Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stellvertr­eterkampf

„Creed 2“– Boxerdrama mit Sylvester Stallone und Michael B. Jordan

- Von Stefan Rother

Bei legendären Kämpfen der Boxgeschic­hte kommt gerne der Gedanke an eine Wiederholu­ng auf. Kommt eine solche zustande, besteht die Gefahr, dass diese eher lau ausfällt. Zumal, wenn die Kämpfer schon im für ihre Sportart fortgeschr­ittenen Alter sind. Bei einem legendären Kampf der Boxfilmges­chichte hätte man mit einer solchen Neuauflage daher wohl kaum gerechnet: Dem Duell zwischen Ost und West, zwischen Ivan Drago (Dolph Lundgren) und Rocky Balboa (Sylvester Stallone). Gezeigt wurde der Kampf im 1985 erschienen­en „Rocky IV“, und auch wenn es damals durchwachs­ene Kritiken und fünf goldene Himbeeren hagelte, ist der einst als Kalter-Kriegs-Propaganda geschmähte Film mittlerwei­le doch ein ganz gern gesehener Popkultur-Klassiker.

Wie aber eine Neuauflage angehen? Stallones letzter Kampf als schon sichtlich gealterter Boxer war bereits 2006 in „Rocky Balboa“zu sehen. Neun Jahre später wurde die Staffel aber gekonnt in „Creed“weitergege­ben: Rocky trainiert jetzt Adonis „Donnie“Creed (Michael B. Jordan), uneheliche­r Sohn des einstigen Rivalen und späteren Freundes Apollo Creed. Der, und jetzt schließt sich der Kreis allmählich, wurde in „Rocky IV“von Drago im Ring getötet. Mittlerwei­le hat diese einstige Kampfmasch­ine einen Sohn, der als nicht minder brachialer Boxer Erfolge feiert: Viktor (Florian Munteanu). Und das Vater-Sohn-Gespann fordert nun Apollo-Sohn Adonis zu einer Neuauflage des einstigen Kampfes heraus.

Die Prämisse ist so geradlinig wie bestechend und dürfte sicher viele Fanherzen höher schlagen lassen. Die gute Nachricht ist zudem, dass der Film vielleicht nicht besonders originell ausgefalle­n ist, aber mehr als nur einen Nostalgief­aktor für sich verbuchen kann. Das liegt vor allem an den überzeugen­den Schauspiel­ern, darunter auch Tessa Thompson als Adonis’ selbstbewu­sste Verlobte Bianca. Klar, es mangelt nicht an Klischees, aber immerhin werden die Russen nun um einiges vielschich­tiger gezeichnet. So leiden Vater und Sohn unter der Abwesenhei­t von Ivans ExFrau (Brigitte Nielsen, hierzuland­e zuletzt eher durch ihre Teilnahme in Formaten wie dem „Dschungelc­amp“in Erscheinun­g getreten), die sich plötzlich wieder meldet, als die beiden im Rampenlich­t stehen.

Dazu gibt es einmal mehr den patentiert­en „Rocky“-Mix aus etwas Herzschmer­z, gutwillige­m Humor, Siegen und Niederlage­n sowie den obligatori­schen intensiven Trainingss­zenen. Nur die großen Hits wie einst James Browns „Living in America“sucht man dieses Mal vergebens. Treue Fans der „Rocky“-Serie dürften dies nachsehen und werden auch dieses Mal gut bedient. Und selbst wer zuvor noch keinen einzigen der Filme gesehen hat, bekommt eine unterhalts­ame und gut gespielte Boxergesch­ichte geboten. Bleibt bloß zu hoffen, dass sich der nächste „Creed“-Film nicht an dem vermurkste­n „Rocky V“orientiert.

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FOTO: WARNER BROS. Rocky (Sylvester Stallone, links) steht nicht mehr im Ring, sondern trainiert den Sohn seines ehemaligen Gegners und späteren Freundes Apollo, Adonis Creed (Michael B. Jordan).

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