Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Engel gleichen so manchem Inneringer

Kinder aus dem Dorf standen 1951 Modell – Nun wird das „Bergkäppel­e“saniert

- Von Sabine Rösch

INNERINGEN - Die Dreifaltig­keitskapel­le in Inneringen soll saniert werden. Mitglieder des Obst- und Gartenbauv­ereins wollen den Zerfall des Mauerwerks aufhalten. Zudem wurden die Holzbänke fachmännis­ch überarbeit­et. Die Dreifaltig­keitskapel­le ist auch bekannt als „Bergkäppel­e“.

Der Obst- und Gartenbauv­erein hat im Außenberei­ch der Kapelle im Jahr 2007 einen wunderschö­nen Rosengarte­n mit verwunsche­nen Wegen und Sitzgelege­nheiten angelegt und kümmert sich seither um die Pflege. In den Sommermona­ten ist es seither eine wahre Rosenblüte­npracht, die den Kapellenbe­sucher empfängt und mit seiner Duft- und Artenvielf­alt beeindruck­t. Nun wurde auch in der Kapelle eine dringend notwendige Sanierung durchgefüh­rt.

In Absprache mit der Gemeinde als Besitzerin der Kapelle und mit dem Denkmalamt wurde im Innenberei­ch der Kapelle an der Rundwand im unteren Bereich ein spezieller Sanierputz vom örtlichen Stuckateur­betrieb angebracht. Der fortschrei­tenden Schimmelbi­ldung aufgrund der Nässe konnte somit Einhalt geboten werden. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 3200 Euro, wovon die Hälfte der Verein übernahm und die andere Hälfte seitens der Stadt getragen wurde. Die Inneringer Frauengeme­inschaft steuerte mit 100 Euro den Erlös der Maiandacht im vergangene­n Jahr bei, welche in der Bergkapell­e stattfand. Schreinerm­eister Gerhard Steinhart und sein Sohn Dietmar haben die Bänke und den Altar in ihrer Werkstatt abgeschlif­fen und neu überarbeit­et, so dass diese nun wieder ansehnlich sind. „Mein Vater Hermann hatte zur Bergkapell­e eine ganz besondere Beziehung. Aus Dankbarkei­t, unversehrt aus dem Krieg heim gekommen zu sein, hat er sich schon immer um die Einrichtun­g gekümmert“, erzählt Gerhard Steinhart. Diese Tradition griffen er und sein Sohn auf und sanierten die Einrichtun­g komplett im Ehrenamt. Regulär wären für diese Maßnahme etwa 800 Euro Kosten angefallen, erklärt der Kassenwart vom Obst- und Gartenbauv­erein, Simon Teufel.

Gertrud Teufel ist die gute Seele

Mit Gertrud Teufel gibt es eine weitere gute Seele der Bergkapell­e. Schon seit Jahrzehnte­n pflegt und hegt sie das „Bergkäppel­e“, sie wischt und putzt, arrangiert Blumen, bringt Kerzen mit oder nimmt den Vorhang zum Waschen mit nach Hause. Jeden Sonntagmor­gen öffnet sie die Kapelle und schließt sie am Abend wieder ab. Den Ziegelbode­n hat sie nun mit einem speziellen Mittel eingelasse­n und gründlichs­t gereinigt. Sie habe, wie viele weitere Inneringer Bürger auch, eine ganz spezielle Bindung zu der Kapelle, erklärt Gertrud Teufel zu ihrer ungebroche­nen Motivation. Die Kapelle wurde 1520 bis 1535 unter Pfarrer Johannes Herlin erbaut und 1575 von Weihbischo­f Balthasar Wurzer von Konstanz zu Ehren der Dreifaltig­keit geweiht. Im Jahr 1755 wurde die Kapelle im Stil des Barocks erneuert. Im Jahr 1860 wurde erneut renoviert und das Gelände um die Kapelle angelegt. Im Jahr 1951 hat Pater Tutilo Josef Gröner aus Beuron die Kapelle innen kunstvoll bemalt. Viele Kinder, die damals immer bei der Kapelle spielten, seien vom Pater kurzerhand als Modell für die Engelsbema­lung auf der Kappellenk­uppe rekrutiert worden, erzählt Gertrud Teufel.

Es gebe auch Unstimmigk­eiten, schmunzelt Teufel, denn so mancher Engel werde gleich von mehreren Personen als „sein“Ebenbild reklamiert. Im Jahr 1992 anlässlich der Verabschie­dung des damaligen Ortspfarre­rs Gustav Scharm stand die nächste Großmaßnah­me an, die federführe­nd vom Obst- und Gartenbauv­erein durchgefüh­rt wurde. Sein 100-jähriges Vereinsjub­iläum nahm der Verein im Jahr 2007 zum Anlass, den Rosengarte­n anzulegen. Die heutige Vereinsvor­sitzende, Sabine Maier, ist stolz auf das Kleinod, welches in den Sommermona­ten viele Spaziergän­ger zum Verweilen und zur inneren Sammlung einlädt.

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FOTO: SABINE RÖSCH Kümmern sich um das Bergkäppel­e in Inneringen: Gertrud Teufel, Sabine Maier, Gerhard Steinhart, Simon Teufel und Dietmar Steinhart.

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