Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Der rote Winfried“verlässt den Rat
44 Jahre lang war er Mitglied – Winfried Köpfer trauert um seine verstorbene Frau
INZIGKOFEN - Winfried Köpfer scheidet nach 44 Jahren aus dem Inzigkofer Gemeinderat aus. In der Sitzung am Donnerstagabend ist der 77Jährige verabschiedet worden. „Du hast der Gemeinde im positiven Sinne Deinen Stempel aufgedrückt“, würdigte Bürgermeister Bernd Gombold den langjährigen Kommunalpolitiker. Köpfers Verabschiedung war verschoben worden, weil dessen Frau Doris vor wenigen Wochen überraschend verstarb. In seiner Dankesrede sagte Köpfer unter Tränen: „Ich bin so traurig, dass sie heute nicht dabei sein kann, ihr Tod ist das schlimmste, was mir in meinem Leben passiert ist.“Als der langgediente Gemeinderat vom Ratstisch zurück ins Publikum geht, legt er seinen ehemaligen Kollegen noch ans Herz: „Ihr Männer, haltet Eure Frauen in Ehren, manchmal kommen sie zu kurz.“
Winfried Köpfer ist ein Wahl-Inzigkofer. 1972 zog der Pädagoge in die Gemeinde vor den Toren Sigmaringens. Beruflich wirkte er als Leiter der Sigmaringer Fidelisschule, unter der Trägerschaft des Landkreises werden dort Behinderte gefördert. „Wie kaum ein anderer hat er Sozialpolitik und soziales Engagement in diesem Landkreis gestaltet“, sagte Gombold. Den Verein „Hilfe für Behinderte“baute er auf, ebenso gilt Köpfer als Geburtshelfer der Behindertenwerkstätten und anderer Einrichtungen in Sigmaringen.
Der „rote Winfried“war als SPDMitglied bei den Freien Wählern „ein willkommener Mitbewerber“, wie es der stellvertretende Bürgermeister Gerhard Klein ausdrückte. In diesem Moment leuchtet auf der Leinwand ein Foto von Winfried Köpfer und Peter Struck auf.
Manchmal war Köpfer auch ein Einzelkämpfer
Seine Meinung im Gemeinderat folgte häufig nicht der Mehrheit: Wenn ihn eine Sache überzeugte, war er gerne Einzelkämpfer. In typischer Köpfer-Rhetorik klingt das so: „Mehrmals habe ich einstimmig nicht gesiegt, aber das war nicht schlimm.“
Die Wähler schätzten ihn, sie schätzten sein Rückgrat. Schon als er sich 1975 erstmals für den Gemeinderat bewarb, gaben sie ihm die meisten Stimmen. Köpfer hob nicht ab, er hatte das Ohr bei den Menschen. Das lag daran, dass er in vielen Vereinen Mitglied war. Das hängt auch mit seiner Tätigkeit als Gemeinde-Berichterstatter zusammen, die ihn mit Bürgern aus allen Schichten und Ortsteilen zusammenkommen ließ. Bis heute schreibt Köpfer Berichte für die „Schwäbische Zeitung“. In den Würdigungen wurde dies mehrfach erwähnt: „Es würde uns gut tun, wenn Du wieder mehr schreiben würdest“, sagte sein früherer Fraktionskollege Gerhard Klein.
Gombold rief einige mit Köpfer verbundene Marksteine „schlaglichtartig in Erinnerung“. Sie lesen sich wie eine Gemeindechronik: Der Erwerb des Klosterareals, der Neubau des Rathauses, der Bau der Keltenhalle in Vilsingen zählten zu den wichtigsten Bauprojekten. „Eine schmerzliche Entscheidung“nannte Gombold die Schließung der Grundschule Engelswies.
Die Diskussionskulter im Kommunalparlament sei früher schärfer gewesen, bemerkte Köpfer noch. Und schob hinterher: „Das hat mir mehr Spaß gemacht.“Er will dies als Aufforderung an seine Nachfolger verstanden wissen.