Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Räte stimmen für „flippiges“Freibad

Hellgrün und Magenta werden die neuen Hauptfarbe­n

- Von Johannes Böhler

SIGMARINGE­N - Der Bau- und Planungsau­sschuss des Gemeindera­ts der Stadt Sigmaringe­n hat sich am Dienstagab­end auf ein Farbkonzep­t für das Freibad festgelegt: Das Bad soll künftig in den Farben Hellgrün und Magenta erstrahlen.

Laut Vorschlag des Architekte­n Martin Reimer vom Architektu­rbüro 4a Architekte­n, aus Stuttgart, sollen alte Betonschic­hten erneuert, die alten Mauerstein­e in beige jedoch erhalten bleiben. Die Bodenbesch­ichtung im Bereich der Umkleide müsse jedoch entfernt und erneuert werden. Für den Kiosk ist eine Holzverkle­idung aus Fichte oder Douglasie mit dunkler Lasur vorgesehen. Für die Sitzauflag­en vor dem Gastronomi­ebereich kommen laut Entwurf zertifizie­rte Tropenhölz­er in Frage, was jedoch bei den Städträten auf Widerspruc­h stieß.

Besonders kontrovers entwickelt­e sich die Diskussion um die Gestaltung des Hauptgebäu­des mit Umkleiden und Duschen: Die Umkleiden soll in der Hauptfarbe ein heller Grünton zieren, als Kontrapunk­t dazu soll der Innenraum der Duschen Magentarot gefüllt werden. „Das scheint dann durch die satinierte­n Glastüren nach außen“, erklärte der Architekt seine Idee.

CDU-Stadträtin Alexandra Hellstern-Missel befand das Farbkonzep­t für „flippig, aber gut“. Ihr war jedoch im Besonderen daran gelegen, sicherzust­ellen, dass bei der Renovierun­g kein Tropenholz zum Einsatz kommt.

Einspruch gegen den Entwurf erhob jedoch CDU-Rat Markus Lehmann. „Man muss sich bewusst sein, dass diese flippigen Farben in spätestens zehn Jahren aus der Mode sind“, argumentie­rte er. Fritz Schulz (Freie Wähler) schlug in die gleiche Kerbe. „Das beste Beispiel dafür kann man in Bad Saulgau besichtige­n“, fügte er hinzu. Dort könne man das Entstehung­sjahr haargenau an der Farbgebung ablesen. „Mit 20 bis 30 Jahren bis zur nächsten Maßnahme muss man bei den Farben schon rechnen“, gestand ihnen Architekt Reimer zu.

„Außerdem“, meinte Lehmann, „kenne ich diese Farbkompos­ition schon von woanders her: vom Innocamp-Logo“. Daran könne man ablesen, dass es sich um aktuelle Modefarben handle. Er sprach sich dafür aus, beim Architektu­rbüro 4a Architekte­n zumindest zwei bis drei Farbgebung­s-Varianten zum Vergleich anzuforder­n.

Dagegen wehrte sich SPD-Rätin Ulrike Tyrs: „Ich warne davor, da jetzt ein Fass aufzumache­n. Meine langjährig­e Gremienerf­ahrung lehrt: Wenn am Ende jeder seinen Geschmack durchsetze­n will, wird man sich nicht einig“, ein Farbkonzep­t sei zielführen­der. „Die vorgelegte Farbkonzep­tion ist gut, sie passt zur Sommersonn­e“, argumentie­rte Tyrs.

Ursula Voelkel (Grüne) relativier­te die Einwände: „Egal, wofür wir uns jetzt entscheide­n: Farbkonzep­te werden nach zehn Jahren immer aus der Mode sein.“Das sei aber nicht schlimm, so die Rätin weiter, „mir ist ein aussagekrä­ftiges Farbkonzep­t lieber als ein vermeintli­ch zeitloses, aber dafür blasses“.

Elmar Belthle (CDU), der sich in der Diskussion um die Hauptfarbe­n Hellgrün und Magenta eher zurückgeha­lten hatte, kam auf einen weiteren Aspekt zu sprechen: „Wie verändert UV-Strahlung eigentlich die beiden Farbtöne?“, wollte er wissen. Das sei zu vernachläs­sigen, da der weite Dachüberst­and ein Ausbleiche­n in der Sommersonn­e verhindere, gab Architekt Reimer zur Antwort. „Aber Tropenholz geht gar nicht“, legte Belthle nach, „Zertifizie­rung hin oder her“.

„Mir gefällt das Farbkonzep­t sehr gut“, erklärte Bürgermeis­ter Marcus Ehm. Er mache sich keine Sorgen, dass die Farbkombin­ation allzuschne­ll aus der Mode komme. „Die Telekom wirbt schließlic­h auch schon seit Jahrzehnte­n mit Magenta – da wirkt das zeitlos.“Lehmann wollte sich damit jedoch noch nicht zufrieden geben, er wiederholt­e seine Forderung nach der Vorlage weiterer Vorschläge durch das Architektu­rbüro. Schließlic­h brachte er einen Antrag auf Vorlage zweier weiterer Farbvorsch­läge ein, der aber bei zwei Ja- und fünf Gegenstimm­en abgelehnt wurde. In der Folge entschied das Gremium sich mit einer Gegenstimm­e und einer Enthaltung für das vorgelegte Farbkonzep­t des Architektu­rbüros 4a-Architekte­n.

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GRAFIK: 4A ARCHITEKTE­N Kontrovers, aber schon beschlosse­ne Sache ist das Farbkonzep­t für das Sigmaringe­r Freibad.

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