Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Gemeinde Krauchenwies rutscht ins Minus
Verlust im Finanzplan beläuft sich auf rund 340 000 Euro – Kreditaufnahme von mehreren Millionen Euro nötig
KRAUCHENWIES - Die finanziell rosigen Zeiten für die Gemeinde Krauchenwies gehen zu Ende. In den kommenden zwei Jahren soll die Verschuldung von aktuell null auf knapp fünf Millionen Euro ansteigen. Dies hängt mit einem millionenschweren Investitionsprogramm zusammen, das der Gemeinderat bereits beschlossen hat. Im Haushalt für das aktuelle Jahr gelingt es der Gemeinde nicht, alle Aufwendungen zu decken. Deshalb ist das ordentliche Ergebnis mit 340 000 Euro negativ. Die Planung von Kämmerin Stefanie Mewes für die kommenden Jahre bis 2022 geht davon aus, dass das ordentliche Ergebnis über all die Jahre negativ bleibt. Das bedeutet: Das Vermögen der Gemeinde schrumpft, da Krauchenwies von der Substanz lebt.
Auf die Frage eines Gemeinderats, ob die Gemeinde die Kredite über eine Sondertilgung außerplanmäßig zurückzahlen könne, sagte der Bürgermeister: „Noch haben wir die Kredite ja gar nicht aufgenommen.“Jochen Spieß machte in der Gemeinderatssitzung am Dienstag aber klar, dass das Investitionsprogramm im November vergangenen Jahres bereits beschlossen worden ist. „Wesentliche Pflöcke haben wir bereits eingeschlagen, die geplante Kreditaufnahme ist deshalb nicht mehr zu ändern.“Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro im aktuellen Haushalt machen deutlich, dass die Spielräume für die Gemeinde sinken, denn die Ausgabe dieser Summe ist bereits fest beschlossen.
Allein in diesem Jahr will Krauchenwies rund 5,5 Millionen Euro investieren. Die beiden größten Posten: 3,2 Millionen Euro fließen in Baumaßnahmen, 1,1 Millionen Euro werden für den Erwerb von Grundstücken ausgegeben. Große Einzelprojekte sind: der Umbau der Grundschule Krauchenwies zu einer Kinderkrippe (285 000 Euro). Der Umbau der Schule in Göggingen zu einem Kindergarten kostet ähnlich viel Geld. Bereits in diesem Jahr sollen einige Gemeindestraßen saniert werden: Rathausgasse Ablach, Talweg, Straßenbeleuchtung Mühlgasse, Straßenbeleuchtung Auf den Rainen, die Asphaltierung von Feldwegen und der Bau eines Gehwegs entlang der Bahnhofstraße. Allein diese Projekte kosten rund 800 000 Euro. Der Bau des Hochwasserdamms im Andelsbachtal schlägt mit rund drei Millionen Euro zu Buche, allerdings erhält die Kommune hierfür eine rund 70-prozentige Förderung.
Neue Haushaltsführung
Neu ist, dass die Gemeinde ihren Haushalt wie eine Firma führt. Das bedeutet: Alle Vermögensgegenstände wurden bewertet und müssen künftig abgeschrieben werden. Ziel ist, die Abschreibungen zu erwirtschaften, damit Mittel für die Zukunft vorhanden sind. Im alten Haushaltsrecht wurde der Fokus darauf gelegt, wie viel Geld sich in der Gemeindekasse befindet. Allein auf die Abschreibungen entfallen in Krauchenwies in diesem Jahr rund 1,44 Millionen Euro. „Es wäre gut, wenn wir von diesem hohen Betrag runterkommen könnten“, sagte Kämmerin Mewes.
Gemeinderat Thomas Störk findet die doppelte Buchführung einfacher als die Kameralistik. „Jetzt ist es wie in einem Betrieb.“Weil sich Verwaltungsmitarbeiter aber noch schwer tun mit der Umstellung, suchen sie nach Vergleichsgrößen zum alten System. Der sogenannte Zahlungsmittelüberschuss ist so eine. Verrechnet man das negative Ergebnis mit den Abschreibungen und den aufgelösten Investitionszuwendungen, dann kommen unterm Strich rund 860 000 Euro raus. Diese Summe entspricht der früheren Zuführungsrate an den Vermögenshaushalt. Im vergangenen Jahr lag diese Kennziffer noch bei 1,8 Millionen Euro. Heißt also: Nach Deckung der laufenden Kosten bleibt im Jahr 2019 deutlich weniger über.