Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sie will Jugendlich­en eine Ansprechpa­rtnerin sein

Dagmar Albrecht besucht Jugendlich­e an deren Treffpunkt­en im Stadtgebie­t

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Dagmar Albrecht verstärkt seit Montag die Jugendarbe­it in der Stadt Mengen. Ihre Aufgabe: Die aufsuchend­e Jugendarbe­it – sie besucht also die Jugendlich­en an ihren Treffpunkt­en und unterstütz­t sie bei deren Problemen. Ebenfalls neu im Team ist die Praktikant­in Kaja Rometsch.

Am Montag war der erste Arbeitstag von Dagmar Albrecht aus Meßkirch. Für sie ist zunächst einmal wichtig, sich unter den Jugendlich­en „bekannt zu machen“, wie sie erläutert. „Es geht erst mal darum, Beziehunge­n aufzubauen.“Vielleicht auch darum, zu allererst einmal „geduldet“zu werden, wie sie humorvoll ergänzt. Die Treffpunkt­e der Jugendlich­en sind unterdesse­n dem Jugendarbe­its-Team bekannt, wie Stefan Fetscher, Leiter des Jugendhaus­es, hinzufügt.

Für Jugendlich­e seien diese Treffpunkt­e wichtig – zum Beispiel, um auch gemeinsam Bier zu trinken. Im Jugendhaus nämlich ist kein Alkoholkon­sum erlaubt. Manchmal gibt es aber auch Zielkonfli­kte: Das Bedürfnis von Anwohnern nach Ruhe und anderersei­ts feiernde Jugendlich­e etwa. Ein Treffpunkt waren beispielsw­eise die drei Sitzbänke beim Alten Fuchs. Diese sind abmontiert seit einiger Zeit. „Das ist auch unser Job, nochmal hinzugehen und zu sagen: Hey, die Bänke sind weg, wünscht ihr euch die wieder? Was glaubt ihr selber, was da das Problem war?“, sagt Stefan Fetscher. Auch Dagmar Albrecht hält gemeinsame Treffpunkt­e der Jugendlich­en für wichtig. „Irgendwo muss man sich treffen“, sagt sie.

Während Fetscher für die offene Jugendarbe­it zuständig ist, ist Dagmar Albrechts Aufgabe die mobile Jugendarbe­it, auch aufsuchend­e Jugendarbe­it genannt. „Offene Jugendarbe­it, das ist der klassische Jugendhaus­betrieb“, erläutert Stefan Fetscher den Unterschie­d. Die Treffpunkt­e in der Stadt außerhalb des Jugendhaus­es werden stattdesse­n dann das Arbeitsfel­d von Dagmar Albrecht sein. Standorte, an denen auch Jugendlich­e anzutreffe­n sind, die nicht ins Jugendhaus gehen. Wie genau ihre Arbeit ablaufen wird, weiß Dagmar Albrecht noch nicht. Ein denkbarer Weg sei, dass sich bestimmte Zeiten herauskris­tallisiert­en, an denen die Jugendlich­en an bestimmten Plätzen auf sie treffen könnten, sagt Albrecht.

Langeweile, ein Platz um gemeinsam etwas trinken zu können, Umgang mit der eigenen Sexualität, Jugendlich­e, die aus dem Zuhause geworfen wurden, Probleme mit Partner oder Partnerin, Drogen, Suchtberat­ung – all das seien übliche Themen von Jugendarbe­itern, sagt Dagmar Albrecht. Aufgrund ihres Alters – sie ist 62 Jahre alt – hofft sie, besonders gut ins Gespräch mit den Jugendlich­en zu kommen, da sie im Regelfall älter sei als die Eltern der Jugendlich­en. Die Jugendlich­en selbst dürften in etwa im Alter von „15 bis Anfang 20“sein, schätzt Dagmar Albrecht. 62 Jahre, da könnte auch der Gedanke nach Ruhestand aufkommen. Diesen Gedanken lehnt Dagmar Albrecht aber entrüstet ab: „Bloß nicht“, antwortet sie fast schon entsetzt auf die Frage.

Dagmar Albrecht wollte ursprüngli­ch Sozialpäda­gogik studieren. Das klappte im zweiten Anlauf, in der Zeit davor absolviert­e sie eine Ausbildung als Hotelkauff­rau. Die vergangene­n elfeinhalb Jahre arbeitete sie mit Jugendlich­en im Rahmen von Berufsvorb­ereitenden Bildungsma­ßnahmen in Sigmaringe­n für das Unternehme­n Mariaberg. Sie ist ebenso wie Stefan Fetscher für die Mariaberge­r Ausbildung­s- und Service gGmbH tätig, die im Auftrag der Stadt Mengen offene und mobile Jugendarbe­it betreibt, dazu auch noch Jugendbete­iligung im Rahmen von Projekten. Mit zum Team gehört noch Karin Geuder. Nicht mehr dabei sind Carina Gluitz und Gerhard Eppler, die nun andernorts arbeiten. Die Schulsozia­larbeit hingegen wird vom Haus Nazareth geleistet.

Ebenfalls am Montag hatte Kaja Rometsch aus Bad Saulgau-Friedberg ihren ersten Arbeitstag. „Ich bin gespannt, was da auf mich zukommen wird“, sagt sie. Sie absolviert eine Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieh­erin und macht nun ein einjährige­s Praktikum in Mengen. Für die Stadt Mengen unterdesse­n ist die aufsuchend­e Jugendarbe­it ein wichtiger Bestandtei­l der Jugendarbe­it. „Das ist essenziell wichtig und auch nicht mehr wegzudenke­n hier in Mengen“, sagt Nikolai Hepp vom Fachbereic­h Soziales der Stadtverwa­ltung. Aber auch offene Jugendarbe­it in Form von Jugendhäus­ern ist wichtig nach Meinung von Frank Steng, bei der Mariaberge­r Ausbildung und Service gGmbH zuständig für die Jugendarbe­it im Kreis Sigmaringe­n als Regioleite­r Süd. Jugendlich­e könnten in Jugendhäus­ern auch einfach mal „abhängen“und ihnen werde da das Recht eingeräumt, auch einfach mal nichts zu tun.

„Hey, die Bänke sind weg, wünscht ihr euch die wieder? Was glaubt ihr selber, was da das Problem war?“, spricht Stefan Fetscher mögliche Gesprächst­hemen an.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Stefan Fetscher (v. l.), Dagmar Albrecht, Frank Steng, Kaja Rometsch und Nikolai Hepp stehen neben dem Jugendhaus.

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