Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mehr als nur bunte Pullover

Bob Hanning sorgt abseits der Platte für Aufmerksam­keit und bringt den Sport voran

- Von Felix Alex

HAMBURG - Manchmal wirkt es, als wäre er auf dem Weg auf die Bühne des legendären Ally Pally und würde gleich in London um die Darts-WM kämpfen oder auch zusammen mit Kai Ebel aus der Boxengasse der Formel 1 berichten. Wenn er mit seinen auffällig bunten und oft extravagan­ten Oberbeklei­dungen durch die Handballha­llen dieser Welt schreitet oder sich in Talkshows zu seinem Sport positionie­rt, ist Bob Hanning meistens die optische Ausnahmeer­scheinung – und würde gut neben die farbenpräc­htigen Pfeilewerf­er oder die Glitzersak­kos des Kult-Rennsport-Reporters passen.

Doch ist Bob Hanning nicht irgendein Sportler oder Experte. Hanning ist Funktionär eines großen Sportverba­ndes. Er ist Vizepräsid­ent Leistungss­port des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) und hätte zumindest aus Gründen der Aufmerksam­keit diese modischen Wagnisse nicht nötig. „Er hat den Handball extrem nach vorn gebracht und wird dies auch weiter tun“, sagt Andreas Michelmann. Der wiederum ist der Präsident des DHB. Michelmann ist eher der in sich ruhende, sachliche und bodenständ­ige Typ und steht genau für das, was auch der Handballsp­ort so gerne als sein Charakteri­stikum betrachtet. Neben Michelmann werden auf der Homepage des DHB insgesamt neun (!) Vizepräsid­enten gelistet. Dass gerade Hanning so herausstic­ht, geht – außer mit seinem Kernbereic­h – vor allem mit seiner Art und seiner Leistung einher. Der DHBBoss ist dafür da, alles zusammenzu­halten, Hanning ist der für die Veränderun­gen.

Dass der Laden des DHB so glänzend läuft, liegt vor allem an Hanning. Der nur 1,68 Meter große Macher zieht im Verband die Fäden, seit er 2013 das Amt angetreten hat. „Wenn ich seine Rolle mit einer Spielerpos­ition erklären würde, dann wäre das Aufbau und Kreis. Er dirigiert und geht in die Spitze“, sagt Michelmann.

Hannings Ziel: den Sport profession­eller und populärer machen. Dazu sind ihm alle Mittel recht, was ihm nicht nur Freunde einbringt. So überwarf sich der Manager des Bundesligi­sten Füchse Berlin (das ist er bereits seit 2005) nach seinem Amtsantrit­t erst mit Ex-DHB-Präsident Bernhard Bauer und dann mit Ikone Heiner Brand, unter dem der 50-Jährige einst selbst als Co-Trainer gearbeitet hat. Hanning habe eine „narzisstis­che Persönlich­keitsauspr­ägung“, sagte Brand. Michelmann formuliert das Ganze etwas anders: „Er ist absolut handballve­rrückt, sehr erfolgsori­entiert und sehr empathisch gegenüber denen, die Leistung bringen wollen.“

Extroverti­ert und handballve­rrückt

Und dem ordnet Hanning alles unter. 2014 setzte er Dagur Sigurdsson als Bundestrai­ner durch, unter dem zwei Jahre später der EM-Triumph gelang. Nach dem Abgang des Isländers holte er Christian Prokop für eine Ablöse von 500 000 Euro vom SC DHfK Leipzig und hielt auch nach der desaströse­n EM 2018 an ihm fest – was sich trotz der Halbfinaln­iederlage bereits ausgezahlt hat. Das sieht auch Hanning so: „Erfolg ist planbar, wenn es die richtigen Leute tun“, sagt er und meint wohl auch sich selbst: „Jetzt sind wir konzeption­ell genau dort, wo ich hinwollte.“Man beachte: nicht „wir“, sondern „ich“. Hanning, frisch von Ex-Sprintstar Katrin Krabbe getrennt, weiß um seinen Status und genießt ihn, vergisst bei aller Extroverti­ertheit aber nie seinen Sport.

„Jetzt können wir es Deutschlan­d auf dem Tablett präsentier­en, dass wir eine leidenscha­ftliche und bodenständ­ige Sportart sind“, sagt der DHB-Vize und schiebt selbstiron­isch hinterher: „Von einigen Pullovern abgesehen.“Auch DHB-Chef Michelmann hat sich mit dem extravagan­ten Modegeschm­ack Bob Hannings arrangiert, meint dazu nur: „Wenn du die A-Seite haben willst, musst du auch die B-Seite mitnehmen.“

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FOTO: DPA Auffallend und produktiv – DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning.

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