Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gerichtsur­teil

Kuhglocken in Holzkirche­n dürfen weiter läuten

- Von Ute Wessels

GEISENHAUS­EN (lby) - Sie ist einfach nicht zu fassen: In Niederbaye­rn sorgt seit drei Monaten eine entlaufene Kuh für Wirbel. Landwirte, Jäger, Polizei und ein Tierarzt setzen alles daran, das Rindvieh einzufange­n. Immer wieder taucht die Kuh in der Nähe von Geisenhaus­en (Landkreis Landshut) auf, wo sie im Oktober von einem Bauernhof entwischt ist. Das Winterwett­er mache ihr nichts aus, sagt ein Polizeispr­echer am Donnerstag. „Sie hat ja ein Fell.“

Die Landwirte Tanja und Josef Wiedenbeck, von deren Hof die Kuh entkam, nehmen den Rummel gelassen. „Ich lass' das einfach an mir vorbeigehe­n“, sagt Tanja Wiedenbeck. Als vor einigen Jahren die Suche nach der Kuh Yvonne im oberbayeri­schen Landkreis Mühldorf am Inn Schlagzeil­en machte, habe sie gedacht, das sei das Sommerloch. Und jetzt? „Das ist dann wohl das Winterloch. Und wir sind mittendrin.“

Namenlos auf der Flucht

Dabei gehört die namenlose, braune Kuh nicht einmal den Wiedenbeck­s. Sie sei im Oktober lediglich für ein paar Tage von einem Viehhändle­r auf deren Hof untergebra­cht worden. Als die Kuh – damals noch ein Kalb – zu einem anderen Bauern zur Mästung gefahren werden sollte, habe sie eben Stress gehabt und sich erschreckt, sagt die Landwirtin. „Da ist sie über die Barriere und auf und davon.“

Anfangs sei sie davon ausgegange­n, das Kalb würde freiwillig zur Herde zurückkomm­en, erzählt Tanja Wiedenbeck. Mitnichten. Einige Male habe sie auch nachts nach dem Tier geschaut. Es blieb verschwund­en. Auch mit einem Hubschraub­er und einer Drohne wurde nach der Kuh gesucht. Die Polizei spricht von einem „Katz-und-Maus-Spiel“. Die Kuh lasse sich zwar immer wieder kurz blicken, sei dann aber schnell weg. Die Polizei will jedenfalls verhindern, dass die Kuh vor ein Auto läuft oder einen Fußgänger angreift. „Ein Bodycheck mit einer Kuh – da sehen Sie nicht gut aus“, sagt der Sprecher. Das Tier sei fast verwildert und aggressiv, was das Einfangen er- schwere. Zum Betäuben müsste ein Tierarzt nahe an die Kuh herankomme­n. Der Polizeispr­echer bezweifelt aber, dass das möglich sein wird.

Auch Landwirtin Wiedenbeck sagt: „Menschenle­ben gehen vor.“Sicher wäre es besser, das Tier lebendig fangen zu können. Aber: Die Kuh danach wieder an eine Herde zu gewöhnen, dürfte schwierig werden.

Hunger leiden muss die Kuh, die laut Wiedenbeck inzwischen um die 400 Kilogramm schwer sein dürfte, trotz des Schnees nicht: Sie finde genug Grünfutter – und sei obendrein schon dabei beobachtet worden, wie sie sich bei Bauern aus offen stehenden Silos bedient habe.

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FOTO: DPA
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FOTO: DPA Mit großer Gelassenhe­it nehmen die Kühe von Josef Wiedenbeck die Tatsache hin, dass eine der ihren das Weite gesucht hat.
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FOTO: ARMIN WEIGEL Landwirt Josef Wiedenbeck.

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