Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Grüne und SPD stellen gemeinsame Liste auf
Zusammenschluss will in Gammertingen über das Gemeindewohl mitbestimmen
GAMMERTINGEN - Der SPD-Ortsverein Gammertingen und Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen sowie Sympathisanten beider Parteien haben sich im „Café Fair und Mehr“getroffen, um eine gemeinsame Liste für die Kommunalwahl aufzustellen. Rund 20 Personen waren anwesend. Der Abend bescherte den Initiatoren die notwendigen zehn Kandidaten für eine „volle Wunschliste für die Kommunalwahl“. Auch junge Menschen wollen sich für eine „neue Politik in Gammertingen“stark machen.
Nach dem Übertritt von Stephan Binsch zu „Gleiches Recht für alle“und somit einer geschwächten Fraktion „SPD, Unabhängige Bürger“im Gemeinderat, wollen SPD und Grüne für die anstehende Kommunalwahl kooperieren (die „Schwäbische Zeitung“berichtete). Zu einem ersten Treffen mit gleichzeitiger Suche nach Kandidaten haben Susanne Scham, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Sigmaringer Kreistag, und Wolfgang Schreiber, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Gammertingen, eingeladen. Gleichzeitig wurden an diesem Abend für den Kreistag Kandidaten gesucht, die sich für die SPD oder Bündnis 90/Die Grünen aufstellen lassen. Dem Aufruf folgten auch neu Zugezogene sowie junge Menschen und langjährige Einwohner, „die endlich mal etwas für die Stadt tun“wollen. Bei der Vorstellungsrunde nannten die Interessenten, die zum größeren Teil nicht Mitglied in einer Partei sind, ihre Themenschwerpunkte.
Eines der wichtigsten Themen ist für Gammertingen der öffentliche Nahverkehr, daneben wurde der Ausbau des Kulturlebens, des Umweltund Naturschutzes, aber auch die Tourismusförderung und Erholungsnutzen der Landschaft genannt. Ursula Grasl, die für den Ortschaftsrat Mariaberg kandidiert, ist es zudem wichtig, das Bundesteilhabegesetz für Menschen mit Behinderung voranzubringen: „Beim großen Thema öffentlicher Nahverkehr kommen wir auch nicht weiter, es muss endlich etwas passieren und für seniorengerechtes Wohnen muss auch etwas getan werden.“
Je nach Alter und Berufsfeld wurden weitere politische Themenfelder in den Fokus gerückt: Grünflächen in der Stadt, alternative Energien, Abfallwirtschaft, Entwicklung des Stadtbilds – „hier geht man nicht gerne zu Fuß durch“–, Kulturmöglichkeiten für Jugendliche oder auch „fehlende Hebammen“. Auch die Möglichkeiten, die die Bahnstrecke biete, werden „grandios vernachlässigt“.
Chancen im Bereich Digitales
Softwareentwickler Cornelius Nägele, der mit seiner Familie von Berlin hergezogen ist, möchte den Gemeinderat im Bereich Digitalisierung „auffrischen“: „Gammertingen ist von den Voraussetzungen her mit Glasfaser eigentlich gut aufgestellt und könnte noch mehr damit werben.“Wolfgang Schreiber nannte die von der Bundes-SPD geforderte Abschaffung der Kitagebühren sowie die Stärkung des Kulturlebens in der Stadt, neben Abfallvermeidung und Altenheim, als wichtige Themen.
Der Vorsitzende des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen, Klaus Harter, war aus Sigmaringen gekommen: „Hier sind viele Ideen und ein besonderes Engagement zu spüren, anscheinend ist Gammertingen in einer Aufbruchstimmung.“
Eine Diskussion über den Namen der Liste führte schließlich dazu, einen Kompromiss zu wählen: Bündnis 90/Die Grünen kam an erster Stelle und der Fraktionsname „SPD, Unabhängige Bürger“konnte auf Wunsch von Schreiber erhalten bleiben. Der neue Name für die Liste der Kommunalwahl lautet „Bündnis 90/ Die Grünen, SPD, Unabhängige Bürger“. Es gehe, hier waren sich Scham und Schreiber einig, „um neue Politik in Gammertingen, um frischen Wind“.
Beide zeigten sich erfreut über die große Bereitschaft der Gammertinger, sich aufzustellen lassen. Die Reihenfolge wurde abwechselnd weiblich-männlich bestimmt. Die Jugend, so der Wille der Versammlung, ließ sich oben auf der Liste platzieren. Für Mariaberg und Bronnen konnten ebenfalls jeweils zwei Bürger gefunden werden. Die restlichen Teilorte sind bisher „unbesetzt“. Die Kandidaten müssen jetzt noch in einer öffentlichen Sitzung und in geheimer Wahl gewählt werden. Erst danach kann die gemeinsame Liste für die Kommunalwahl, die am 26. Mai stattfinden wird, abgegeben werden.