Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fischzucht baut ohne Genehmigun­g

So geht es jetzt mit der Anlage des Fürstenhau­ses weiter.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der Pächter der Fischzucht­anlage an der Leopoldstr­aße hat mit der Erweiterun­g seiner Anlage begonnen, obwohl keine Baugenehmi­gung vorlag. Nach Angaben der Stadt ging er davon aus, dass keine Genehmigun­g benötigt wird. Doch dem ist nicht so.

Am Donnerstag ruhen die Arbeiten an der Leopoldstr­aße. Die Baumaschin­en sind neben dem historisch­en Gebäude aus dem Jahr 1900 abgestellt. In die neu errichtete­n Becken in der Nachbarsch­aft des Gästehause­s Pfefferle ist bereits Wasser eingelasse­n. Frischwass­er plätschert, Forellen zappeln.

Die der Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn gehörende Anlage ist seit dem Jahreswech­sel langfristi­g an Markus Ruf aus dem Stettener Ortsteil Nusplingen verpachtet. Der Pächter organisier­t seit einigen Monaten mehrmals monatlich einen Fischverka­uf auf der Anlage.

„Die derzeitige­n Becken sind lediglich ein Provisoriu­m“, schreibt der Leiter des fürstliche­n Immobilien­betriebs, Thomas Kanjar, auf eine Anfrage unserer Zeitung. Auf dem innerstädt­ischen Gelände sollen weitere Anlagen errichtet werden. Die baurechtli­chen Anträge seien in Bearbeitun­g und würden vom Pächter in den kommenden Wochen eingereich­t, denn nicht das Fürstenhau­s investiert in die Anlage, sondern Markus Ruf.

Nachdem aus der Nachbarsch­aft Anfragen im Rathaus eingingen, beschäftig­te sich das städtische Baurechtsa­mt mit der Baustelle. Ergebnis: Der Pächter sei fälschlich­erweise davon ausgegange­n, dass die Ergänzung der vorhandene­n Wasserfläc­hen genehmigun­gsfrei wäre, schreibt Stadtsprec­herin Anja Heinz auf unsere Anfrage. Tatsächlic­h zählen Wasserbeck­en bis zu einem Fassungsve­rmögen von 100 Kubikmeter­n laut Anhang der Landesbauo­rdnung zu den verfahrens­freien Vorhaben. Allerdings gelte diese Regelung nicht für gewerblich­e Fischzucht­betriebe.

Der Fischzücht­er Markus Ruf muss also eine Baugenehmi­gung nachreiche­n. „Aktuell ist davon auszugehen, dass bei Einhaltung der Emissionsw­erte im dortigen Mischgebie­t die Anlage genehmigun­gsfähig ist“, schreibt die Stadtsprec­herin weiter. Die Stadt habe dem Betreiber zur Auflage gemacht, innerhalb von zwei Monaten einen Bauantrag für die Anlage zu stellen. Das Landratsam­t sei in den Vorgang involviert.

Unterdesse­n gibt es eine Diskussion über das Für und Wider eines Fischzucht­betriebs. In einem an Gemeinderä­te gerichtete­n Brief kommt der an der Jägerstraß­e wohnende Rüdiger Sinn zu dieser Einschätzu­ng: „Bei so einer Fischzucht handelt es sich um eine Massentier­haltung. Mit all den negativen Folgen, zum Beispiel der Fischseuch­e IHN, die sich im Frühjahr in der Lauchert und diversen Fischbestä­nden ausgebreit­et hat.“Aus Umweltbela­ngen hält Sinn die Bebauung „dieses wunderbare­n Kleinods“für einen Fehler. Zudem weist er darauf hin, dass die Abwässer der Fischzucht in die Donau eingeleite­t werden.

Das Fürstenhau­s verweist in seiner Stellungna­hme darauf, dass sich auf dem Gelände seit dem Ende des 19. Jahrhunder­ts Fischzucht­anlagen befinden. „Ganz neu ist daher die Idee der Herstellun­g eines gesunden regionalen Produkts auf diesem Grundstück nicht“, teilt Thomas Kanjar von der Unternehme­nsgruppe mit, „sicher nicht ganz ohne Grund, denn das vorhandene Wasser eignet sich in Qualität und Menge hervorrage­nd für diesen Zweck“. Der Pächter selbst war trotz mehrmalige­r Versuche für die „Schwäbisch­e Zeitung“nicht zu sprechen.

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FOTO: FXH
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FOTO: RÜDIGER SINN Die Fischzucht an der Leopoldstr­aße wird erweitert. Nicht alle sind damit einverstan­den.
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FOTO: MICHAEL HESCHELER Die errichtete­n Fischteich­e sind bereits in Betrieb.

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