Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Autorin befasst sich mit Antisemitismus
Juna Grossmann fragt: „Ist Antisemitismus schon die neue Normalität?“
INZIGKOFEN (sz) - Die Volkshochschule Inzigkofen im alten Kloster und das Bildungswerk Inzigkofen laden für den morgigen Mittwoch um 19.30 Uhr zu einer Lesung der Autorin Juna Grossmann mit dem Titel „Schonzeit vorbei – über das Leben mit dem täglichen Antisemitismus“in den Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Inzigkofen ein.
Die Berlinerin Juna Grossmann arbeitet in einer NS-Gedenkstätte, betreibt den Blog irgendwiejuedisch.com und engagiert sich ehrenamtlich bei rentajew.org. Sie beobachtet seit Jahren, wie offene judenfeindliche Angriffe zunehmen, lauter und bedrohlicher werden.
Sie lebt mittlerweile auch auf gepackten Koffern
In ihrem Buch schildert die jüdische Deutsche das Leben unter diesem permanenten antisemitischen Beschuss, berichtet vom Wachsen einer Angst, die sie vor einigen Jahren noch nicht kannte, und davon, wie sie eines Tages merkte, dass auch sie mittlerweile auf gepackten Koffern lebt, bereit zur Flucht vor dem Hass.
„Ist Antisemitismus schon die neue Normalität“, fragt sie sich. Weil sie sich damit nicht abfinden will, geht sie in die Öffentlichkeit, schrieb sie das Buch „Schonzeit vorbei“zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms von 1938 und appelliert an die Mitbürger: „Steht zu uns, helft uns, greift ein. Denn auch für euch ist die Schonzeit vorbei.“
Die Lesung findet im Rahmen einer Seminarwoche vom 14. bis 18. Januar der Volkshochschule Inzigkofen zum Thema „Jüdische Kultur in Südwestdeutschland – Geschichte und Gegenwart“unter der Leitung der Kulturwissenschaftlerin Christel Köhle-Hezinger statt.