Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Mister Suchtberatung“verabschiedet sich
Klaus Harter verlässt nach 38 Jahren die Sigmaringer Suchtberatungsstelle
SIGMARINGEN - Klaus Harter, Leiter der AGJ-Suchtberatungsstelle, ist am Donnerstag nach fast vier Jahrzehnten in seinem Amt in den Ruhestand verabschiedet worden. Wegbegleiter, Kollegen sowie Vertreter verschiedenster sozialer Einrichtungen und Persönlichkeiten aus dem Kreis sowie auf Landes- und Bundesebene haben mit zahlreichen Beiträgen und Reden ein beeindruckendes Bild von Harter gezeichnet, das ihn als Netzwerker, Gestalter, beharrlichen Rebellen und warmherzigen Menschen und „Mister Suchthilfe“im Kreis charakterisierte. Auch Eugen Rockenstein, langjähriger Stellvertreter Harters, wurde verabschiedet. Von Landrätin Stefanie Bürkle wurde Harter als Außenminister seiner Einrichtung bezeichnet – Rockestein habe ergänzend als Innenminister gewirkt. Künftig wird Sebastian Schneider die Leitung der Einrichtung übernehmen. Die Housekids, die Band des Hauses Nazareth, untermalte das Programm musikalisch.
Landrätin Stefanie Bürkle würdigte Harters Engagement in ihrer Rede wie folgt: „Er hat sich fast 40 Jahre für die Suchtprävention sowie Begleitung von Suchtkranken und deren Angehörigen eingesetzt und war dabei nie herablassend, immer mitfühlend und mit klarer Ansage.“Harter habe besonders Strukturen gestaltet. Er sei zum Glücksfall für den Landkreis geworden, nicht zuletzt, indem er sich auch auf Landes- und Bundesebene in der Suchthilfe eingebracht habe. Seine Erfolge, wie die FairfestZertifizierung für Veranstalter und Vereine sowie der Partypass, blieben nicht im Verborgenen: Für genanntes Siegel gab es den Landes- und Bundespräventionspreis.
Auch von nachfolgenden Rednern, wie Stefan Bürkle, Geschäftsführer des Bundesverbands Caritas Suchthilfe, Christa Niemeier, Landes-Referentin für Suchtprävention, Janine Stark, der kommunalen Suchtbeauftragten im Kreis, Joachim Freitag von der AGJ-Wohnungslosenhilfe sowie Kriminalkommissar im Ruhestand, Martin Klawitter, wurden Harters Motivation, Impulsivität, Hartnäckigkeit, seine Überzeugungskraft und Leidenschaft im Beruf herausgestellt. „Eine Begegnung mit Dir lässt einen nicht kalt“, so Stefan Bürkle, der Harter außerdem als pragmatisches Energiebündel und unbequemen Querdenker charakterisierte. „Deine Reibungsfläche hat enorm Wärme erzeugt.“
Einen Schritt voraus
„Während man sich in Stuttgart noch ein Projekt überlegte, hatte Klaus Harter in Sigmaringen schon eines am Start“, schloss sich Christa Niemeier mit Worten voll des Lobes an. In einer Interviewrunde kamen außerdem persönliche Anekdoten und Erlebnisse der Akteure mit Klaus Harter zum Gespärch. Schließlich wurde verbildlicht, wieviele „Hüte“Klaus Harter im Laufe seines Berufslebens aufgesetzt bekam: Etwa den des Leiters der Suchtberatungsstelle in Ergänzung zum Hut der kirchlichen Trägerschaft, jenen der Kooperation, Vernetzung, den Hut des Medienvorreiters, des Psychodramatikers...
Zum Anstoßen gab es statt Alkoholischem, wie sollte es bei einem scheidenden „Mister Suchthilfe“auch anders sein, natürlich Fruchtsaft-Cocktails.