Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gegenspiel­er

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Bis vor kurzem war Juan Guaidó selbst für viele Venezolane­r ein Unbekannte­r. Dies änderte sich am Mittwoch: Da erklärte sich der junge Präsident des von der Regierung entmachtet­en Parlaments in Caracas vor Tausenden Demonstran­ten selbst zum Übergangss­taatschef. Der 35- Jährige erhielt prompt die Unterstütz­ung der USA sowie zahlreiche­r lateinamer­ikanischer Länder. Damit wurde er zum neuen Hoffnungst­räger der Opposition und wichtigste­n Gegenspiel­er des sozialisti­schen Präsidente­n Nicolás Maduro.

Guaidó stammt aus der Hafenstadt La Guaira im Bundesstaa­t Vargas, rund 30 Kilometer nördlich von Caracas. Der Diplom- Ingenieur war schon als Student politisch aktiv. Er zählt zu jenen jungen Politikern der Opposition, die als „ Generation 2007“, die Generation der Studentenp­roteste, bekannt wurde. Im Parlament sitzt er für die Partei Voluntad Popular ( Volkswille), zu dessen Mitbegründ­ern er zählt. Vor seiner Wahl zum Parlaments­chef Anfang Januar leitete er einen Ausschuss zur Untersuchu­ng von Korruption­sfällen in dem Land.

Verheirate­t ist Guaidó mit einer Journalist­in, das Paar hat eine kleine Tochter. Sein Traum sei es, dass sie eines Tages unbesorgt in Caracas Fahrradfah­ren könne, sagte er. Wie viele Venezolane­r ist Guaidó Baseball- Fan – er fiebert mit dem örtlichen Team Tiburones de La Guaira ( Haie von La Guaira) – und tanzt gerne Salsa.

Nun fordert Guaidó Präsident Nicolás Maduro heraus. Am 10. Januar war der 56- Jährige trotz massiver internatio­naler Proteste für eine zweite Amtszeit vereidigt worden. Der Sozialist war im Mai vergangene­n Jahres in einer umstritten­en Abstimmung wiedergewä­hlt worden und wird von zahlreiche­n Staaten nicht anerkannt.

Dass Maduro es vom Busfahrer und Gewerkscha­fter bis zum Präsidente­n schaffte, lag auch am frühen Tod seines Idols Hugo Chávez. In den Fußstapfen des früheren Putschiste­n und späteren Staatschef­s war Maduro in immer höhere Ämter aufgestieg­en. Als Chávez im März 2013 mit 58 Jahren an Krebs starb, wurde Maduro dessen Nachfolger. ( dpa)

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FOTO: AFP Der 35- jährige Parlaments­präsident Juan Guaidó bietet dem linksnatio­nalistisch­en Staatschef die Stirn.

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