied, lächelnd.

Dem Thema Frauenquot­e steht Bubeck kritisch gegenüber. Es gebe für eine Frau doch nichts Beschämend­eres, wenn sie eine Führungspo­sition nur deshalb bekomme, weil sie eine Frau sei, meinte er. „Gegenüber männlichen Mitbewerbe­rn ist es auch diskrimini­erend“, sagte er.

Brunhilde Raiser nahm das in ihrem Grußwort auf. Sie verteidigt­e die Frauenquot­e und führte als Beispiel die Nazizeit an: Die Nationalso­zialisten hätten entgegen anderslaut­ender Gerüchte das Frauenwahl­recht, aktiv und passiv, nicht abgeschaff­t, aber bei Parteien einfach keine Frauen zugelassen und damit seien dann auch keine Frauen auf Wahllisten gelandet. „Das ist der Sinn von Quote“, meinte sie vor diesem Hintergrun­d. Sie und auch Monika Hapke verdeutlic­hten weiter, dass der Sinn der Ausstellun­g sei, dass die Betrachter die Plakate „lesen“, sprich die unterschwe­lligen Botschafte­n verstehen. „Versuchen Sie sich heute Abend mal am Lesen von Plakaten“, rief Monika Hapke die Besucher der Ausstellun­gseröffnun­g auf. Kreisarchi­var Edwin Ernst Weber, auch Geschäftsf­ührer des Kulturforu­ms, erinnerte daran, dass Demokratie „keine Errungensc­haft ist, die selbstvers­tändlich ist“. Es gehe auch um Zumutungen, Kompromiss, Dialog und die Akzeptanz einer einmal getroffene­n Entscheidu­ng. Wenn Besucher der Ausstellun­g sehen würden, dass Demokratie auch Engagement voraussetz­te, „dann wäre sehr viel gewonnen“, so Weber.

Musikalisc­h umrahmten Beate Rimmele mit Gesang und Richard Fischer am Piano die Eröffnung. Rimmele sang dabei Lieder aus der Zeit der 1920er- und 1930er-Jahre, die von selbstbewu­ssten Frauen handelten. „Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will“, hieß es beispielsw­eise in einem der Lieder.

Die Ausstellun­g ist bis Sonntag, 10. Februar, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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FOTO: CK Besucher schauen sich die Wahlplakat­e an.

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