Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Landratsamt eröffnet Eltern-Kind-Zimmer
Mitarbeiter können Raum nutzen, wenn sie ihr Kind nicht betreuen lassen können
SIGMARINGEN - Mit einer kleinen Feier hat am Donnerstagvormittag Landrätin Stefanie Bürkle das ElternKind-Zimmer im Landratsamt ihren Mitarbeitern übergeben. Die Bereichs- und Abteilungsleiter waren gekommen, um den etwas anderen Arbeitsplatz vorzustellen, der es erlaubt, die eigenen Kinder stundenweise in Betreuungsausfallzeiten mitzubringen. Es haben sich bereits 14 Nutzer für den Raum angemeldet.
Sekt gab es keinen, dafür bunte Muffins mit Fähnchen: „Landkreis Sigmaringen, Beruf und Familie: das geht!“, stand darauf geschrieben. Wichtigster Gast im gut gefüllten Raum war die zweieinhalbjährige Tochter von Mitarbeiterin Nina Grimaldi, die nach den Ansprachen gleich die Spielmöglichkeiten vor Ort testete. Mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wolle man im Landratsamt nicht nur auf dem Papier ernst machen, so Landrätin Bürkle: „Das Eltern-Kind-Zimmer ist ein weiterer Baustein des Audits Beruf und Familie.“Der Arbeitgeber wolle den Mitarbeitern ermöglichen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Die Projektarbeit wurde im eigenen Haus erstellt und durchgeführt. Das große Echo im Amt zeige, wie groß der Bedarf an solch einer Realisierung sei. Verschiedene Angebote gibt es bereits. Für den Sommer ist eine weitere Maßnahme mit einem internen Ferienprogramm für Grundschulkinder in der ersten Ferienwoche geplant.
85 Prozent der Teilzeitkräfte sind weiblich
Das Landratsamt hat rund 800 Angestellte, davon sind 58 Prozent Frauen und 42 Prozent Männer, in Vollzeit arbeiten 63,5 Prozent und bei den Teilzeitkräften sind 85 Prozent weiblich. Während in den vergangenen zehn Jahren rund sechs Mitarbeiterinnen aus der Elternzeit zurückkehren, sind es in diesem Jahr elf. Renate Brunke bedankte sich als Fachbereichsleiterin Personal für die ge- glückte Umsetzung: „Zurzeit beobachten wir eine spannende Veränderung: Frauen, die in Elternzeit gehen, kommen früher zurück – wir brauchen die Frauen.“Genutzt werde das Angebot gleichermaßen von Vätern.
Entstanden ist die Planung 2015 als sich Kerstin Mey, vom Bereich Personal, und Alexander Hersam, vom Bereich Finanzen, im Rahmen eines Programms für Führungskräftenachwuchs Gedanken über eine Verbesserung der Arbeitssituation machten. Hersam erkannte von seiner früheren Arbeitsstelle in einem anderen Landratsamt, wie wichtig die Betreuung der Kinder für die Angestellten ist, und Mey war als junge Mutter immer wieder in der Situation, erst lange nach einer Betreuungsmöglichkeit suchen zu müssen: „Viele von uns sind zugezogen, wir haben also oft keine Großfamilie, auf die wir im Notfall zurückgreifen können.“Natürlich sollte das Projekt auch finanzierbar sein. „Mit der Umsetzung blieben wir im Rahmen des genehmigten Konzepts“, so Harsam. Der Raum hat neben einem Arbeitsplatz für Eltern einen Spielbereich drinnen und draußen, eine Schlafmöglichkeit sowie kindgerechte sanitäre Anlagen. Spielzeugspenden von Mitarbeitern sorgen für Abwechslung. Ein Mitarbeiter und Vater bemerkte auch gleich, dass hier nachwuchsfördernd gedacht wurde: „Man beachte den Kinderschreibtisch, der stark an einen Verwaltungsplatz erinnert.“Die Tochter von Nina Grimaldi zog es eher in den Kaufladen, sie räumte mit ihrer Puppe das Geschirr aus und ein. Grimaldi leitet die Kreispolizeibehörde und arbeitet 80 Prozent: „Es kann sein, ich brauche diese Möglichkeit gleich schon heute Mittag.“Normalerweise versorge der Vater das Kind, aber wenn Sondertermine für ihn anstehen, sei es bisher immer so gewesen, dass sie nicht zur Arbeit gehen konnte oder eine Notlösung gefunden werden musste: „Ich bin sehr froh über die Möglichkeit, die Kleine mitzunehmen, für Betreuungsnotfälle ist das Zimmer perfekt.“