Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Räte stimmen für „flippiges“Freibad
Hellgrün und Magenta werden die neuen Hauptfarben
SIGMARINGEN - Der Bau- und Planungsausschuss des Gemeinderats der Stadt Sigmaringen hat sich am Dienstagabend auf ein Farbkonzept für das Freibad festgelegt: Das Bad soll künftig in den Farben Hellgrün und Magenta erstrahlen.
Laut Vorschlag des Architekten Martin Reimer vom Architekturbüro 4a Architekten, aus Stuttgart, sollen alte Betonschichten erneuert, die alten Mauersteine in beige jedoch erhalten bleiben. Die Bodenbeschichtung im Bereich der Umkleide müsse jedoch entfernt und erneuert werden. Für den Kiosk ist eine Holzverkleidung aus Fichte oder Douglasie mit dunkler Lasur vorgesehen. Für die Sitzauflagen vor dem Gastronomiebereich kommen laut Entwurf zertifizierte Tropenhölzer in Frage, was jedoch bei den Städträten auf Widerspruch stieß.
Besonders kontrovers entwickelte sich die Diskussion um die Gestaltung des Hauptgebäudes mit Umkleiden und Duschen: Die Umkleiden soll in der Hauptfarbe ein heller Grünton zieren, als Kontrapunkt dazu soll der Innenraum der Duschen Magentarot gefüllt werden. „Das scheint dann durch die satinierten Glastüren nach außen“, erklärte der Architekt seine Idee.
CDU-Stadträtin Alexandra Hellstern-Missel befand das Farbkonzept für „flippig, aber gut“. Ihr war jedoch im Besonderen daran gelegen, sicherzustellen, dass bei der Renovierung kein Tropenholz zum Einsatz kommt.
Einspruch gegen den Entwurf erhob jedoch CDU-Rat Markus Lehmann. „Man muss sich bewusst sein, dass diese flippigen Farben in spätestens zehn Jahren aus der Mode sind“, argumentierte er. Fritz Schulz (Freie Wähler) schlug in die gleiche Kerbe. „Das beste Beispiel dafür kann man in Bad Saulgau besichtigen“, fügte er hinzu. Dort könne man das Entstehungsjahr haargenau an der Farbgebung ablesen. „Mit 20 bis 30 Jahren bis zur nächsten Maßnahme muss man bei den Farben schon rechnen“, gestand ihnen Architekt Reimer zu.
„Außerdem“, meinte Lehmann, „kenne ich diese Farbkomposition schon von woanders her: vom Innocamp-Logo“. Daran könne man ablesen, dass es sich um aktuelle Modefarben handle. Er sprach sich dafür aus, beim Architekturbüro 4a Architekten zumindest zwei bis drei Farbgebungs-Varianten zum Vergleich anzufordern.
Dagegen wehrte sich SPD-Rätin Ulrike Tyrs: „Ich warne davor, da jetzt ein Fass aufzumachen. Meine langjährige Gremienerfahrung lehrt: Wenn am Ende jeder seinen Geschmack durchsetzen will, wird man sich nicht einig“, ein Farbkonzept sei zielführender. „Die vorgelegte Farbkonzeption ist gut, sie passt zur Sommersonne“, argumentierte Tyrs.
Ursula Voelkel (Grüne) relativierte die Einwände: „Egal, wofür wir uns jetzt entscheiden: Farbkonzepte werden nach zehn Jahren immer aus der Mode sein.“Das sei aber nicht schlimm, so die Rätin weiter, „mir ist ein aussagekräftiges Farbkonzept lieber als ein vermeintlich zeitloses, aber dafür blasses“.
Elmar Belthle (CDU), der sich in der Diskussion um die Hauptfarben Hellgrün und Magenta eher zurückgehalten hatte, kam auf einen weiteren Aspekt zu sprechen: „Wie verändert UV-Strahlung eigentlich die beiden Farbtöne?“, wollte er wissen. Das sei zu vernachlässigen, da der weite Dachüberstand ein Ausbleichen in der Sommersonne verhindere, gab Architekt Reimer zur Antwort. „Aber Tropenholz geht gar nicht“, legte Belthle nach, „Zertifizierung hin oder her“.
„Mir gefällt das Farbkonzept sehr gut“, erklärte Bürgermeister Marcus Ehm. Er mache sich keine Sorgen, dass die Farbkombination allzuschnell aus der Mode komme. „Die Telekom wirbt schließlich auch schon seit Jahrzehnten mit Magenta – da wirkt das zeitlos.“Lehmann wollte sich damit jedoch noch nicht zufrieden geben, er wiederholte seine Forderung nach der Vorlage weiterer Vorschläge durch das Architekturbüro. Schließlich brachte er einen Antrag auf Vorlage zweier weiterer Farbvorschläge ein, der aber bei zwei Ja- und fünf Gegenstimmen abgelehnt wurde. In der Folge entschied das Gremium sich mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung für das vorgelegte Farbkonzept des Architekturbüros 4a-Architekten.