Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Unbeugsamer
Nikolaus Brender hatte nie den Ruf, konfliktscheu zu sein. Gerhard Schröder erklärte ihm in der Elefantenrunde nach der Bundestagswahl im September 2005 vor laufender Kamera, er bleibe Bundeskanzler – „auch wenn Sie dagegenarbeiten“– ein starker Vorwurf an den Moderator und damaligen ZDFChefredakteur. Brender reagierte sofort: „Sie haben von Medienmacht und Medienkampagne gesprochen. Ich weise Sie darauf hin, dass der ARD und dem ZDF dies nicht vorzuwerfen ist.“
Die Szene hat Mediengeschichte geschrieben. Schröder (SPD) blieb dann doch nicht Bundeskanzler. Und Brender machte noch mehrfach als ein Journalist von sich reden, der auf Unabhängigkeit pocht und gegenüber Politikern stets selbstbewusst auftritt. Heute wird er 70 Jahre alt.
Bei öffentlich-rechtlichen Sendern hat Brender den Großteil seines beruflichen Lebens verbracht: Schon fürs Volontariat ging er 1978 nach dem JuraStudium zum Südwestfunk (heute SWR). Dort arbeitete er als Redakteur und Reporter, wechselte später zu den ARD„Tagesthemen“, war fünf Jahre lang Auslandskorrespondent in Buenos Aires, dann beim WDR unter anderem Auslandschef und Fernsehprogrammchef. Und schließlich von 2000 bis 2010 ZDF-Chefredakteur.
Dann wurde sein Vertrag nicht verlängert. Der Fall löste eine Debatte über den Einfluss der Parteien auf die öffentlichrechtlichen Sender aus. Am Schluss entschied das Bundesverfassungsgericht.
Inzwischen lebt der mehrfach ausgezeichnete Journalist in Berlin – für ihn „die spannendste Stadt zur Zeit in dieser Republik“. Nun möchte er sich mehr für die Initiative „Journalisten an Schulen“engagieren. „Denn ich spüre bei jungen Leuten, wie verzerrt sie die Arbeit von Journalisten sehen.“
Andreas Heimann/dpa