Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zum Wohle der Menschheit
Zur Lage der Landwirte in der CoronaKrise:
Welchen Stellenwert haben wir Landwirte, die wir wertvolle Lebensmittel hier in der Region produzieren, überhaupt? Was wäre, wenn nicht die Regale von Klopapier leer wären, sondern unsere Grundnahrungsmittel fehlen würden? Würde dem Verbraucher erst dann bewusst werden, was wir leisten? Tagtäglich stehen wir im Dienste des Verbrauchers, um Fleisch, Milch, Butter, Wurst, Gemüse, Obst, Eier und Brot zum Wohle der Menschheit zu produzieren. Wir wollen nicht immer nur angeprangert werden wegen CO 2, Düngeverordnung und Tierhaltung. Um unsere Tiere artgerecht halten zu können, muss der Verbraucher auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Uns wird es immer schwerer gemacht; immer mehr Grünfläche und Ackerland wird uns genommen und zugebaut. So können immer weniger Kleinbauern überleben. So beängstigend und bedrohlich diese Corona-Pandemie für uns alle ist: Es bleibt nur zu hoffen, dass der Verbraucher daraus lernt! Wir verlieren nicht den Mut, sondern wir wollen nur Anerkennung!
Michael Sonntag, Baindt
Keine Zukunft ohne Bewässerung
Zu „Warten auf Wasser“(23.4.):
Seit Anfang März hat es keinen nennenswerten Regen mehr gegeben, also seit sieben Wochen! Die Äcker sind nur noch Staub, die Pflanzen haben ihr Wachstum fast eingestellt, die Wälder fallen entweder dem Borkenkäfer zum Opfer oder es drohen Waldbrände. Dies ist nun das dritte Jahr in Folge, das eine solche Dürre bringt, Stichwort Klimawandel. Da die Klimapolitik bis jetzt nur homöopathische Schritte gegen den Klimawandel unternimmt (laut Jonathan Franzen ist es ohnehin schon längst zu spät), sollte man doch das Menschenmögliche gegen die Dürre unternehmen und Speicherbecken an unseren Flüssen und Bächen bauen, deren Wasser ungebremst an unseren Äckern vorbeifließt. Wir sehen offenbar einer Zukunft entgegen, in der ohne Bewässerung ein Überleben nicht möglich ist. Christiane Fladt, Leutkirch
Pflegenotstand ist bittere Realität Zum Leitartikel „Ausländische Kräfte sind nötig“(20.4.):
Als ein seit mehr als zehn Jahren unmittelbar Betroffener möchte ich mich bei der „Schwäbischen Zeitung“und bei dem mir persönlich nicht bekannten Autor Hajo Zenker für den Leitartikel bedanken, mit dem Sie auf die verzweifelte Situation von vielen Tausend, möglicherweise von Hunderttausenden pflegenden Angehörigen aufmerksam machen, die seit Jahren auf die Hilfe osteuropäischer Helfer angewiesen sind. Meine Frau, die seit elfeinhalb Jahren an Morbus Alzheimer erkrankt ist, wird nicht im Heim, sondern in den „eigenen vier Wänden“gepflegt. Das wäre ohne die fünf Polinnen nicht möglich, die seit inzwischen zehn Jahren „rund um die
Uhr“für meine Frau gesorgt haben oder sorgen wie für die eigene Mutter. Da ich selbst zu den „beati posidentes“, zu den, grob geschätzt, zehn Prozent legalen Auftraggebern gehöre, kann ich offen über die Nöte der „schweigenden Mehrheit“von Angehörigen schreiben, die ihre Pflegebefohlenen nur mithilfe bezahlbarer ausländischer Kräfte, wenn auch nicht immer „legal“, in ihrer gewohnten Umgebung versorgen können.
Aber auch legale Arbeitsverhältnisse waren und sind in diesen Wochen von hart bedrückenden, ständig wechselnden Verordnungen um Grenzkontrollen, Transfer und Quarantänen belastet, die zahllose pflegende Angehörige bei Tag und Nacht vor die quälende Frage gestellt haben: „Wie geht es morgen weiter?“
Das Virus, das uns alle in diesen Tagen heimsucht, hat endlich auch offengelegt, dass der in Aussicht gestellte Pflegenotstand längst bittere Wirklichkeit ist, auch wenn er schon seit Jahren von den Sozialpolitikern beharrlich beschwiegen wird. (Name des Verfassers, 91 Jahre alt, ist der Redaktion bekannt)
Nur existieren oder doch leben
Zu „Diskussion um Schutzmaskenpflicht“(25. 4.):
Egal welcher Glaubensrichtung man angehört (das neue Virus ist harmlos wie die Grippe – diese Ansicht ist schon deshalb falsch, da die Grippe nicht „harmlos“ist) oder der Gegenrichtung (das Virus ist ungeheuerlich gefährlich – was gesichert ebenfalls falsch ist, da es eben glücklicherweise weder Pest noch Lepra, noch Cholera ist und die Mortalität gemäß Professor Streeck 0,37 Prozent beträgt) so stellt sich doch für alle die Frage, ob wir künftig nur noch existieren oder leben wollen. Das Virus bleibt leider auf lange Zeit. Wollen wir wirklich monateoder jahrelang einen „Maskenball“aufführen, bis unsere Wirtschaft vollständig zerstört ist und wir auch keine Krankenhäuser mehr finanzieren können? Woher nehmen wir uns das Recht, unseren Kindern und unseren Jugendlichen ein normales Leben zu verwehren, um angeblich den berühmten neunzigjährigen Greis im Altersheim zu schützen (der wegen der Einsamkeit durch die ausbleibenden Besuche schon früher stirbt als nötig)?
Berthold Traub, Ravensburg