Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fischzucht baut ohne Genehmigung
So geht es jetzt mit der Anlage des Fürstenhauses weiter.
SIGMARINGEN - Der Pächter der Fischzuchtanlage an der Leopoldstraße hat mit der Erweiterung seiner Anlage begonnen, obwohl keine Baugenehmigung vorlag. Nach Angaben der Stadt ging er davon aus, dass keine Genehmigung benötigt wird. Doch dem ist nicht so.
Am Donnerstag ruhen die Arbeiten an der Leopoldstraße. Die Baumaschinen sind neben dem historischen Gebäude aus dem Jahr 1900 abgestellt. In die neu errichteten Becken in der Nachbarschaft des Gästehauses Pfefferle ist bereits Wasser eingelassen. Frischwasser plätschert, Forellen zappeln.
Die der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern gehörende Anlage ist seit dem Jahreswechsel langfristig an Markus Ruf aus dem Stettener Ortsteil Nusplingen verpachtet. Der Pächter organisiert seit einigen Monaten mehrmals monatlich einen Fischverkauf auf der Anlage.
„Die derzeitigen Becken sind lediglich ein Provisorium“, schreibt der Leiter des fürstlichen Immobilienbetriebs, Thomas Kanjar, auf eine Anfrage unserer Zeitung. Auf dem innerstädtischen Gelände sollen weitere Anlagen errichtet werden. Die baurechtlichen Anträge seien in Bearbeitung und würden vom Pächter in den kommenden Wochen eingereicht, denn nicht das Fürstenhaus investiert in die Anlage, sondern Markus Ruf.
Nachdem aus der Nachbarschaft Anfragen im Rathaus eingingen, beschäftigte sich das städtische Baurechtsamt mit der Baustelle. Ergebnis: Der Pächter sei fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Ergänzung der vorhandenen Wasserflächen genehmigungsfrei wäre, schreibt Stadtsprecherin Anja Heinz auf unsere Anfrage. Tatsächlich zählen Wasserbecken bis zu einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern laut Anhang der Landesbauordnung zu den verfahrensfreien Vorhaben. Allerdings gelte diese Regelung nicht für gewerbliche Fischzuchtbetriebe.
Der Fischzüchter Markus Ruf muss also eine Baugenehmigung nachreichen. „Aktuell ist davon auszugehen, dass bei Einhaltung der Emissionswerte im dortigen Mischgebiet die Anlage genehmigungsfähig ist“, schreibt die Stadtsprecherin weiter. Die Stadt habe dem Betreiber zur Auflage gemacht, innerhalb von zwei Monaten einen Bauantrag für die Anlage zu stellen. Das Landratsamt sei in den Vorgang involviert.
Unterdessen gibt es eine Diskussion über das Für und Wider eines Fischzuchtbetriebs. In einem an Gemeinderäte gerichteten Brief kommt der an der Jägerstraße wohnende Rüdiger Sinn zu dieser Einschätzung: „Bei so einer Fischzucht handelt es sich um eine Massentierhaltung. Mit all den negativen Folgen, zum Beispiel der Fischseuche IHN, die sich im Frühjahr in der Lauchert und diversen Fischbeständen ausgebreitet hat.“Aus Umweltbelangen hält Sinn die Bebauung „dieses wunderbaren Kleinods“für einen Fehler. Zudem weist er darauf hin, dass die Abwässer der Fischzucht in die Donau eingeleitet werden.
Das Fürstenhaus verweist in seiner Stellungnahme darauf, dass sich auf dem Gelände seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Fischzuchtanlagen befinden. „Ganz neu ist daher die Idee der Herstellung eines gesunden regionalen Produkts auf diesem Grundstück nicht“, teilt Thomas Kanjar von der Unternehmensgruppe mit, „sicher nicht ganz ohne Grund, denn das vorhandene Wasser eignet sich in Qualität und Menge hervorragend für diesen Zweck“. Der Pächter selbst war trotz mehrmaliger Versuche für die „Schwäbische Zeitung“nicht zu sprechen.