Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wundersame Sockenvermehrung
Seit Menschengedenken sorgen Waschmaschinen für Freud und Leid zugleich. Denn die Haushaltsgeräte verlangen ihren Tribut für frisch duftende Unterwäsche und fleckenfreie Oberbekleidung. Bei mindestens jeder zweiten Wäsche verschwindet nämlich eine Socke und ist von da an nicht mehr auffindbar. Der Anwender bemerkt das in der Regel erst beim Sortieren. Regelmäßig dringen dann Schreie der Verzweiflung aus den deutschen Waschküchen. So mancher Haushalt hat sich damit arrangiert: Dort gibt es nur noch einfarbige Socken, alle vom gleichen Hersteller. Fehlt eine Socke, kann sie mit jedem anderem Exemplar im Besitz des Sockenträgers frei kombiniert werden. Und schon beim nächsten Waschgang, wenn die Waschmaschine wieder eine verschluckt, bleibt auch keine mehr übrig.
Doch nach vielen Jahren der Untersuchung des Sockenparadoxons haben Wissenschaftler nun eine steile These veröffentlicht: Was, wenn die Waschmaschine gar keine Socken frisst, sondern immer eine zusätzliche Socke ausspuckt? Eine Behauptung, die das Universum völlig auf den Kopf stellt. Vielleicht sind wir die Sache stets zu pessimistisch angegangen. Mit dem Ergebnis, dass vielen Generationen von Waschmaschinen über Jahrzehnte Unrecht getan wurde.
Sollte das stimmen, könnte das Sockenparadoxon auch die Lösung für eines der größten Probleme der aktuellen Corona-Krise sein: Werfen Sie doch einfach mal eine Rolle Klopapier in die Trommel – natürlich auf eigene Gefahr. Vielleicht funktioniert’s ja. (sbh)