Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Förderverein startet Anzeigenkampagne
Aktion soll neuen Standort des Pflegeheims in Gammertingen verhindern.
GAMMERTINGEN - Während über die Zukunft des Gammertinger Pflegeheims St. Elisabeth in den vergangenen Monaten fast ausschließlich hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde, steht jetzt auch eine öffentliche Debatte bevor: Mit einer Anzeigenkampagne in den Amtsblättern der Region wirbt der Förderverein des Heims um Unterstützung für seine Ziele. Der Gemeinderat will sich mit dem Thema zunächst am Dienstag, 19. Februar, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und dann am Dienstag, 19. März, in öffentlicher Sitzung auseinandersetzen.
Dass sich das Pflegeheim langfristig nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt, ist schon seit einigen Jahren klar. Grund dafür ist die neue Landesheimbauverordnung, die für die Zukunft nur noch den Betrieb von Einzelzimmern erlaubt – und davon auch nur maximal 15 pro Stockwerk. Diese Vorgaben lassen sich im gut 90 Jahre alten Gebäude an der Eichertstraße allerdings kaum sinnvoll umsetzen. Nahezu alle Beteiligten sind sich deshalb einig, dass ein Neubau her muss. Schon bei der Frage, wo dieser entstehen soll, wird es mit der Einigkeit aber schwierig.
Verein will Standort beibehalten
So bestätigt Bürgermeister Holger Jerg im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, dass die drei Gemeinderatsfraktionen bei der Frage nach dem geeignetsten Standort bislang nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind. Diese Information hat auch Martin Hundt, den Vorsitzenden des Fördervereins des Pflegeheims, erreicht. Er, seine Vorstandsund Vereinskollegen wollen beispielsweise auf jeden Fall verhindern, dass das neue Pflegeheim an einem komplett anderen Standort gebaut wird – etwa auf dem ReiserStoll-Areal in der Innenstadt.
Doch das ist nicht die einzige Sorge, die die mittlerweile knapp 100 Fördervereinsmitglieder umtreibt. Welche noch – darüber informiert eine Anzeige, die in den jüngsten Ausgaben der Amtsblätter in Gammertingen, Hettingen, Veringenstadt, Neufra und Trochtelfingen erschienen ist. Interessierte Bürger, heißt es darin, könnten amtierenden und zukünftigen Mitgliedern des Gemeinderats ruhig und sachlich vier Fragen stellen: „1. Möchten Sie, dass die beinahe 90 kommunalen und nach Tarif bezahlten Arbeitsplätze, die unser städtisches Altenheim bietet, erhalten bleiben? 2. Möchten Sie, dass unsere Angehörigen weiterhin wohnortnah in beschützter, freundlicher und naturnaher Atmosphäre liebevoll versorgt und gepflegt werden? 3. Möchten Sie, dass unser Pflegeheim auch in Zukunft von unserer Stadt betrieben wird, weil nur so sichergestellt ist, dass eine schwarze Null als Betriebsergebnis ausreicht? 4. Möchten Sie, dass das Gebäude, in dem sich unser Pflegeheim St. Elisabeth befindet, auch nach dem nötigen Neubau erhalten bleibt und auf keinen Fall abgerissen wird?“
Zwei Dinge wolle der Verein mit dieser Anzeige bewirken, sagt Martin Hundt: die Bevölkerung auf bevorstehende Veränderungen hinweisen und Bürgermeister und Gemeinderäte dazu bewegen, Stellung zu beziehen. „Es ist ärgerlich, dass das Thema immer wieder hinter verschlossenen Türen behandelt wird“, sagt Hundt. Zudem sei weiten Teilen der Bevölkerung immer noch nicht klar, dass das Pflegeheim vor gravierenden Veränderungen stehe.
Dritte Anzeige soll folgen
Nachdem der Förderverein bereits im Januar Anzeigen in den Amtsblättern geschaltet hatte, soll bald eine dritte Variante erscheinen. „Diese soll die Bürger weiter dazu animieren, das Gespräch mit amtierenden und zukünftigen Gemeinderäten zu suchen“, sagt Martin Hundt. Darüber hinaus wolle auch der Verein mit weiteren Bürgern ins Gespräch kommen und gegebenenfalls eine Diskussionsveranstaltung mit Gemeinderatskandidaten organisieren.
Dass der Gemeinderat häufig nicht öffentlich über das Pflegeheim diskutiert habe, hänge vor allem mit dem Wettbewerb auf dem privaten Markt zusammen, sagt Bürgermeister Holger Jerg. „Unterm Strich handelt es sich eben um einen Wirtschaftsbetrieb. Auch wenn dessen Ziel nicht ist, einen großen Gewinn abzuwerfen.“Mit der übernächsten Gemeinderatssitzung im März solle die öffentliche Debatte aber wieder in Gang gebracht werden. „Die Bevölkerung hat ein berechtigtes Interesse daran, an dieser Diskussion beteiligt zu werden. Diesem wollen wir selbstverständlich gerecht werden.“