Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Abituraufgaben kommen auf USB-Sticks
Rektoren von Ravensburger Gymnasien ärgern sich – Höheres Fehler-Risiko befürchtet
RAVENSBURG - Die Abituraufgaben sollen in diesem Jahr auf USB-Sticks an die Schulen im Land verschickt werden. Das betrifft auch die allgemeinbildenden Gymnasien in Ravensburg. Für die Schulleiter steigt angesichts der Neuerung die Anspannung, ob alles klappt.
Durch die Verteilung auf verschlüsselten USB-Sticks sollen die Aufgaben besser vor Diebstahl geschützt sein. Der Grund für die Änderung sind Einbrüche in Schulen, bei denen die Abituraufgaben gestohlen und somit bekannt geworden waren. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft hält die Verteilung der Aufgaben auf USB-Sticks für nicht praktikabel. Ein erster Testlauf des Kultusministeriums lief jedoch problemlos.
Durch Neuerung steigt Anspannung
An den städtischen Gymnasien werden voraussichtlich die Schulleitungen die Prüfungen ausdrucken. „Der Aufwand wird auf uns abgeschoben“, sagt der geschäftsführende Schulleiter Mark Overhage. Im vergangenen Jahr habe das AEG die Mathe-Prüfung schon mit derselben Systematik selbst ausdrucken müssen. Das Passwort sei per Telefon übermittelt worden. Damals habe alles bestens geklappt. Und er sei optimistisch, dass das auch dieses Jahr der Fall sein wird. Die Stadtverwaltung als Schulträger habe sich bereits erkundigt, ob die Schulen genügend Kopierer haben. „Wir werden die Geräte eine Woche vorher noch warten lassen, damit wir nicht blöd dastehen“, sagt Overhage. Außerdem müsse die Schule genügend Papier vorrätig haben, je nach Prüfung seien verschiedene Papierfarben nötig. Er hält die Fehlerquote an der einzelnen Schule allerdings für höher als bei der bisherigen Systematik. Zur Frage nach der Sicherheit der neuen Variante sagt er: „Ich bin kein Computerspezialist, ich weiß nicht, ob so ein Stick auch geknackt werden kann.“Wie früher die Prüfungen, müsse nun eben der Stick an der Schule gelagert werden. Der Schulleiter des Gymnasiums am Bildungszentrum St. Konrad, Martin Wotke, sagt über die Neuerung: „Grundsätzlich sind wir dafür ausgestattet.
Ich mache mir keine Sorgen, dass der Kopierer kaputt geht.“Ohnehin habe die Schule zwei solcher Geräte und auch in den daneben befindlichen Schulen, der Real- und der Grund- und Werkrealschule, gebe es im Notfall weitere. Allerdings sei das Abitur eine Hochanspannungsphase, nicht nur für Schüler, auch für Lehrer. Und durch eine Umstellung in der Zusendung der Prüfungsunterlagen steige die Anspannung noch. In Deutsch bestehen die Prüfungsunterlagen aus einem ganzen Bündel Papier. Dabei dürfe keine einzige fehlen. Sollte etwa in der Geschichte-Prüfung eine Karikatur zu einer Aufgabe gehören, müsse diese klar gedruckt sein. Zunächst muss aber der USB-Stick mit einem Passwort freigeschaltet werden, das an die Schule übermittelt wird. „Ich frage mich, ob das mehr Sicherheit bringt“, sagt Wotke. Das bisherige System war aus seiner Sicht ausgereift.
Nicht alle Gymnasien sind betroffen
Die Lehrer werden mit am Kopierer stehen müssen, wenn die Aufgaben gedruckt werden, weil das Gymnasium nur eine Sekretärin habe. Das passe zu seinem Eindruck, sagt Wotke, dass im Lauf der Zeit immer mehr Verwaltungsaufgaben auch auf Lehrer abgewälzt wurden. „Dabei sollte sich der Lehrer auf seine Schüler und den Unterricht konzentrieren.“
Die beruflichen Gymnasien sind nicht betroffen, wie die Abteilungsleiterin Brigitte Schürmann von der Edith-Stein-Schule sagt. „Wir bekommen nach wie vor die gedruckten Abiturklausuren einige Tage vor der Prüfung mit einem Paketdienst angeliefert“, teilt sie mit. „Die verschlossenen Umschläge werden bis zum Prüfungstag an einem sicheren Ort aufbewahrt, zu dem ausschließlich die Schulleitung Zugang hat.“