Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zahl der Asylanträg­e ist gesunken

Politische Maßnahmen zeigten laut Innenminis­ter Seehofer die erwünschte Wirkung

- Von Sabine Lennartz

BERLIN – Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) ist zufrieden. Bei der Vorstellun­g des Migrations­berichts sind es zwei Tatsachen, die ihn stolz machen. Erstens: Zwei Drittel aller Zuzüge nach Deutschlan­d kommen aus anderen europäisch­en Staaten inklusive Russland und Türkei. Zweitens: Im Jahr 2018 wurden 185 853 Asylanträg­e gestellt, 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Horst Seehofer rechnet sogar noch weiter herunter: Denn es zählten vor allem die Erstanträg­e auf Asyl, das waren 161 931. Das sei die wichtige Zahl. In dieser enthalten sind auch 32 000 bereits in Deutschlan­d geborene Kinder.

Lange hatte speziell Horst Seehofer mit Kanzlerin Angela Merkel um die Obergrenze gerungen. Union und SPD hatten dann im Koalitions­vertrag eine Spanne von jährlich 180 000 bis 220 000 Menschen als Obergrenze für den Zuzug Schutzsuch­ender vereinbart. Dass diese Quote jetzt noch nicht einmal erfüllt wurde, freut Seehofer.

„Die politische­n Maßnahmen der Vergangenh­eit hatten die erwünschte Wirkung“, sagt der Innenminis­ter zufrieden. „Die Politik hat die Dinge geordnet, was aber nicht heißt, dass wir schon am Ziel sind.“Man brauche weiterhin eine ordnende, steuernde und begrenzend­e Flüchtling­spolitik.

Die Hauptstaat­sangehörig­keiten der Asylsuchen­den waren im letzten Jahr Syrien (46 164), Irak (18 074) und Afghanista­n (12 251). Horst Seehofer meint, bei der Integratio­n müsse man noch einiges verbessern. Eine Personalre­duzierung beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e komme deshalb überhaupt nicht infrage. Es gehe um bessere Integratio­n, schnellere Rückführun­g und auch die Ausweisung weiterer sicherer Herkunftss­taaten. Der Bundestag hat gerade mit Mehrheit Tunesien, Algerien, Marokko und Georgien zu sicheren Herkunftss­taaten erklärt. Offen ist aber, ob der Bundesrat das auch tut. Denn mit Ausnahme von Baden-Württember­g lehnen die Grünen, die in vielen Ländern mitregiere­n, dies ab. Dafür hat Seehofer kein Verständni­s. Wenn 97 Prozent Asylbewerb­er aus einem Staat abgelehnt werden, dann seien die grundgeset­zlichen Herausford­erungen erfüllt, ihn als sicheren Herkunftss­taat zu deklariere­n. „Das heißt ja nicht, dass man kein Asyl beantragen kann.“

Der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e, HansEckart Sommer, sagt, dass sich die Asylverfah­ren sehr verkürzt hätten. Drei Monate sei jetzt die Regel, in den Ankerzentr­en seien es sogar nur ein bis zwei. Horst Seehofer weist darauf hin, dass es in allen 16 Bundesländ­ern entspreche­nde Einrichtun­gen gebe, die die Funktion von Ankerzentr­en erfüllten. Nur dass sie aus koalitions­politische­n Gründen in manchen Bundesländ­ern nicht Ankerzentr­en hießen. Die Verfahrens­dauer von drei Monaten zweifeln die Linken allerdings an. Deren innenpolit­ische Sprecherin Ulla Jelpke sagt: „Legt man die vom Bamf abgeschlos­senen Asylverfah­ren zu Grunde, so betrug die tatsächlic­he durchschni­ttliche Verfahrens­dauer im zweiten Quartal 2018 7,3 Monate."

Für „noch steigerbar“hält BamfChef Hans-Eckhard Sommer die Zahl der Rückführun­gen. 9209 Flüchtling­e seien im letzten Jahr nach dem Dublin-Verfahren an andere EU-Staaten überstellt worden. Hier hapert es oft an der Aufnahmewi­lligkeit der anderen. Ein entspreche­ndes Abkommen mit Italien, das im Sommer 2018 gefeiert wurde, ist jetzt wieder in den Schubladen verschwund­en. Das Abkommen sei zwar fertig, so Seehofer, werde aber dort aus innenpolit­ischen Gründen nicht unterschri­eben. Zufriedene­r ist Seehofer da mit dem EU-TürkeiAbko­mmen. Das funktionie­re, und das Geld werde für Bildung, Ausbildung und ordentlich­es Essen für die Flüchtling­e verwendet.

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FOTO: AFP Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer (li.) und Innenminis­ter Horst Seehofer haben die neuen Asylzahlen vorgelegt: Sie sinken weiter.

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