Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein Schuss zum Ruhm
Fußball: Ulms Stürmer Vitalij Lux wird mit einem Tor beim Asiencup weltweit bekannt
ULM - Berühmt werden Fußballer in der Regionalliga kaum. Dazu müssten sie schon den Sprung in eine höhere Klasse schaffen oder etwas völlig Außergewöhnliches tun. Vitalij Lux vom SSV Ulm 1846 Fußball hat etwas gemacht, das für Fußballer nicht außergewöhnlich ist: Er hat ein Tor erzielt. Weil die Bühne dieses sehr sehenswerten Tores aber die große internationale des Asiencups war, hat er es bei der breiten Erdbevölkerung immerhin zur Internetberühmtheit geschafft. Das klappt heutzutage zwar so leicht wie nie zuvor, ein paar Bestmarken hat der 29Jährige aber noch zu bieten – auch wenn die Reise im Asiencup mittlerweile für ihn vorbei ist.
Lux ist Nationalspieler seines Heimatlandes Kirgisistan, was an und für sich schon als außergewöhnlich gelten darf für einen Fußballer, der seine Brötchen in Schwaben verdient. Seit dem vergangenen Sommer kickt er für den SSV, er hat zwei DFB-Pokalspiele mit den Spatzen erlebt (gegen Eintracht Frankfurt traf er sogar), aber besonders in Erinnerung dürfte ihm eben der Asiencup bleiben, der zurzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ausgetragen wird.
Hattrick gegen die Philippinen
Für die junge Fußballnation Kirgisistan war es die erste Teilnahme an dem Turnier, das in asiatischen Gefilden den gleichen Stellenwert hat wie hierzulande die Europameisterschaft. Nur das mediale Interesse ist längst nicht so groß. Nichtsdestotrotz reiste die kirgisische Mannschaft mit reichlich Hoffnungen in die VAE. Und tatsächlich: Gleich bei der ersten Teilnahme kam das Team von Trainer Aleksandr Krestinin ins Achtelfinale.
Dies war auch Vitalij Lux zu verdanken. Die ersten beiden Gruppenspiele gegen China (1:2) und Südkorea (0:1) gingen verloren, doch im entscheidenden Spiel gegen die Philippinen gelang Lux etwas, das es in der kirgisischen Nationalmannschaft bis dahin noch nicht gegeben hatte: Er schoss einen Hattrick. Durch den 3:1-Sieg gehörte seine Mannschaft zu den vier besten Drittplatzierten einer Gruppe und qualifizierte sich so für das Achtelfinale.
Ein besonderes Spiel für Vitalij Lux, denn sein zweites Tor war eben jenes, das anschließend durch sämtliche Internet-Videoportale tingelte: Lux bekommt den Ball im Strafraum, dreht sich und zirkelt die Kugel unhaltbar ins Lattenkreuz. Gepaart mit der historischen Hattrick-Leistung war es für den Stürmer der perfekte Fußball-Tag. „Das sind große Gefühle“, sagte der Stürmer, der als Jugendlicher beim FV Weißenhorn ausgebildet wurde, hinterher der Deutschen Presseagentur. „Ich war mir sicher, dass ich heute treffe. Und ich habe Geschichte geschrieben.“Das blieb auch der spanischen Sportzeitung Marca nicht verborgen. „Unter den 16 besten Teams des Kontinents zu sein, war vor wenigen Monaten etwas völlig Undenkbares“, erzählte ihr Lux. Zu dem Zeitpunkt konnte er noch nicht wissen, dass am Montag gegen den Gastgeber VAE Schluss sein würde. Leicht haben es diesem die Kirgisen aber nicht gemacht. Erst in der Verlängerung gewann er mit
3:2.
Für Lux und seine Mannschaft ist das Erlebnis Asiencup also erst einmal vorbei. Nach der Partie am Montag gab es zwei Tage zum Durchschnaufen, was die Spieler offensichtlich gerne genutzt haben. Lux’ Handy war jedenfalls aus. Morgen wird die Elf in der Heimat erwartet, von wo aus es für den Ulmer Stürmer zurück an die Donau gehen wird, wo ihn sein Trainer Holger Bachthaler schon erwartet. Am 23. Februar geht es in der Regionalliga Südwest weiter. Dann mit einem siebenfachen Länderspieltorschützen Vitalij Lux, der es eben doch zu etwas Berühmtheit gebracht hat. „Die Zahl der Anhänger auf Instagram hört nicht auf zu wachsen“, sagte er Marca. Und das soziale Netzwerk war schon für einige das Sprungbrett zum Ruhm.
In seinem Heimatland hat er das gar nicht nötig. Im März 2016 traf er in der WM-Qualifikation gegen das Nachbarland Tadschikistan zum 1:0Sieg. „Für die Menschen dort ist dieses Spiel ein Derby, die Stimmung drum herum war also aufgeheizt. Ich habe das einzige Tor des Spiels geschossen und bin nun so etwas wie der Derbyheld“, erzählte er dem Fußballmagazin 11Freunde. Mit Folgen: Sein Gesicht ziert in Kirgisistan sogar Werbeanzeigen auf Lieferwagen.