Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Luna kommt vor dem Fahrstuhl zur Welt

Familie war schon im St.-Elisabeth-Krankenhau­s – Jetzt sucht sie nach dem fremden Helfer

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - „Das war wie im Film.“Monika Weinert aus Mariatal ist die Aufregung immer noch anzumerken. Am 12. Dezember hat sie eigenhändi­g ihrer jüngsten Enkelin Luna auf die Welt geholfen. Viele, die die Geschichte kennen, sprechen vom „Fahrstuhlb­aby“. Denn das Kind ist auf dem Boden vor dem Fahrstuhl im Flur des St.-Elisabeth-Krankenhau­ses zur Welt gekommen. Bis zum Kreißsaal hat es nicht mehr gereicht. Jetzt suchen Mutter und Großmutter nach dem Mann, der ihnen bei der spektakulä­ren Geburt half.

Gegen sieben Uhr abends merkt die 27-jährige Isabel Ecke, dass es ernst wird. Sehr ernst. Sie ruft ihre Schwiegerm­utter Monika Weinert an, die sofort mit ihr losfährt zum St.-Elisabeth-Krankenhau­s. „Fahr doch“, schreit die Hochschwan­gere, als eine Ampel umschaltet und das Auto anhalten muss. Und immer wieder: „Ich kann nicht mehr.“

Fremde helfen der werdenden Mutter

Am Krankenhau­s fahren sie direkt zum Haupteinga­ng und bitten ein Ehepaar um Hilfe, das gerade ins Auto steigt. Ein anderer Mann läuft voraus und informiert die Anmeldung, dass eine Schwangere kommt, bei der die Geburt unmittelba­r bevorsteht. Zufällig hat das Ehepaar einen Rollstuhl im Auto. Den packt der Mann aus, setzt Isabel Ecke vorsichtig hinein und saust mit ihr los ins Krankenhau­s. „Der ist so gerast, ich bin kaum hinterherg­ekommen“, sagt Monika Weinert. An der Anmeldung heißt es, die junge Mutter muss in den zweiten Stock. „Vor dem Fahrstuhl war mir klar, ich kann nicht mehr sitzen“, berichtet Isabel Ecke. Sie spürt, dass das Baby kommt. „Der Mann hat sie ganz vorsichtig vom Rollstuhl auf den Boden im Flur gelegt“, erinnert sich die 56-jährige Monika Weinert.

Sie zieht ihrer Schwiegert­ochter die Hosen runter. „Da hab ich schon das Köpfchen vom Baby gesehen und hab zugegriffe­n.“Zeit zum Überlegen bleibt nicht. Aber Weinert hat mal gehört, dass es wichtig ist, den Kopf des Babys zu halten und den Nacken zu stützen. Das tut sie. „Ich hab dann da gekniet und immer geguckt, ob es atmet – und ob endlich Hilfe kommt.“Aber kein Arzt, keine Schwester, kein Besucher weit und breit. Nur vor der Anmeldung steht ein Mann, der immer wieder bedauernd mit den Schultern zuckt.

„Ich hab dann so laut um Hilfe geschrien, dass die Hebamme im zweiten Stock mich gehört hat“, erzählt die 56-Jährige. „Die kam dann, immer vier Stufen auf einmal, die Treppe runtergera­st.“Die Hebamme übernimmt das Baby, die frischgeba­ckene Mutter wird in ein Bett gelegt und in den Kreißsaal gebracht. Mutter und Kind sind gesund. „Alles super, Oma, haste gut gemacht“, lobt der Kinderarzt. Der fremde Mann, der den beiden Frauen so großartig geholfen hat, war bis zum Schluss dabei. „Leider haben wir ihn nicht nach seinem Namen gefragt“, sagt Weinert. „Hatte er dich die ganze Zeit auf dem Schoß, da auf dem kalten Boden?“, will sie von ihrer Schwiegert­ochter wissen.

Isabel Ecke weiß es nicht mehr. Sie erinnert sich noch, dass der Rollstuhl ganz nass war vom Fruchtwass­er. Den Rollstuhl wird der fremde Helfer wohl wieder mitgenomme­n haben, vermuten die Frauen. Tagelang hat die ganze Familie über nichts anderes gesprochen als über Baby Lunas aufregende Geburt. Inzwischen sind Mutter und Kind längst wieder zu Hause. Luna geht es gut, Isabel Ecke auch, sie ist nur etwas übernächti­gt. Das Kind, das tagsüber so friedlich schläft, ist nachts sehr aktiv. „Ob das Baby in seinen Träumen die Geburt verarbeite­t?“, überlegt Oma Monika Weinert.

Jetzt würde die Familie sich gern bei dem unbekannte­n Helfer bedanken. Sie nennen ihn Baby Lunas Schutzenge­l und bitten ihn, sich bei der „Schwäbisch­en Zeitung“unter der Telefonnum­mer 0751/29 55 22 24 oder per E-Mail an redaktion.ravensburg@schwaebisc­he.de zu melden. Am liebsten würde Monika Weinert ein Foto von ihm zusammen mit Baby Luna machen. „Damit wir Luna später das Bild zeigen können, wenn wir ihr alles erzählen.“

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FOTO: ELO Haben eine spektakulä­re Geburt hinter sich: Baby Luna, ihre Mutter Isabel Ecke (links) und ihre Großmutter Monika Weinert (Mitte). Gerlinde Lux, eine Freundin der Familie, ist auch noch ganz aufgewühlt.

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