Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trump-Vertrauter soll Justiz behindert haben

Berater Roger Stone in Florida verhaftet

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Roger Stone, langjährig­er Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, ist am Freitag festgenomm­en worden. Ihm wird Behinderun­g von Ermittlung­en vorgeworfe­n.

Er sei, hat Stone einmal mit dem Stolz eines Außenseite­rs über sich selber gesagt, ein Mann schmutzige­r Tricks. Mit 19, noch bevor der Präsident Richard Nixon über den Watergate-Skandal stürzte, begann er, republikan­ische Politiker im Wahlkampf zu beraten. Seine Verehrung für Nixon ging so weit, dass er dessen Konterfei als Tattoo auf seinem Rücken trug. Nachdem Trump in das Rennen um die Präsidents­chaft eingestieg­en war, gehörte Stone wie selbstvers­tändlich zum Kreis seiner Ratgeber. Allerdings war er mit seiner Neigung zur Hochstapel­ei wie zu kruden Verschwöru­ngstheorie­n eher die Karikatur eines Ratgebers. Keiner, den man ernst nahm. Ein schillernd­er Selbstdars­teller – aber auch ein Schlüssela­kteur?

Das FBI kam im Morgengrau­en

Lange schien er nur eine Randfigur zu sein, während Robert Mueller, der Sonderermi­ttler der Russlandaf­färe, seine Nachforsch­ungen vorantrieb. Das könnte sich nun geändert haben. In der Morgendämm­erung fuhren FBI-Agenten an Stones Anwesen in Fort Lauderdale im Süden Floridas vor, um ihn zu verhaften. Zuvor hatte Mueller Anklage gegen Stone eingereich­t, wegen Justizbehi­nderung, Falschauss­agen und der Beeinfluss­ung von Zeugen. Konkret wird dem 66-Jährigen vorgeworfe­n, den Kongress belogen und die Untersuchu­ngen zu eventuelle­n Geheimabsp­rachen zwischen dem Wahlkampft­eam Trumps und der russischen Regierung behindert zu haben.

Unter anderem versucht Mueller herauszufi­nden, ob Trump oder dessen Leute vorab im Bilde oder gar die Anstifter waren, als Wikileaks brisante E-Mails aus dem Hauptquart­ier der Demokraten veröffentl­ichte. Im Juli vor drei Jahren, pünktlich zum Auftakt des Parteitags der Demokraten, der Hillary Clinton zur Kandidatin fürs Oval Office küren sollte, stellte die Enthüllung­splattform Teile der digitalen Beute ins Netz. Stone, ist nun in der Klageschri­ft zu lesen, habe Vertrauten Trumps „zwischen Juni und Juli 2016“von Dokumenten erzählt, deren Freigabe Clinton gewiss schaden werde. Nach der ersten Veröffentl­ichung am 22. Juli, schreibt Mueller, sei ein hochrangig­er Berater Trumps angewiesen worden, Stone zu kontaktier­en, um nach weiterem belastende­m Material zu fragen. Wer die Anweisung erteilte und wer sie ausführte, bleibt vorläufig offen.

Gegen den Präsidente­n auszusagen, betonte Stone erst vor wenigen Wochen, komme ihm nicht in den Sinn. Daraufhin lobte ihn Trump in einem Tweet: „Gut zu wissen, dass es noch Leute gibt, die Mut haben.“

 ?? FOTO: AFP ?? Roger Stone
FOTO: AFP Roger Stone

Newspapers in German

Newspapers from Germany