Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sentenharter Flurneuordnung liegt auf Eis
Gemeinderat folgt dem Willen der Grundstückseigentümer
WALD - Nur Gutes, so hat Sentenharts Ortsvorsteher Johannes Nipp in der Gemeinderatssitzung versichert, habe der Ortschaftsrat im Sinn gehabt, als er gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung eine Flurneuordnung vorangetrieben habe, um das marode Wegenetz in dem Teilort, das sich zu zwei Dritteln im Privateigentum befindet, mit einem satten Zuschuss zu sanieren und gleichzeitig den Hochwasserschutz zu verbessern. „Ich denke für den Ort und befürworte die Flurneuordnung“, sagte er aus tiefster Überzeugung und mit deutlichem Frust.
Denn: Bei einer über dreistündigen Bürgerversammlung, in der Stefan Obermeier vom Amt für Flurneuordnung und Umwelt in Ravensburg das etwa 1,3 Millionen Euro teure Vorhaben präsentierte, kam es zu deutlichem Widerstand bei den Sentenharter Bürgern. 500 Hektar Fläche würden in das 1,3 Millionen Euro teure Verfahren einbezogen, hatte Obermeier in der Versammlung erklärt. Bei einem Zuschuss von 70 Prozent und einer weiteren Kostenübernahme von 15 Prozent durch die Gemeinde verblieben 400 Euro Kosten je Hektar bei den Grundstückseigentümern. Beginn der Maßnahme sei frühestens in fünf Jahren.
Unterschriftten übergeben
Auch eine Unterschriftenliste gegen die Flurneuordnung wurde in der Versammlung übergeben. Die allerdings relativierte Bürgermeister Werner Müller in der Gemeinderatssitzung vor einer stattlichen Zuschauerkulisse: „Es haben oft mehrere Familienmitglieder unterschrieben, außerdem auch Auswärtige, die nicht betroffen sind, und einige Unterzeichner haben mich inzwischen angerufen und haben gesagt, dass sie unter Druck unterschrieben haben.“
Die Gemeinderäte, die eigentlich den Beschluss zum Antrag auf Flurneuordnung auf der Tagesordnung hatten, wollten sich nicht gegen den Willen der Sentenharter Bürger stellen, auch wenn sie mehrheitlich der Meinung waren, dass die Flurneuordnung ein Gewinn für die Grundstückseigentümer ist. „Ich sehe in der Flurneuordnung gute Möglichkeiten, das Ergebnis der Versammlung hat mich enttäuscht“, sagte beispielsweise Gerhard Lohr, der selbst Landwirt ist. Und auch Jürgen Krall, ebenfalls Landwirt, äußerte: „Eigentum verpflichtet auch, dann kostet es halt was.“Wichtig war den Gemeinderäten, dass der Frieden in dem nun von zwei konträren Stimmungen geprägten Ortsteil wieder hergestellt und dass die Tür für eine Flurneuordnung nicht ganz zugeschlagen wird.
Bei zwei Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat deshalb, vorläufig keinen Antrag auf Flurneuordnung zu stellen, aber die Sentenharter aufzufordern, der Gemeinde innerhalb eines Jahres alternative Möglichkeiten zur Umsetzung eines Masterplans vorzuschlagen. Außerdem wurde beschlossen, dass die Gemeinde ab sofort keinerlei Kosten für verkehrssichernde bauliche Maßnahmen an den Privatwegen übernimmt. Dass dazu auch das Schneeräumen gehört, bestätigte Müller.