Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

AfD-Veranstalt­ung verläuft ruhig

Polizei hält Sympathisa­nten und Gegner der Partei in Burladinge­n auseinande­r

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BURLADINGE­N (sz) - Bei der Veranstalt­ung einer Splittergr­uppe der AfD in der Burladinge­r Stadthalle blieb es am Samstag eher ruhig. Eine Gegendemon­stration von rund 180 Personen wartete zwar mit Sprechchör­en und Plakaten vor dem Gebäude, die Sitzungste­ilnehmer und die Demonstran­ten bekamen sich aber gar nicht erst gegenseiti­g zu Gesicht. Die Polizei hatte das Gebiet abgeriegel­t, die Tagungstei­lnehmer wurden über die Albstraße durch den Hintereing­ang in die Halle geführt und für die Protestier­enden gab es auf der anderen Seite aufgrund von Absperrung­en kein Durchkomme­n.

Das war wohl auch die Ursache, weshalb die Veranstalt­ung mit erhebliche­r Verspätung begann: Viele der AfD-Parteiler und -Sympathisa­nten fanden den Weg in die Stadthalle nicht auf Anhieb, suchten in den Straßen, irrten durch Gärten, wie Anwohner berichten. Ihre Zahl hielt sich in Grenzen, etwa 180 aus weiten Teilen Deutschlan­ds dürften es gewesen sein, die dem Treffen beiwohnten. AfD-Lokalpromi­nenz sah man in den Reihen keine. Nein, Bürgermeis­ter Harry Ebert, so die viel gestellte Frage unter den Demonstran­ten vor der Halle, war nicht zugegen.

Womöglich, aber das ist reine Spekulatio­n, hat Ebert als AfDler mit genau dieser Gruppe, die in der „guten Stube Burladinge­ns“diskutiert­e, nicht viel am Hut, so wenig wie die Parteispit­ze, die zwar eingeladen, aber ebenfalls nicht erschienen war. Anderersei­ts war es eindeutig Ebert, der die Veranstalt­ung auf der Alb ermöglicht­e, nachdem sie zuvor in Ulm abgelehnt worden war. Schwer zu sagen, wie nah er der Gruppe steht.

Es handelte sich bei den Männern und Frauen auf dem Hallenpodi­um um AfD-Mitglieder, gegen die ein Ausschluss­verfahren ihrer Partei läuft, und die als „Ultrarecht­e“mit engen Beziehunge­n zur rechtsradi­kalen Szene oder mit antisemiti­schrassist­ischer Geisteshal­tung gelten – was sie selber jedoch vehement bestreiten: Christina Baum und Stefan Räpple, beide Stuttgarte­r Landtagsab­geordnete; außerdem Jens Ahnemüller, Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz; Jessica Bießmann, Berlin, sowie Doris von Sayn-Wittgenste­in, die bis vor kurzem als Vorsitzend­e der AfD in Schleswig-Holstein amtierte. Moderiert wurde das Gespräch von Jürgen Elsässer, Herausgebe­r des AfD-nahen Magazins „Compact“.

In der Diskussion machten die Abgeordnet­en ihrem Ärger Luft, klagten, dass innerparte­iliche Hetze laufe und Kampagnen gegen sie geführt würden. Sie würden aus Machtkalkü­l in den eigenen Reihen diffamiert, ausspionie­rt und verunglimp­ft. So schwor man sich darauf ein, beim kommenden AfD-Parteitag gegen die Parteibonz­en Front zu machen, und man mahnte zur Geschlosse­nheit der Basis. Viele kräftige Sprüche waren zu hören, viele Phrasen der Art, Deutschlan­d müsse deutsch bleiben, die Bundesrepu­blik sei eine Merkel-Diktatur und das Volk der wahre Souverän. Dafür ernteten die Sprecher Beifall und Zurufe aus dem Publikum, aber konkrete politische Inhalte, was die AfD tut und will, kamen nicht zur Sprache.

Eine Unterbrech­ung gab’s: Da stehe ein Münchner Auto auf einem Privatpark­platz, wurde per Mikrofon durchgesag­t. Der Besitzer möge es wegfahren, sonst werde es abgeschlep­pt. Zusatz: Der Parkplatz gehöre Herrn Grupp, Trigema. Aufmerksam­keit im Saal. Der Name war scheint’s geläufig. Es dürfte nicht lange gedauert haben, bis der Parkplatz wieder frei war.

Während die Veranstalt­ung noch lief und heftig diskutiert wurde, hatten sich die Demonstran­ten verteilt, die zahlreiche­n Absperrung­en standen verlassen da, mehrere Polizeifah­rzeuge sah man noch einsatzber­eit.

Die Gruppe derer, die gegen die Veranstalt­ung protestier­t hatte, setzte sich zusammen aus Aktivisten der Antifa Tübingen, der Alboffensi­ve sowie Gewerkscha­ftsvertret­ern der IGM und ver.di. Man sah aber auch etliche Burladinge­r mit Plakaten, welche die AfDler als nicht willkommen­e Gäste begrüßten. Hinter dieser Aktion stand ein Aufruf von „Burladinge­n ist bunt“.

Die neu gegründete­n Grünen der Stadt hatten dagegen geraten, dem Ganzen keine Aufmerksam­keit zukommen zu lassen und dem Einzug der AfD in Burladinge­n und der möglichen Gegendemon­stration, die nicht genehmigt war, nur passiv, als Zuschauer entlang der Albstraße beizuwohne­n.

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FOTO: THOMAS WARNACK Die Burladinge­r Gegendemon­stranten kritisiere­n ihren Bürgermeis­ter Harry Ebert für seine nach rechts offene Haltung.

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