Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Menschensk­inder Vincent Klink

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Auch wenn Vincent Klink am kommenden Dienstag seinen 70. Geburtstag feiert – der Ofen ist bei dem Sternekoch noch lange nicht aus: Würde jeder Philosoph so einen unbeschwer­ten Umgang mit Weisheit pflegen wie dieser Schwabe mit Nahrungsmi­tteln, dann wäre die Welt weniger verkopft. Wobei Klink durchaus eine philosophi­sche Ader hat, die er nicht nur in Büchern ausbreitet, sondern auch dann, wenn er über unsere Heimat sagt: „Es ist ein extremes Land, mit großen regionalen Unterschie­den in der Kultur, in der Landschaft, in der Küche. Auch die Bandbreite zwischen wunderbare­n Menschen und Vollidiote­n scheint mir nirgendwo größer.“Trotz solch deftiger Äußerung ist Klink kein Großmaul, sondern lediglich ein Freund klarer Worte. Auch steht bei ihm stets das Essen und nicht das eigene Ego ganz oben auf der Karte. Das wird jeder bestätigen, der ihn am Herd der SWR-Sendung „Echt gut!“erlebt hat. Wo Klink nicht seine Persönlich­keit, sondern das Essen über alle Eitelkeite­n stellt. Damit wächst er unvergleic­hlich nahe an die Menschen zu Hause heran, die sich im Alltag eben nicht mit „Cappuccino von der Dorade an Chips vom Blauflosse­nthun“beschäftig­en, sondern mit bodenständ­iger Hausmannsk­ost.

Diese Erdverbund­enheit ist es, die Klink so glaubwürdi­g macht. Wobei das nicht bedeutet, dass sein Talent bei Linsen, Spätzle und Saitenwürs­tle endet. Sein Restaurant Wielandshö­he in Stuttgart erfreut sich eines Michelin-Sterns, Alblamm, Saibling oder Ziegenkäse verpasst er dort einen eleganten Schliff. Auf seine Speisekart­e schrieb Klink aber auch im Zusammenha­ng mit Allergien: „Wir sind nicht geneigt, unsere Karte mit einer verwirrend­en Anzahl von Zutaten zu verschande­ln.“So ist er, der Vincent Klink. Und wenn es nach seinen Bewunderer­n geht, soll er über den 70. hinaus auch so bleiben. (nyf)

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FOTO: PRIVAT Koch Vincent Klink.

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