Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zoff in Frankreichs Literaturszene
Erfolgsautor Yann Moix wird des Antisemitismus beschuldigt
PARIS (dpa) - Er galt als Favorit für Frankreichs begehrtesten Literaturpreis, den Prix Goncourt. Doch auf diese Auszeichnung braucht sich Yann Moix mit seinem neuen Buch „Orléans“in diesem November keine Hoffnungen mehr zu machen. Der Erfolgsautor und Fernsehmoderator steht seit Tagen im Mittelpunkt einer Kontroverse in Frankreichs Kulturszene. In der „Moix-Affäre“geht es vor allem um seine anscheinend antisemitische Vergangenheit.
Die Entscheidung, Moix trotz der vorwiegend guten Kritiken seines neuen Buches nicht auf die begehrte Goncourt-Favoriten-Liste zu setzen, fiel erst vor wenigen Tagen. Moix steht im Zentrum einer Polemik aus zwei Akten. Der jüngste wurde durch die von der Wochenzeitung „L'Express“enthüllten antisemitischen Zeichnungen und Texte ausgelöst, die der heute 51 Jahre alte Autor vor 30 Jahren veröffentlicht hat. Auf einer wird ein deportierter jüdischer Häftling mit einem Coca-Cola-Slogan veralbert. Für seine Zeichnungen hat sich Moix in mehreren Medien entschuldigt und sie als Jugendsünde abgetan. Er sei heute von dem jungen Mann mit 21 Jahren, der er damals gewesen sei, wortwörtlich angeekelt, sagte er. Er sei kein Antisemit.
Die „Affäre Moix“spaltet seitdem Frankreichs Intellektuellen-Szene. Während sich die renommierten Mitglieder der Akademie Goncourt von dem Autor distanziert haben, findet Moix in dem bekannten Philosophen Bernard-Henri Lévy einen Verteidiger. Moix gilt als sein Schützling.
Die Glaubwürdigkeit der Entschuldigung wurde jedoch auch vielfach infrage gestellt. So zitierte „Le Monde“jüngst den Essayisten Paul-Éric Blanrue, einen ehemaligen Anhänger der rechtsextremen Partei Rassemblement National, der behauptet, bis 2013 Kontakt zu Moix gehabt zu haben.