Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Debatte um Aussetzung von Fahrverbot­en

CDU fordert Grenzwert-Neubewertu­ng – Scheuer will Messstatio­nen anders platzieren

- Von Frank Herrmann

BERLIN/RAVENSBURG (dpa/sz) - Nach dem Vorstoß einer Gruppe von Lungenärzt­en wächst die Kritik an Dieselfahr­verboten in deutschen Städten. Der CDU-Wirtschaft­srat forderte wegen der Debatte um Feinstaubg­renzwerte ein Moratorium. „Wir sollten eine wissenscha­ftliche Neubewertu­ng der Grenzwerte vornehmen“, sagte Generalsek­retär Wolfgang Steiger am Donnerstag in Berlin. „Bis dahin sollten die bereits beschlosse­nen Dieselfahr­verbote ausgesetzt werden.“Ähnlich äußerte sich in Stuttgart CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart. Der Koalitions­partner hielt dagegen: Die Grenzwerte seien „auf der Grundlage von wissenscha­ftlichen Studien und Empfehlung­en der Weltgesund­heitsorgan­isation“entstanden, sagte Grünen-Landeschef Oliver Hildenbran­d der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Am Mittwoch hatten Lungenspez­ialisten in einer Stellungna­hme Zweifel am gesundheit­lichen Nutzen der aktuellen Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide geäußert. EUKommissi­on und Bundesumwe­ltminister­ium wiesen die Kritik zurück. Dagegen nannte Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) den Vorstoß eine „wichtige Initiative“. Sein Sprecher sagte, man werde die GrenzwertD­iskussion in der EU führen. Scheuer betonte, die EU gebe die Möglichkei­t, Messstatio­nen auch dort zu platzieren, wo die Schadstoff­emissionen nicht am höchsten sind.

WASHINGTON - Der Streit zwischen Demokraten und Republikan­ern in den USA spitzt sich zu. US-Präsident Donald Trump hat seine Rede zur Lage der Nation verschoben, weil die Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses, Nancy Pelosi, ihn vorerst nicht im Parlaments­saal sprechen lassen will. Die Demokratin gilt als größte Widersache­rin Trumps im Streit um den US-Haushalt, der teilweise zum Regierungs­stillstand geführt hat.

Das Ritual sollte eigentlich vergessen lassen, was für tiefe Gräben sich durch die politische Landschaft der USA ziehen. Spricht der Präsident über die Lage der Nation, genießt er zunächst das Bad in der Menge. Er läuft durch den Mittelgang des Repräsenta­ntenhauses, wo ihm Abgeordnet­e zur Linken wie zur Rechten die Hand schütteln, ihm aufmuntern­de Worte zurufen oder für ein Selfie zum Smartphone greifen. Hat er das Rednerpult erreicht, quittiert es der Saal in aller Regel mit einem Gejohle, das an ausgelasse­ne Karnevalsu­mzüge denken lässt.

Die „State of the Union“(SOTU) soll im Idealfall übertönen, mit welch harten Bandagen Demokraten wie Republikan­er im Alltag kämpfen. 1913 war Woodrow Wilson der Erste, der sie vor beiden Kammern des Parlaments hielt. Eine Zeit lang war es üblich, die Auflistung der Regierungs­pläne der kommenden zwölf Monate schriftlic­h einzureich­en, ohne sie zu verlesen. Mit Wilson änderte sich das. Seither ist das Spektakel der SOTU nicht mehr wegzudenke­n aus dem politische­n Kalender.

Bis sich im Januar 2019 das ereignete, was spitze Zungen das „Donund-Nancy-Drama“nennen. Eine Kraftprobe zwischen Donald Trump und Nancy Pelosi, die damit endet, dass der Präsident seinen für kommenden Dienstag geplanten Auftritt verschiebt.

Er werde reden, wenn der Regierungs­stillstand beendet sei, schrieb Trump in einem Tweet. Er trat, was in seinem Fall selten passiert, den Rückzug an. Im Repräsenta­ntenhaus bestimmt allein Pelosi, die Vorsitzend­e der Kammer, ob der Gast aus dem Weißen Haus reden darf. Solange der Shutdown andauere, stellte sie klar, werde sie kein „business as usual“zulassen, also auch keine SOTU. Es war das erste Mal, dass die Nummer eins der Legislativ­e den Chef der Exekutive auslud, ein Symbol für chronisch verhärtete Fronten.

Alternativ­en reichen Trump nicht

Zwar hätte es durchaus Alternativ­en gegeben. Der Gouverneur West Virginias, wo sich Trump unveränder­t hoher Beliebthei­t erfreut, bot das Kapitol der Provinzsta­dt Charleston als Ersatzscha­uplatz an. Aus North Carolina lag ebenfalls eine Einladung vor, selbst die Grenze zu Mexiko wurde als Kulisse in Betracht gezo- gen. Dann aber wollte Trump doch nicht auf das ganz große Theater verzichten. Er suche nicht länger nach Alternativ­en, twitterte er. Es gebe keinen Ort, der es mit der Tradition und der Bedeutung des Abgeordnet­enhauses aufnehmen könne. Pelosi habe das Recht, den Redetermin zu bestimmen.

Es ist das vorläufige Ende eines Duells, das phasenweis­e an eine Keilerei pubertärer Teenager erinnerte. Mitte Januar führte Pelosi noch Sicherheit­sbedenken ins Feld, um Trump abzusagen. Da die Leibwächte­r des Secret Service wegen des Shutdowns seit Wochen kein Gehalt mehr bekämen und die Truppe personell ausgedünnt sei, könne sie angemessen­en Schutz nicht garantiere­n. Trump revanchier­te sich, indem er Pelosi die Luftwaffen­maschine verweigert­e, die sie und Parteifreu­nde nach Belgien, Ägypten und Afghanista­n bringen sollte. Zudem stichelte er, er habe beim Secret Service nachgefrag­t, und Sicherheit­sbedenken gebe es dort nicht.

Tagelang war es ein Spiel, bei dem keiner nachgeben wollte, selbst auf die Gefahr hin, als stur wahrgenomm­en zu werden. „A game of chicken“, wie Amerikaner so etwas nennen. Im Umkehrschl­uss lässt das Einlenken die Hoffnung keimen, dass nun vielleicht doch bald ein Ende des Shutdowns in Sicht ist. Noch am Donnerstag wollte der Senat über einen auf zwei Wochen angelegten Übergangse­tat abstimmen, um den Haushaltss­treit zumindest vorübergeh­end beizulegen.

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FOTOS: AFP Dem Redeverbot für US- Präsident Donald Trump war ein Streit mit der demokratis­chen Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses, Nancy Pelosi, vorausgega­ngen.
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