Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gottesdienste bald wieder möglich
Am Donnerstag beraten Bund und Länder über religiöse Zusammenkünfte
BERLIN (sz) - Die bundesweite Wiederaufnahme von Gottesdiensten rückt näher. Am Montag hat das Corona-Kabinett der Bundesregierung dem von den Religionsgemeinschaften vorgelegten Maßnahmenpaket zugestimmt. Am Donnerstag wird Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten beraten, um eine möglichst einheitliche Linie zu erreichen. Die Zuständigkeit, ob Gottesdienste stattfinden dürfen, ist Sache der Länder. In Bayern sollen sie ab 4. Mai wieder möglich sein, im Südwesten ab 11. Mai.
BERLIN (epd/KNA/AFP/sz) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten wollen wie ursprünglich geplant am kommenden Donnerstag über die Möglichkeit religiöser Zusammenkünfte während der Corona-Pandemie beraten. Am Montag beriet und billigte das sogenannte Corona-Kabinett der Bundesregierung das von den Religionsgemeinschaften eingereichte Rahmenkonzept, wie Regierungssprecher Steffen Seibert im Anschluss in Berlin mitteilte. Am Donnerstag sollen die Regierungschefs darüber entscheiden.
Seibert lobte das „Problembewusstsein und die verantwortungsvolle Haltung der Religionsgemeinschaften“, ihren Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu leisten. Sie hätten jeden Teil der Liturgie ihrer Gottesdienste und Feiern geprüft. An den Beratungen beteiligt waren die evangelische, katholische und orthodoxe Kirche, der Zentralrat der Juden sowie der Koordinationsrat der Muslime.
Die Konzepte der Religionsgemeinschaften sehen Abstands- und Hygieneregeln vor. Große Feste wie Taufen oder Konfirmationen sollen verschoben werden oder nur im kleinen Kreis stattfinden. Für Abendmahloder Eucharistiefeiern gelten – wenn sie überhaupt stattfinden müssen – besondere Regeln, etwa Handschuhpflicht, und die Empfehlung, auf den Wein zu verzichten. Der Koordinationsrat der Muslime rät dazu, eigene Gebetsteppiche in die Moschee mitzubringen.
Der Rahmenplan für Gottesdienste sieht konkret vor, dass die Teilnehmerzahlen in den Gotteshäusern gering sein müssen. Der Abstand für Besucher und „religiöses Personal“soll stets 1,5 bis 2 Meter betragen. Es sollen möglichst große Kirchen, Synagogen und Moscheen genutzt werden. Plätze sollen markiert, Ordner und Helfer sollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Alle Teilnehmer sollen eine Mund-Nase-Bedeckung tragen.
Zur Eindämmung der Pandemie hatten die Bundesländer im März Zusammenkünfte in Kirchen, Synagogen und Moscheen verboten. Mitte April wurden den Religionsgemeinschaften Lockerungen in Aussicht gestellt. In Sachsen und Thüringen sind Gottesdienste bereits wieder erlaubt. Fünf weitere Bundesländer, darunter Bayern, haben Startdaten Anfang Mai festgelegt. Für Baden-Württemberg hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann Gottesdienste für die zweite Maiwoche zugesichert.
Jedes Bundesland entscheide für sich, kommentierte ein Sprecher von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) das unterschiedliche Vorgehen der Bundesländer bereits vor den Beratungen am Donnerstag. Regionale Unterschiede seien zu akzeptieren. Der Bund habe ein Interesse daran, ein möglichst einheitliches Vorgehen zu erreichen.
Indes haben Bundesregierung und Ländervertreter die Erwartung an weitreichende neue Lockerungen der Corona-Beschränkungen in der für Donnerstag geplanten Bund-Länder-Schalte gedämpft. „An diesem 30. April wird es wichtige vorbereitende Beratungen und sehr begrenzte Beschlüsse geben“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag nach einer Sitzung des Corona-Kabinetts in Berlin. Es wurde allerdings erwartet, dass bei den Beratungen die mindestens bis zum 3. Mai dauernden Kontaktbeschränkungen verlängert werden.
Seibert sagte, die Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am Donnerstag kämen zu früh, um die Auswirkungen der zuletzt beschlossenen Öffnungen etwa von Geschäften auf die Infektionszahlen beurteilen zu können. Stattdessen verwies Seibert auf die nächsten geplanten Beratungen am 6. Mai. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte, bei täglich 2000 Neuinfektionen von massiven Lockerungen zu sprechen, sei noch zu riskant.