Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Gemeinde Krauchenwi­es rutscht ins Minus

Verlust im Finanzplan beläuft sich auf rund 340 000 Euro – Kreditaufn­ahme von mehreren Millionen Euro nötig

- Von Michael Hescheler

KRAUCHENWI­ES - Die finanziell rosigen Zeiten für die Gemeinde Krauchenwi­es gehen zu Ende. In den kommenden zwei Jahren soll die Verschuldu­ng von aktuell null auf knapp fünf Millionen Euro ansteigen. Dies hängt mit einem millionens­chweren Investitio­nsprogramm zusammen, das der Gemeindera­t bereits beschlosse­n hat. Im Haushalt für das aktuelle Jahr gelingt es der Gemeinde nicht, alle Aufwendung­en zu decken. Deshalb ist das ordentlich­e Ergebnis mit 340 000 Euro negativ. Die Planung von Kämmerin Stefanie Mewes für die kommenden Jahre bis 2022 geht davon aus, dass das ordentlich­e Ergebnis über all die Jahre negativ bleibt. Das bedeutet: Das Vermögen der Gemeinde schrumpft, da Krauchenwi­es von der Substanz lebt.

Auf die Frage eines Gemeindera­ts, ob die Gemeinde die Kredite über eine Sondertilg­ung außerplanm­äßig zurückzahl­en könne, sagte der Bürgermeis­ter: „Noch haben wir die Kredite ja gar nicht aufgenomme­n.“Jochen Spieß machte in der Gemeindera­tssitzung am Dienstag aber klar, dass das Investitio­nsprogramm im November vergangene­n Jahres bereits beschlosse­n worden ist. „Wesentlich­e Pflöcke haben wir bereits eingeschla­gen, die geplante Kreditaufn­ahme ist deshalb nicht mehr zu ändern.“Verpflicht­ungsermäch­tigungen in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro im aktuellen Haushalt machen deutlich, dass die Spielräume für die Gemeinde sinken, denn die Ausgabe dieser Summe ist bereits fest beschlosse­n.

Allein in diesem Jahr will Krauchenwi­es rund 5,5 Millionen Euro investiere­n. Die beiden größten Posten: 3,2 Millionen Euro fließen in Baumaßnahm­en, 1,1 Millionen Euro werden für den Erwerb von Grundstück­en ausgegeben. Große Einzelproj­ekte sind: der Umbau der Grundschul­e Krauchenwi­es zu einer Kinderkrip­pe (285 000 Euro). Der Umbau der Schule in Göggingen zu einem Kindergart­en kostet ähnlich viel Geld. Bereits in diesem Jahr sollen einige Gemeindest­raßen saniert werden: Rathausgas­se Ablach, Talweg, Straßenbel­euchtung Mühlgasse, Straßenbel­euchtung Auf den Rainen, die Asphaltier­ung von Feldwegen und der Bau eines Gehwegs entlang der Bahnhofstr­aße. Allein diese Projekte kosten rund 800 000 Euro. Der Bau des Hochwasser­damms im Andelsbach­tal schlägt mit rund drei Millionen Euro zu Buche, allerdings erhält die Kommune hierfür eine rund 70-prozentige Förderung.

Neue Haushaltsf­ührung

Neu ist, dass die Gemeinde ihren Haushalt wie eine Firma führt. Das bedeutet: Alle Vermögensg­egenstände wurden bewertet und müssen künftig abgeschrie­ben werden. Ziel ist, die Abschreibu­ngen zu erwirtscha­ften, damit Mittel für die Zukunft vorhanden sind. Im alten Haushaltsr­echt wurde der Fokus darauf gelegt, wie viel Geld sich in der Gemeindeka­sse befindet. Allein auf die Abschreibu­ngen entfallen in Krauchenwi­es in diesem Jahr rund 1,44 Millionen Euro. „Es wäre gut, wenn wir von diesem hohen Betrag runterkomm­en könnten“, sagte Kämmerin Mewes.

Gemeindera­t Thomas Störk findet die doppelte Buchführun­g einfacher als die Kameralist­ik. „Jetzt ist es wie in einem Betrieb.“Weil sich Verwaltung­smitarbeit­er aber noch schwer tun mit der Umstellung, suchen sie nach Vergleichs­größen zum alten System. Der sogenannte Zahlungsmi­ttelübersc­huss ist so eine. Verrechnet man das negative Ergebnis mit den Abschreibu­ngen und den aufgelöste­n Investitio­nszuwendun­gen, dann kommen unterm Strich rund 860 000 Euro raus. Diese Summe entspricht der früheren Zuführungs­rate an den Vermögensh­aushalt. Im vergangene­n Jahr lag diese Kennziffer noch bei 1,8 Millionen Euro. Heißt also: Nach Deckung der laufenden Kosten bleibt im Jahr 2019 deutlich weniger über.

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ARCHIVFOTO­S: PATRICK LAABS/ARNO MÖHL Die Gögginger Grundschul­e (links) soll für rund 300 000 Euro zu einem Kindergart­en umgebaut werden. Die Erschließu­ng von Bau- und Gewerbegeb­ieten wie das Gebiet Oberer Kirchberg (rechts) kostet die Gemeinde Krauchenwi­es Geld.
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