Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sie will Jugendlichen eine Ansprechpartnerin sein
Dagmar Albrecht besucht Jugendliche an deren Treffpunkten im Stadtgebiet
MENGEN - Dagmar Albrecht verstärkt seit Montag die Jugendarbeit in der Stadt Mengen. Ihre Aufgabe: Die aufsuchende Jugendarbeit – sie besucht also die Jugendlichen an ihren Treffpunkten und unterstützt sie bei deren Problemen. Ebenfalls neu im Team ist die Praktikantin Kaja Rometsch.
Am Montag war der erste Arbeitstag von Dagmar Albrecht aus Meßkirch. Für sie ist zunächst einmal wichtig, sich unter den Jugendlichen „bekannt zu machen“, wie sie erläutert. „Es geht erst mal darum, Beziehungen aufzubauen.“Vielleicht auch darum, zu allererst einmal „geduldet“zu werden, wie sie humorvoll ergänzt. Die Treffpunkte der Jugendlichen sind unterdessen dem Jugendarbeits-Team bekannt, wie Stefan Fetscher, Leiter des Jugendhauses, hinzufügt.
Für Jugendliche seien diese Treffpunkte wichtig – zum Beispiel, um auch gemeinsam Bier zu trinken. Im Jugendhaus nämlich ist kein Alkoholkonsum erlaubt. Manchmal gibt es aber auch Zielkonflikte: Das Bedürfnis von Anwohnern nach Ruhe und andererseits feiernde Jugendliche etwa. Ein Treffpunkt waren beispielsweise die drei Sitzbänke beim Alten Fuchs. Diese sind abmontiert seit einiger Zeit. „Das ist auch unser Job, nochmal hinzugehen und zu sagen: Hey, die Bänke sind weg, wünscht ihr euch die wieder? Was glaubt ihr selber, was da das Problem war?“, sagt Stefan Fetscher. Auch Dagmar Albrecht hält gemeinsame Treffpunkte der Jugendlichen für wichtig. „Irgendwo muss man sich treffen“, sagt sie.
Während Fetscher für die offene Jugendarbeit zuständig ist, ist Dagmar Albrechts Aufgabe die mobile Jugendarbeit, auch aufsuchende Jugendarbeit genannt. „Offene Jugendarbeit, das ist der klassische Jugendhausbetrieb“, erläutert Stefan Fetscher den Unterschied. Die Treffpunkte in der Stadt außerhalb des Jugendhauses werden stattdessen dann das Arbeitsfeld von Dagmar Albrecht sein. Standorte, an denen auch Jugendliche anzutreffen sind, die nicht ins Jugendhaus gehen. Wie genau ihre Arbeit ablaufen wird, weiß Dagmar Albrecht noch nicht. Ein denkbarer Weg sei, dass sich bestimmte Zeiten herauskristallisierten, an denen die Jugendlichen an bestimmten Plätzen auf sie treffen könnten, sagt Albrecht.
Langeweile, ein Platz um gemeinsam etwas trinken zu können, Umgang mit der eigenen Sexualität, Jugendliche, die aus dem Zuhause geworfen wurden, Probleme mit Partner oder Partnerin, Drogen, Suchtberatung – all das seien übliche Themen von Jugendarbeitern, sagt Dagmar Albrecht. Aufgrund ihres Alters – sie ist 62 Jahre alt – hofft sie, besonders gut ins Gespräch mit den Jugendlichen zu kommen, da sie im Regelfall älter sei als die Eltern der Jugendlichen. Die Jugendlichen selbst dürften in etwa im Alter von „15 bis Anfang 20“sein, schätzt Dagmar Albrecht. 62 Jahre, da könnte auch der Gedanke nach Ruhestand aufkommen. Diesen Gedanken lehnt Dagmar Albrecht aber entrüstet ab: „Bloß nicht“, antwortet sie fast schon entsetzt auf die Frage.
Dagmar Albrecht wollte ursprünglich Sozialpädagogik studieren. Das klappte im zweiten Anlauf, in der Zeit davor absolvierte sie eine Ausbildung als Hotelkauffrau. Die vergangenen elfeinhalb Jahre arbeitete sie mit Jugendlichen im Rahmen von Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen in Sigmaringen für das Unternehmen Mariaberg. Sie ist ebenso wie Stefan Fetscher für die Mariaberger Ausbildungs- und Service gGmbH tätig, die im Auftrag der Stadt Mengen offene und mobile Jugendarbeit betreibt, dazu auch noch Jugendbeteiligung im Rahmen von Projekten. Mit zum Team gehört noch Karin Geuder. Nicht mehr dabei sind Carina Gluitz und Gerhard Eppler, die nun andernorts arbeiten. Die Schulsozialarbeit hingegen wird vom Haus Nazareth geleistet.
Ebenfalls am Montag hatte Kaja Rometsch aus Bad Saulgau-Friedberg ihren ersten Arbeitstag. „Ich bin gespannt, was da auf mich zukommen wird“, sagt sie. Sie absolviert eine Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin und macht nun ein einjähriges Praktikum in Mengen. Für die Stadt Mengen unterdessen ist die aufsuchende Jugendarbeit ein wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit. „Das ist essenziell wichtig und auch nicht mehr wegzudenken hier in Mengen“, sagt Nikolai Hepp vom Fachbereich Soziales der Stadtverwaltung. Aber auch offene Jugendarbeit in Form von Jugendhäusern ist wichtig nach Meinung von Frank Steng, bei der Mariaberger Ausbildung und Service gGmbH zuständig für die Jugendarbeit im Kreis Sigmaringen als Regioleiter Süd. Jugendliche könnten in Jugendhäusern auch einfach mal „abhängen“und ihnen werde da das Recht eingeräumt, auch einfach mal nichts zu tun.
„Hey, die Bänke sind weg, wünscht ihr euch die wieder? Was glaubt ihr selber, was da das Problem war?“, spricht Stefan Fetscher mögliche Gesprächsthemen an.