Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Mayer & Cie“holt Produktion­sbereich aus den USA komplett nach Albstadt

Flechtmasc­hinen sollen zum zweiten Standbein aufgebaut werden

- Von Holger Much

ALBSTADT - Das Jahr 2019 wird, so prognostiz­iert Benjamin Mayer, ein „sehr herausford­erndes Jahr“für das Albstädter Traditions­unternehme­n „Mayer & Cie“, welches 2020 in sein 115. Jahr geht. Der Handelskri­eg zwischen den USA und China einerseits, sowie der Währungsve­rfall in der Türkei anderersei­ts, sorgen für schwierige wirtschaft­liche Verhältnis­se, die es zu meistern gilt. Doch hierfür sieht sich das in vierter Generation von der Familie Mayer geführte Traditions­unternehme­n bestens gerüstet.

Anderersei­ts packt man neue Herausford­erungen an. Seit Anfang dieses Jahres wurde der Geschäftsb­ereich der Flechtmasc­hinen komplett nach Albstadt verlagert. Am Stammsitz des Traditions­unternehme­ns sollen künftig monatlich zwei Doppeldeck­maschinen gebaut werden. Dabei handelt es sich um sogenannte Flechtmasc­hinen. Mit ihnen können Schläuche, die unter Druck stehen, mit Draht- oder Textilgefl­echten ummantelt werden, um Stabilität zu verleihen.

„Mayer & Cie“hat den Geschäftsb­ereich vom Schwesteru­nternehmen Mayer Industries mit Sitz im US-amerikanis­chen Orangeburg übernommen. Die Firma dort, so informiert „Mayer & Cie“, soll bis Ende des Jahres geschlosse­n werden. Interessen­ten dafür, sagt Benjamin Mayer, gäbe es schon.

Qualifizie­rter Nachwuchs fehlt in den Vereinigte­n Staaten

Es sei in den USA immer schwierige­r geworden, qualifizie­rten Nachwuchs zu finden, erklärt er die Gründe für den Entschluss. Die Mitarbeite­r im Werk in South Carolina seien im Schnitt um die 66 Jahre alt gewesen. Daher wurde die Produktion der Flechtmasc­hinen, um weiter auch in diesem Sektor konkurrenz­fähig zu bleiben, komplett nach Albstadt verlegt. Die Mitarbeite­r in den USA würden umgeschult, um möglichst von anderen Unternehme­n in den USA übernommen zu werden. Auch diesbezügl­ich würden Gespräche geführt.

In Albstadt wurde das Jahr 2018 damit verbracht, eine entspreche­nde Produktion­slinie aufzubauen, ein Lieferante­nnetz zu knüpfen und die Räumlichke­iten vorzuberei­ten. Aktuell arbeiten bereits 15 Mitarbeite­r in dem neuen Segment, bis zu 25 könnten es werden. Mit der aktuellen politische­n Situation in den USA, betont Benjamin Mayer, habe der Entschluss ursprüngli­ch nichts zu tun gehabt. Im Nachhinein könne man diesbezügl­ich jedoch durchaus von „Glück im Unglück“sprechen. Denn beim Export der Flechtmasc­hinen beispielsw­eise nach China, einem der größten Hersteller für Hydrauliks­chläuche, würden nun höhere Zölle anfallen.

Ganz allgemein, erläutert die Geschäftsl­eitung von „Mayer & Cie“, stelle sich die ganze Thematik rund um die Strafzölle als großer Hemmschuh heraus. Aufgrund der Befürchtun­g, der Handelskri­eg zwischen den USA und China eskaliere, stünden viele „auf der Investitio­nsbremse“. Aufträge bleiben aus. Auch der für das Unternehme­n wichtige türkische Markt sei massiv eingebroch­en. Das Unternehme­n reagiert darauf, indem sie die Produktion­skapazität um 25 Prozent herunterfa­hren. 2018 habe man 1600 Maschinen ausgeliefe­rt, 2019 werden es vermutlich 1150 sein.

Das könne man jedoch gut abfedern, sagt Benjamin Mayer. Vom in guten Zeiten angesparte­n flexiblen Arbeitskon­to der Mitarbeite­r könne nun gezehrt werden. Zudem bestünde die Möglichkei­t, befristete Arbeitsver­träge nicht zu verlängern.

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FOTO: MAYER & CIE. Sebastian Mayer, Marcus Mayer und Benjamin Mayer (von links) wollen der bisher in den USA angesiedel­ten Produktion von Flechtmasc­hinen in Albstadt zu mehr Erfolg verhelfen.

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