Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Robin Hood des Sozialwesens
Markus Schleicher stirbt 82-jährig – Grenzenloses ehrenamtliches Engagement
SIGMARINGEN - „Ich bin der Meinung, jetzt wäre es Zeit, sich Zeit zu nehmen für die Zeit, die mir verbleibt“, sagte Markus Schleicher zu seinem Abschied als Kreisvorsitzender des Sozialverbandes VdK. Ziemlich genau sieben Jahre sind ihm noch geblieben. Im Alter von 82 Jahren verstarb Schleicher am vergangenen Sonntag.
CDU-Landtagsabgeordneter Klaus Burger nannte ihn „den Robin Hood des Sozialwesens“. Er trifft den Nagel damit auf den Kopf. Markus Schleicher stand nicht nur zehn Jahre lang an der Spitze des Sozialverbands, er lebte diese Position mit Herz, Haut und Haar. Dass er selbst an Kinderlähmung litt, war für Markus Schleicher Antrieb, sich in den Dienst anderer Menschen zu stellen.
Das Soziale bildete einen Gegenpol zu seinem beruflichen Leben als Banker: Er war 44 Jahre lang im Bankensektor tätig, davon 25 Jahre in leitender Stellung als Direktor der örtlichen Südwestbank. Doch auch im Ehrenamt hat er sich in vielen Vereinen und Einrichtungen engagiert, denn sein Leitspruch in Beruf und Gesellschaft lautete: „Im Mittelpunkt steht der Mensch.“Davon ist seine Zeit als VdK-Mitglied geprägt gewesen. Im Bezirksverband Südwürttemberg-Hohenzollern und als Obmann der Revisoren im VdK-Landesverband Baden-Württemberg war Schleicher aktiv. Da der VdK Gesellschafter des Wohnbauunternehmens GSW ist, vertrat Schleicher die Interessen des Verbandes im Aufsichtsrat der GSW. Die letztgenannten Ehrenämter hatte er bis ins hohe Alter inne, erst ein Jahr vor seinem Tod gab er sie zurück.
Jahrzehntelanges Engagement in diversen Vereinen
Jahrzehnte hat Schleicher in verschiedenen caritativen Einrichtungen mitgearbeitet. So war er unter anderem 30 Jahre beim Malteser Hilfsdienst, zehn Jahre Vorsitzender der Sozialstation Thomas Geiselhart oder 35 Jahre im Krankenpflegeverein Sigmaringen aktiv, um nur einige seiner Ämter zu nennen. Vor allem stellte er auch seine Kenntnisse im Finanzwesen zahlreichen Institutionen zur Verfügung, war Kassenprüfer und Finanzberater. So wurde er schon vor seiner Zeit beim VdK für seinen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz und der Ehrenmedaille des Landes Baden-Württemberg dekoriert und mit diversen Ehrenurkunden ausgezeichnet. Der VdK-Kreisverband Sigmaringen ernannte ihn außerdem zu seinem Ehrenvorsitzenden.
Markus Schleicher hat sich immer der katholischen Kirche verbunden gefühlt. 20 Jahre war er als Pfarrgemeinderat in St. Johann und Herz-Jesu Gorheim (zehn Jahre Vorsitzender) tätig.
Schleicher war Mitglied in der Kolpingfamilie und im Verein der Freunde der Erzabtei Beuron sowie anderer kirchlicher Einrichtungen, und so verwundert es nicht, wenn er zu seinem Abschied als VdKKreisvorsitzender nachdenklich aus dem Buch Kohelet (1,2 – 11) zitierte: „Windhauch – alles Leben ist vergänglich, zerbrechlich.“
„Windhauch – alles Leben ist vergänglich, zerbrechlich.“Markus Schleicher zitiert aus dem Buch Kohelet.
Seine letzte Großaktion als VdKKreisvorsitzender war der Umzug in die Kreisgeschäftsstelle an der Josefinenstraße. Doch man würde Markus Schleicher nicht gerecht werden, wenn man ihn auf Projekte, auf Bauvorhaben reduzieren würde. Ein Technokrat oder ein Apparatschik war er gewiss nicht. Ihm ging es – das ist keine Floskel - um die Menschen. Wenn es jemanden hart traf, wenn er durch einen Unfall oder eine Krankheit ins Bodenlose zu fallen drohte, nahm er sich seinem Schicksal an. Mit der Akribie eines Buchhalters und der Herzlichkeit eines Samariters.
Dankgottesdienst am Donnerstag um 11 Uhr
Seine Frau Karin und seine Angehörigen laden für Donnerstag, 19. September (11 Uhr, St. Johann), nicht zu einem Trauergottesdienst ein. Sie wollen vielmehr Gott danken, dass Markus Schleicher in ihrer Mitte war. Und es gilt, ihm für seine Mitmenschlichkeit zu danken.