Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Digitale Geschäftsprozesse werden stärker berücksichtigt
am besten, welche Herausforderungen die zunehmende Digitalisierung mit sich bringt.“Die Arbeitgeber seien deshalb wichtige Impulsgeber für die Modernisierung der Berufe. beinhalten. Schon vergangenes Jahr wurde im kaufmännischen Bereich mit dem Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im E-Commerce bundesweit ein vollständig neuer Beruf eingeführt. Betriebe, die Waren oder Dienstleistungen online vertreiben, können so ihre Fachkräfte im Bereich E-Commerce erstmals selbst ausbilden.
Bei der Stuttgarter Paul Lange & Co. OHG, einem Großhändler für Fahrradkomponenten, hat der Ausbildungsverantwortliche Christian Limmer das erste Jahr mit einer Auszubildenden zur Kauffrau im ECommerce hinter sich. „Es ist gut, dass es diesen Beruf jetzt gibt“, fasst er zusammen, „und dass wir jetzt für diesen Unternehmensbereich unsere Fachkräfte selbst ausbilden können.“
Der Onlinehandel nehme zu, Faxbestellungen seien rückläufig und ohne Digitalisierung vieles gar nicht mehr machbar. „Aber auch in unseren anderen Ausbildungsberufen, wie zum Beispiel der Fachkraft für Lagerlogistik oder dem Kaufmann für Groß- und Außenhandel ist Digitalisierung längst ein Thema“, sagt Limmer. „Im Lager arbeiten wir mit Scannern, Lieferscheine und Rechnungen werden digital versendet.“Mit dem Ausbildungsberuf Kaufmann im E-Commerce werden betriebswirtschaftliche Grundlagen mit Spezialwissen zum Onlinehandel ergänzt. In der Berufsschule in Stuttgart gebe es für den neuen Beruf bereits eine eigene Ausbildungsklasse. „Das ist dort bestimmt eine Herausforderung für die Berufsschullehrer, sich mit Lernmaterial und Lehrprogrammen anzupassen.“Anpassungen wurden vonseiten der IHKs im Land auch bei anderen Berufen getätigt. Bei den industriellen Metall- und Elektroberufen ebenso wie beim Ausbildungsberuf Mechatroniker, wo Ausbildungsinhalte erweitert oder angepasst wurden. Neu sind Zusatzqualifikationen unter anderem in den Bereichen Fertigungsverfahren, Programmierung, IT-Sicherheit, Digitale Vernetzung, Prozess- und Systemintegration. Die ersten Auszubildenden im Land haben bereits im Sommer eine Prüfung in einer solchen Zusatzqualifikation erfolgreich abgelegt. Mithilfe von Anpassungen der Ausbildungsordnungen sollen bis August nächsten Jahres auch die vier IT-Berufe grundlegend modernisiert werden. Und bis zum Jahr 2020 wird auch der Beruf Bankkaufmann modernisiert, indem er konsequenter am Kunden ausgerichtet wird. So sollen digitale Geschäftsprozesse stärker berücksichtigt werden. Ebenfalls bis dahin werden die Laborberufe Biologielaborant, Chemielaborant und Lacklaborant an die neuen technologischen Entwicklungen angepasst. Nicht überall wird – und muss – gleich ein neuer Beruf eingeführt werden. Mit Weiterentwicklungen und Zusatzqualifikationen werden auch althergebrachte Handwerksberufe sukzessive an die Moderne angepasst. Computer gibt es ja nicht erst seit gestern und die meisten jungen Menschen sind fit auf digitaler Ebene und lernen hier schnell. Oft schneller als die Ausbildungsleiter.
Die IHKs begleiten in Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Bund und Ländern sowie der Berufsausbildungsforschung den Berufsentstehungs- und -modernisierungsprozess. Dort wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Abläufe für die Ausbildungsbetriebe, die Auszubildenden und die Prüfer zu digitalisieren.
So werde bis zum Ausbildungsstart 2020 ein bundesweites Bildungsportal für diesen Kundenkreis zur Verfügung stehen. Dort soll auch ein bundesweit einheitliches elektronisches Berichtsheft für Azubis und Betriebe nutzbar sein. Auch in der Höheren Berufsbildung, der sogenannten Aufstiegsfortbildung, werden die Berufsprofile erneuert und ganz neue Profile entstehen, wie zum Beispiel der geprüfte Meister vernetzte Industrie.