Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Biopic: Gundermann
Dass „Sonnenallee“ein Film mit Langzeitwirkung werden würde, war schon bei seinem Erscheinen vor mittlerweile 20 Jahren klar. Dennoch beeindruckt es, welche Karriere etwa der schlaksige Hauptdarsteller Alexander Scheer hingelegt hat – sei es am Theater, sei als Musiker, sei es in internationalen Produktionen wie „Carlos – Der Schakal“. In „Gundermann“kann er nun seine geballte Erfahrung einfließen lassen und macht den Film zu einem Ereignis. Regisseur Andreas Dresen gelingt es dabei, einen Blick auf die DDR zu werfen, der frei von den üblichen Klischees ist. Vielmehr schildert er eine Biografie voller Widersprüche und ohne den Anspruch, diese aufzulösen. Denn der als „singender Baggerfahrer aus der Lausitz“bekannt gewordene Gerhard Gundermann verkörperte sowohl Widerstand als auch Kollaboration. So wurde er in den 1970er-Jahren als Querdenker aus der Volksarmee geworfen, und später auch wegen „prinzipieller Eigenwilligkeit“aus der Partei ausgeschlossen. Als Liedermacher feierte er auch in der Nachwendezeit Erfolge – bis 1995 herauskam, dass er einst als Stasispitzel gearbeitet hatte … Scheer erweckt diese komplexe Figur nun voll zum Leben und hat auch sämtliche Lieder selbst eingesungen. Die umfangreichen Extras umfassen Interviews mit Regisseur und Hauptdarsteller, einen Kurzfilm von Andreas Höfer sowie einen Audiokommentar. (rot)