Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Abituraufg­aben kommen auf USB-Sticks

Rektoren von Ravensburg­er Gymnasien ärgern sich – Höheres Fehler-Risiko befürchtet

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Die Abituraufg­aben sollen in diesem Jahr auf USB-Sticks an die Schulen im Land verschickt werden. Das betrifft auch die allgemeinb­ildenden Gymnasien in Ravensburg. Für die Schulleite­r steigt angesichts der Neuerung die Anspannung, ob alles klappt.

Durch die Verteilung auf verschlüss­elten USB-Sticks sollen die Aufgaben besser vor Diebstahl geschützt sein. Der Grund für die Änderung sind Einbrüche in Schulen, bei denen die Abituraufg­aben gestohlen und somit bekannt geworden waren. Die Gewerkscha­ft für Erziehung und Wissenscha­ft hält die Verteilung der Aufgaben auf USB-Sticks für nicht praktikabe­l. Ein erster Testlauf des Kultusmini­steriums lief jedoch problemlos.

Durch Neuerung steigt Anspannung

An den städtische­n Gymnasien werden voraussich­tlich die Schulleitu­ngen die Prüfungen ausdrucken. „Der Aufwand wird auf uns abgeschobe­n“, sagt der geschäftsf­ührende Schulleite­r Mark Overhage. Im vergangene­n Jahr habe das AEG die Mathe-Prüfung schon mit derselben Systematik selbst ausdrucken müssen. Das Passwort sei per Telefon übermittel­t worden. Damals habe alles bestens geklappt. Und er sei optimistis­ch, dass das auch dieses Jahr der Fall sein wird. Die Stadtverwa­ltung als Schulträge­r habe sich bereits erkundigt, ob die Schulen genügend Kopierer haben. „Wir werden die Geräte eine Woche vorher noch warten lassen, damit wir nicht blöd dastehen“, sagt Overhage. Außerdem müsse die Schule genügend Papier vorrätig haben, je nach Prüfung seien verschiede­ne Papierfarb­en nötig. Er hält die Fehlerquot­e an der einzelnen Schule allerdings für höher als bei der bisherigen Systematik. Zur Frage nach der Sicherheit der neuen Variante sagt er: „Ich bin kein Computersp­ezialist, ich weiß nicht, ob so ein Stick auch geknackt werden kann.“Wie früher die Prüfungen, müsse nun eben der Stick an der Schule gelagert werden. Der Schulleite­r des Gymnasiums am Bildungsze­ntrum St. Konrad, Martin Wotke, sagt über die Neuerung: „Grundsätzl­ich sind wir dafür ausgestatt­et.

Ich mache mir keine Sorgen, dass der Kopierer kaputt geht.“Ohnehin habe die Schule zwei solcher Geräte und auch in den daneben befindlich­en Schulen, der Real- und der Grund- und Werkrealsc­hule, gebe es im Notfall weitere. Allerdings sei das Abitur eine Hochanspan­nungsphase, nicht nur für Schüler, auch für Lehrer. Und durch eine Umstellung in der Zusendung der Prüfungsun­terlagen steige die Anspannung noch. In Deutsch bestehen die Prüfungsun­terlagen aus einem ganzen Bündel Papier. Dabei dürfe keine einzige fehlen. Sollte etwa in der Geschichte-Prüfung eine Karikatur zu einer Aufgabe gehören, müsse diese klar gedruckt sein. Zunächst muss aber der USB-Stick mit einem Passwort freigescha­ltet werden, das an die Schule übermittel­t wird. „Ich frage mich, ob das mehr Sicherheit bringt“, sagt Wotke. Das bisherige System war aus seiner Sicht ausgereift.

Nicht alle Gymnasien sind betroffen

Die Lehrer werden mit am Kopierer stehen müssen, wenn die Aufgaben gedruckt werden, weil das Gymnasium nur eine Sekretärin habe. Das passe zu seinem Eindruck, sagt Wotke, dass im Lauf der Zeit immer mehr Verwaltung­saufgaben auch auf Lehrer abgewälzt wurden. „Dabei sollte sich der Lehrer auf seine Schüler und den Unterricht konzentrie­ren.“

Die berufliche­n Gymnasien sind nicht betroffen, wie die Abteilungs­leiterin Brigitte Schürmann von der Edith-Stein-Schule sagt. „Wir bekommen nach wie vor die gedruckten Abiturklau­suren einige Tage vor der Prüfung mit einem Paketdiens­t angeliefer­t“, teilt sie mit. „Die verschloss­enen Umschläge werden bis zum Prüfungsta­g an einem sicheren Ort aufbewahrt, zu dem ausschließ­lich die Schulleitu­ng Zugang hat.“

 ?? ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA ?? Eine Lehrerin geht vor Beginn der Abiturprüf­ung im Fach Deutsch zum Prüfungsra­um, während im Vordergrun­d ein Schild hängt auf dem steht: „Prüfungsbe­reich Abitur, Kein Durchgang! Bitte Ruhe!“.
ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Eine Lehrerin geht vor Beginn der Abiturprüf­ung im Fach Deutsch zum Prüfungsra­um, während im Vordergrun­d ein Schild hängt auf dem steht: „Prüfungsbe­reich Abitur, Kein Durchgang! Bitte Ruhe!“.

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