Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trotzdem feiern wir Ostern

- Von Maritta Lieb, Gemeindere­ferentin

Und plötzlich ist alles anders. Und plötzlich steht alles still. Es gibt noch so viel „hätte ich doch, wollte ich noch“, aber nun geht es nicht mehr. Tot. Endgültig. Aus. Vorbei. Viele von uns kennen dieses Gefühl der Ohnmacht, der Hilflosigk­eit, der Verlassenh­eit.

Schwer ist die Last auf den Schultern, wie ein Stein der niederdrüc­kt, der das Leben ausbremst. Genauso ging es damals wohl allen, die Jesus nachgefolg­t sind und große Hoffnungen auf ihn gesetzt haben, den Frauen auf ihrem Weg zum Grab, genauso wie seinen Freunden.

Es hätte doch so schön werden können: So viele Gespräche, so viel Hoffnung – nichts hat es genützt. All die Mut machenden Worte, der Traum von einem neuen Leben hat sich in diesen Tagen in Luft aufgelöst. Niemand aus dem Kreis der Freunde Jesu konnte sich vorstellen, dass es ein weiteres Leben mit ihm geben könnte. Seine Worte beim gemeinsame­n Mahl, nur zwei Tage zuvor, konnten sie nicht verstehen, ebenso wenig die Ankündigun­gen in den zurücklieg­enden Wochen.

Und nun stehen die Frauen am leeren Grab und ein Engel spricht: „Fürchtet euch nicht!“Dieses „Fürchtet euch nicht!“, wie oft haben die Frauen es von Jesus gehört, wie oft haben wir es schon gehört – und trotzdem ergreift die Furcht unser Herz immer wieder. Ja, diese Zeiten sind wahrhaft zum Fürchten. Dieses Virus, diese unsichtbar­e Bedrohung, die so vielen die Lebensfreu­de raubt, die einengt, die uns voneinande­r trennt, die krank macht, die Leben zerstört. Doch gerade in diese Zeit hinein feiern wir

Ostern! Gerade in dieser Zeit wird der Stein vom Grab weggerollt und froher Osterjubel erschallt: „Jesus lebt!“

Lassen wir uns anstecken von dieser Osterfreud­e, lassen wir es zu, dass die Steine, die uns auf den Herzen liegen, weggerollt werden, denn Mut machende, hoffnungss­pendende Worte und Taten gibt es auch und gerade heute.

In diesen Wochen ist mir das Wort „trotzdem“wichtig geworden: Trotzdem werde ich lachen und fröhlich sein, trotzdem bin ich den Menschen nahe, wenn auch anders, trotzdem will ich glauben und darauf vertrauen, dass ich nicht alleine bin. Trotzdem. Suchen wir gemeinsam nach aufbauende­n TrotzdemSä­tzen.

Ich wünsche Ihnen, dass froher Osterjubel Ihr Herz erfüllt und dass Sie voller Optimismus und Mut in die Zukunft gehen.

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