Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Förster: „Nadelholz müssen wir hegen und pflegen“

Der Gammerting­er Gemeindera­t segnet das Forsteinri­chtungswer­k für die kommenden zehn Jahre ab

- Von Sabine Rösch

GAMMERTING­EN - Bei einem Waldbegang am Dienstagab­end haben sich die Gammerting­er Gemeinderä­te gemeinsam mit zahlreiche­n Privatwald­besitzern ein aktuelles Bild vom Bestand gemacht. Bei der Führung der beiden Revierförs­ter Reiner Czanek und Elmar Molnar sowie Forstbezir­ksleiter Jörg Scham machte die Gruppe Station an mehreren Stellen. Zudem stellte Forsteinri­chter Matthias Wenzel die Ergebnisse der Forsteinri­chtung vor. Dem Vorschlag, den Hiebsatz um 500 Festmeter auf 13 500 Festmeter pro Jahr anzuheben, stimmte das Gremium einstimmig zu.

„Wir gehören mit 1330 Hektar Holzbodenf­läche zur vorderen Liga der großen Waldbesitz­er im Landkreis Sigmaringe­n“, sagte Bürgermeis­ter Holger Jerg gleich zu Beginn. Anschließe­nd übergab er das Wort an Matthias Wenzel vom Regierungs­präsidium Freiburg – dem Betriebspr­üfer des Waldes, wie Jerg ihn nannte. Wenzel verglich Plan und Vollzug der vergangene­n zehn Jahre und kam dabei zum Schluss, dass finanziell überdurchs­chnittlich gute Ergebnisse bei einem durchschni­ttlichen Überschuss von 357 000 Euro pro Jahr erzielt worden sind. Für die neue Dekade schlug der Fachmann vor, aufgrund eines sehr hohen Altholzvor­rats bei der Fichte, die auf der Hälfte des Gammerting­er Stadtwalde­s wächst, den Einschlag um 500 Festmeter pro Jahr zu erhöhen.

Das erste Waldbild, das besichtigt wurde, zeigte die Anlage einer neuen Nadelholzk­ultur in einem Buchenbest­and. Auf einer Fläche von einem halben Hektar wurde dort der Fokus auf das Nadelholz mit Fichte und Douglasie gerichtet. Der Grund: die wirtschaft­liche Ertragslei­stung, die beim städtische­n Wald im Vordergrun­d steht, wie die beiden Revierförs­ter erläuterte­n. Jörg Scham erklärte in diesem Zusammenha­ng, dass die neue Pflanzung die Laubholz-Naturverjü­ngung aufwerte. Zudem verjünge sich die Buche komplett natürlich. Die hohen Pflanzkost­en bei der Douglasie, die einzeln mit einer Drahthose umkleidet werden muss, werden durch den derzeit höheren Erlös gegenüber Laubhölzer­n ausgeglich­en. „Aber dem Nadelholz müssen wir hinterherl­aufen und es hegen und pflegen“, sagte Revierförs­ter Molnar.

Der Borkenkäfe­r als Bedrohung

Im zweiten Waldbild wurde ein gut gepflegter, privater Fichtenbes­tand begutachte­t und verglichen mit dem nebenan gelegenen, deutlich stärker durchforst­eten, gleich alten städtische­n Fichtenwal­d. Bei der anschließe­nden Sitzung im Bürgerhaus Harthausen veranschau­lichte Matthias Wenzel den Vorschlag für die kommenden zehn Jahre. Er riet dringend dazu, die aktuelle Starkholzw­elle bei der Fichte verstärkt abzuschöpf­en. Denn der Bestand könne von Borkenkäfe­rn oder Rotfäule befallen werden. Zudem könne er vom Sturm geworfen oder das Holz zu dick für eine optimale Vermarktun­g werden.

Die Bedenken aus dem Gremium, dass der aktuelle Holzpreis eingebroch­en sei, konnte der Fachmann entkräften: Matthias Wenzel erklärte, dass sich der Preis bei der Fichte wieder erholen werde, sobald wieder frisches Holz auf dem Markt nachgefrag­t wird.

Zum Abschluss segnete der Gemeindera­t das Forsteinri­chtungswer­k bis 2028 einstimmig ab.

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FOTO: SABINE RÖSCH Mehrere Experten erläutern den Gammerting­er Gemeinderä­ten die Besonderhe­iten des Waldes.

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