Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Als Mario Gomez Real Madrid einen Korb gab

Der 33-jährige VfB-Stürmer aus Riedlingen hätte 2013 auch nach Spanien statt Florenz wechseln können

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STUTTGART (sz/dpa) - Mario Gomez stürmte in seiner Karriere für den VfB Stuttgart, FC Bayern, AC Florenz, Besiktas Istanbul sowie für den VfL Wolfsburg. Offenbar hätte der gebürtige Riedlinger noch für ein weiteres europäisch­es Spitzentea­m spielen können. Vor dem Derby in München am Sonntag sagte der 33-Jährige der „Sport Bild“, er habe sich vor seinem Transfer zum AC Florenz gegen Real Madrid und dessen Stadtrival­en Atlético enschieden.

„Mit der Erfahrung von heute wäre ich sicher zu einem der absoluten Topclubs gegangen, die mir auch Angebote gemacht hatten. Ich hatte mich damals aber relativ schnell auf Florenz festgelegt. Mein Berater Uli Ferber informiert­e mich dennoch immer wieder, dass auch die spanischen Topklubs Real und Atlético Madrid angefragt hatten“, erklärte Gomez, der von München aus nach Italien wechselte, ehe er zwei Jahre später auf Leihbasis in die Türkei zu Besiktas wechselte.

Zwei Tage vor Ende des Trainingsl­agers im Sommer bei den Bayern habe Ferber noch einmal nachgefrag­t, „ob er denn wirklich allen absagen solle. Sportlich gesehen war das vielleicht für viele nicht nachvollzi­ehbar. Aber Florenz hat mir ganz konkret aufgezeigt, wohin ihr Weg führen soll.“Die Italiener wollten damals langfristi­g mit Meister Juventus Turin konkurrier­en. Der Reiz des Jägers habe „nach vier Jahren Bayern München einiges ausgelöst und mich letztlich zum Wechsel bewegt“, sagte Gomez.

Am 16. Juli 2013 ging der Transfer über die Bühne – Florenz überwies 15,5 Millionen Euro nach München. Menschlich bereut Gomez im Nachhinein aber nichts, denn: „So hätte ich beispielsw­eise nie die Saison in der Türkei erlebt, die eine der schönsten meiner Karriere war.“Für Besiktas schoss Gomez in 47 Partien 28 Tore und wurde dort auch Meister.

Bei den Großen mitgeschwo­mmen

Mit seinen Erfahrunge­n würde er heute aber jedem jungen Spieler raten: „Wenn du einmal bei einem Top-10Klub bist, musst du unbedingt versuchen, wieder zu einem Top-10-Klub zu gehen. Wenn du diese Stufe erst einmal verlässt, wird es schwer, da wieder hinzukomme­n.“Seinen Karriereve­rlauf sieht er entspannt. Gomez: „Das war eben mein Schicksal, und ich akzeptiere es. Mir ist bewusst, dass ich bei den ganz Großen mitschwimm­en durfte, obwohl ich nicht der beste Stürmer der Welt bin.“

Stolz ist Gomez darauf, dass er sich einst unter Bayern-Coach Louis van Gaal durchsetzt­e, der ihn am liebsten losgeworde­n wäre. Der Niederländ­er habe ihn damals zum Stürmer Nummer vier degradiert und ihm einen Wechsel nahegelegt. „Als ich daraufhin zu Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß mit einem Angebot von Liverpool ging, hielt Hoeneß sich den Bauch und meinte: ‚Mein Bauchgefüh­l sagt, dass du bleiben musst!‘ Monate später sagte van Gaal zu mir, dass ich sein Stürmer Nummer eins sei.“Gomez, dessen Vertrag beim VfB 2020 ausläuft, nennt das den „persönlich vielleicht größten Sieg der Karriere“.

Ein Comeback in der Nationalma­nnschaft, aus der er im Sommer abgetreten war, hält Gomez derweil für unrealists­ch.

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FOTO: DPA Mario Gomez

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