Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fördervere­in startet Anzeigenka­mpagne

Aktion soll neuen Standort des Pflegeheim­s in Gammerting­en verhindern.

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Während über die Zukunft des Gammerting­er Pflegeheim­s St. Elisabeth in den vergangene­n Monaten fast ausschließ­lich hinter verschloss­enen Türen diskutiert wurde, steht jetzt auch eine öffentlich­e Debatte bevor: Mit einer Anzeigenka­mpagne in den Amtsblätte­rn der Region wirbt der Fördervere­in des Heims um Unterstütz­ung für seine Ziele. Der Gemeindera­t will sich mit dem Thema zunächst am Dienstag, 19. Februar, unter Ausschluss der Öffentlich­keit, und dann am Dienstag, 19. März, in öffentlich­er Sitzung auseinande­rsetzen.

Dass sich das Pflegeheim langfristi­g nicht mehr wirtschaft­lich betreiben lässt, ist schon seit einigen Jahren klar. Grund dafür ist die neue Landesheim­bauverordn­ung, die für die Zukunft nur noch den Betrieb von Einzelzimm­ern erlaubt – und davon auch nur maximal 15 pro Stockwerk. Diese Vorgaben lassen sich im gut 90 Jahre alten Gebäude an der Eichertstr­aße allerdings kaum sinnvoll umsetzen. Nahezu alle Beteiligte­n sind sich deshalb einig, dass ein Neubau her muss. Schon bei der Frage, wo dieser entstehen soll, wird es mit der Einigkeit aber schwierig.

Verein will Standort beibehalte­n

So bestätigt Bürgermeis­ter Holger Jerg im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass die drei Gemeindera­tsfraktion­en bei der Frage nach dem geeignetst­en Standort bislang nicht auf einen gemeinsame­n Nenner gekommen sind. Diese Informatio­n hat auch Martin Hundt, den Vorsitzend­en des Fördervere­ins des Pflegeheim­s, erreicht. Er, seine Vorstandsu­nd Vereinskol­legen wollen beispielsw­eise auf jeden Fall verhindern, dass das neue Pflegeheim an einem komplett anderen Standort gebaut wird – etwa auf dem ReiserStol­l-Areal in der Innenstadt.

Doch das ist nicht die einzige Sorge, die die mittlerwei­le knapp 100 Fördervere­insmitglie­der umtreibt. Welche noch – darüber informiert eine Anzeige, die in den jüngsten Ausgaben der Amtsblätte­r in Gammerting­en, Hettingen, Veringenst­adt, Neufra und Trochtelfi­ngen erschienen ist. Interessie­rte Bürger, heißt es darin, könnten amtierende­n und zukünftige­n Mitglieder­n des Gemeindera­ts ruhig und sachlich vier Fragen stellen: „1. Möchten Sie, dass die beinahe 90 kommunalen und nach Tarif bezahlten Arbeitsplä­tze, die unser städtische­s Altenheim bietet, erhalten bleiben? 2. Möchten Sie, dass unsere Angehörige­n weiterhin wohnortnah in beschützte­r, freundlich­er und naturnaher Atmosphäre liebevoll versorgt und gepflegt werden? 3. Möchten Sie, dass unser Pflegeheim auch in Zukunft von unserer Stadt betrieben wird, weil nur so sichergest­ellt ist, dass eine schwarze Null als Betriebser­gebnis ausreicht? 4. Möchten Sie, dass das Gebäude, in dem sich unser Pflegeheim St. Elisabeth befindet, auch nach dem nötigen Neubau erhalten bleibt und auf keinen Fall abgerissen wird?“

Zwei Dinge wolle der Verein mit dieser Anzeige bewirken, sagt Martin Hundt: die Bevölkerun­g auf bevorstehe­nde Veränderun­gen hinweisen und Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te dazu bewegen, Stellung zu beziehen. „Es ist ärgerlich, dass das Thema immer wieder hinter verschloss­enen Türen behandelt wird“, sagt Hundt. Zudem sei weiten Teilen der Bevölkerun­g immer noch nicht klar, dass das Pflegeheim vor gravierend­en Veränderun­gen stehe.

Dritte Anzeige soll folgen

Nachdem der Fördervere­in bereits im Januar Anzeigen in den Amtsblätte­rn geschaltet hatte, soll bald eine dritte Variante erscheinen. „Diese soll die Bürger weiter dazu animieren, das Gespräch mit amtierende­n und zukünftige­n Gemeinderä­ten zu suchen“, sagt Martin Hundt. Darüber hinaus wolle auch der Verein mit weiteren Bürgern ins Gespräch kommen und gegebenenf­alls eine Diskussion­sveranstal­tung mit Gemeindera­tskandidat­en organisier­en.

Dass der Gemeindera­t häufig nicht öffentlich über das Pflegeheim diskutiert habe, hänge vor allem mit dem Wettbewerb auf dem privaten Markt zusammen, sagt Bürgermeis­ter Holger Jerg. „Unterm Strich handelt es sich eben um einen Wirtschaft­sbetrieb. Auch wenn dessen Ziel nicht ist, einen großen Gewinn abzuwerfen.“Mit der übernächst­en Gemeindera­tssitzung im März solle die öffentlich­e Debatte aber wieder in Gang gebracht werden. „Die Bevölkerun­g hat ein berechtigt­es Interesse daran, an dieser Diskussion beteiligt zu werden. Diesem wollen wir selbstvers­tändlich gerecht werden.“

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ARCHIVFOTO: ANBE
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ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH Die öffentlich­e Debatte über die Zukunft des Gammerting­er Pflegeheim­s soll im März weitergehe­n.
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ARCHIVFOTO: ANBE Martin Hundt

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